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Sonntag, 1. September 2019
Naturkunde und mehr
Sonnabend, 31.8.
Nach Duschen und Frühstück und Räumen und Planen war es dann auch bald dreiviertel zehn und ich spazierte los Richtung „Amphitheater“ (halbkreisförmige Sitzgruppe mit Holzbänken), wo um 10 eine Führung starten sollte, und zwar der „Interpretive Hike“ mit Bruce Ause. Eine Naturführung sozusagen. Im Office hatte ich erfahren, dass Bruce seit unzähligen Jahren sowas macht und dort quasi zu Hause ist. Grund genug, ihn zu seiner Geschichte zum Frontenac State Park zu befragen. Ich habe mir nämlich vorgenommen, nicht nur eigene Eindrücke zu sammeln und Orte zu sehen und zu erleben, sondern auch Geschichten von Leuten einzusammeln. Jim hatte mir schon seine Story zum Devil’s Lake erzählt. Jedenfalls war ich deshalb etwas eher da, um Bruce für mein Anliegen zu gewinnen, und er sagte auch zu. Er hat früher Naturerlebnistouren mit Kindern organisiert, ist jetzt Pensionär und bietet diese Führungen kostenlos an. Um zehn waren erst nur drei Interessierte da, aber es wurden dann doch noch mehr. Der Spaziergang ging zunächst durch den prärieartigen Teil des Parks und endete im bewaldeten Hang. Ich lernte, dass man aus den Früchten des hier beheimateten Essigbaums Limonade machen kann, oder auch einen Sirup gegen Halsweh, ich lernte die „white snake rod“ kennen, eine weiß blühende Pflanze, die Kühe besser nicht fressen sollten, weil sie sie und ihre Milch vergiftet. An solch vergifteter Milch soll Abraham Lincolns Frau gestorben sein. Die Goldruten, die so herrlich von den Monarchfaltern umflattert wurden – so viele habe es lange nicht mehr gegeben, meinte Bruce – sind hier heimisch und gern gesehen. Ganz anders als der „buckthorn“ (Sanddorn), der als invasive Pflanze hier bekämpft wird. Erdhäufchen hier sind nicht von Maulwürfen, sondern von „gophers“ (Taschenratten), das Tier ist auch Maskottchen der Universität von Minnesota. Außerdem wies uns Bruce auf Schreie eines Fasanenhahns hin, zeigte und erklärte uns Vogelnester, auf essbare Beeren usw. Nach der gut einstündigen Tour setzte sich Bruce zu mir auf die Bank und erzählte mir, wieso er gern und oft dorthin kommt. Dann machte ich mich, es war mittlerweile fast Mittag, auf die Socken Richtung Nordwesten. Kurz vor St. Paul fuhr ich vom freeway ab, um einzukaufen (Lebensmittel) und bei Starbucks zu parken,um das WiFi zu nutzen. So ein Stop dauert dann auch immer seine Zeit, und so wurde es ziemlich spät, als ich im nächsten State Park ankam. Ich hatte mir den Carlos Lake State Park bei Alexandria herausgesucht – weil er auf der Strecke Richtung Glacier National Park liegt. Es war schon viertel sechs, als ich dort parkte. Das Visitor Center war geschlossen, also lief ich einfach drauflos. Dass eine Umrundung des Sees nicht zu schaffen sein würde, sah ich dann. Es fand sich aber ein Hinweisschild mit ausgewiesenen Wegen, die die meisten mit Fahrrad zu befahren schienen, denn mir begegneten nur zwei Fahrradpärchen. Der Trail ist nicht sonderlich spektakulär, aber man kann dort wunderbar laufen und die Natur genießen. Ich staunte nicht schlecht, als zwanzig Meter vor mir plötzlich Wild im Wald stand und mich anschaute. Ich weiß leider nicht, was für eine Reh-/Hirschart das war. Später sah ich sogar ein noch größeres Exemplar, das dann wohl ein männliches Tier war, aber der Bock war so schnell ins Dickicht gesprungen, dass ich keine Chance hatte, ihn abzulichten. Ich lief die erweiterte Runde um den „verborgenen See“ – der machte seinem Namen alle Ehre, viel bekam man von ihm tatsächlich nicht zu sehen! Daran schloss ich den Maple-Basswood-Trail an, auf dem ich über die hiesige Baumwelt informiert wurde. Details lasse ich da mal aus ;) Ein Waschbär in seinem natürlichen Habitat rundete das Ganze ab. Nach anderthalb Stunden, zuletzt verfolgt von Mücken, kam ich wieder am Visitor Center an. Dort schnappte ich mir alles für mein Abendessen und ging damit zum Ufer des Sees Carlos, wo ich mich auf der scheinbar einzigen, aber freien Bank niederließ und zu Abend aß. Danach hatte ich erst überlegt, auf dem Parkplatz eine nahegelegenen Kirche die Nacht zu verbringen, aber da hätte ich keinen Zugang zu Sanitäranlagen gehabt, weshalb ich ein „rest area“ an der Interstate anpeilte. Der erste Rastplatz gefiel mir aber nicht und hatte im Netz auch nicht so gute Bewertungen, der nächste war aber noch 115 Meilen entfertnt. Er sollte aber gut sein, deswegen entschloss ich mich, obwohl es schon dunkel war, noch weiter zu fahren. So kam im Dunkeln durch das cineastisch berühmt gewordene Fargo. Der Rastplatz „Oriska Rest Area“ bot dann saubere Anlagen, genug Platz war auch und – das Schmankerl – es gab WLAN! Gegen halb elf legte ich mich schlafen und verbrachte eine ruhige Nacht.

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Letzte Aktualisierung: 2019.12.01, 10:14
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