This is America - People and Places
Montag, 7. Oktober 2019
Gewaltige Bögen
Sonntag, 6.10.
Man kann hier gut die Milchstraße sehen, aber heutzutage ist ja längst nicht mehr alles, was am Nachthimmel blinkert, auch ein Stern. Ich starrte trotzdem gebannt hinauf, bis mein Nacken steif wurde. Es wurde hier nicht so kalt, deutliche Plusgrade. Kurz vor der Morgendämmerung gab es seltsame Geräusche. Ich dachte zunächst an irgendein Tier, aber es klang sehr komisch, als ob jemand einen Stuhl über einen Holzfußboden schiebt, als ob eine Tür knarzt, so in der Art. Man gut, dass ich das nicht in einem Haus hörte, das hätte ich dann vielleicht ja gruselig gefunden. Es war der aufgekommene Wind, der die Zweige der Pappel an meinem Auto schliff. Ich stand später auf, als gedacht, ließ mir Zeit im Bad, frühstückte vor Ort am Picknicktisch. Dann brach ich auf aus dem verschlafenen Tal und steuerte Moab an. Noch vor zwölf erreichte ich den ACT-Campingplatz, wo ich am Vortag für zwei Nächte reserviert hatte. Ich checkte ein, und weil ich kein Zelt hatte, aber auch keinen Camper, bekam ich einen der zwei Behindertenparkplätze hinterm Haus und gleich neben den Zelten zugewiesen. Dort war auch ein Raum mit Waschmaschinen, die Gelegenheit nutzte ich sogleich. Allerdings spülte die Maschine nicht ordentlich, hab jetzt überall Waschmittelflecken. Auch egal. Die Trockner waren alle besetzt, und da draußen Leinen waren, hing ich meine Wäsche eben auf, bei der trockenen Wärme tags hier sicher nicht die schlechteste Idee. Dann machte ich mich auf den Weg in den Nationalpark. Im Arches National Park ist alles ziemlich gewaltig. Der rote Sandstein ragt in verschiedenen Formen hoch aus der Ebene empor. Es gibt zum Beispiel den „Balanced Rock“, das ist ein großer Felsklumpen, der auf einer Felssäule ruht und scheinbar herunterzukippen droht. Natürlich gibt es auch, daher ja der Name, jede Menge Bögen. Auch die sind gewaltig. Könnte ein Kleinflugzeug durchfliegen, kann ich mir jedenfalls vorstellen. Bei „The Windows“ und dem „Double Arch“ war viel los, ich musste zwei Runden drehen, ehe ich einen Parkplatz hatte. Zuerst lief ich zum Doppelbogen, wo ich es mir für ein cooles Foto nicht nehmen ließ, in den oberen Bogen hineinzuklettern. Von dort stapfte ich zum Turret Arch und zu den zwei „Fenstern“, die aus der Ferne eher wie zwei Augen aussehen. Gewaltig alles. Meine Tour führte mich als Nächstes – und Letztes für heute – zum Wanderweg, der zum oberen Aussichtspunkt auf den „Delicate Arch“ führt. Dort gab es am Weganfang ein „historisches Gebäude“ (Wolfe Ranch) und wieder Petroglyphen, also Felsritzungen, diese gefielen mir besser als die im Capitol Reef. Dann ging es nach oben. Wenn nicht so viele Leute dort unterwegs gewesen wären, hätte man Mühe haben können, den Weg zu finden. Am Ende eröffnet sich der Blick ins Tal, hindurch durch den riesigen Felsbogen, der wirklich beeindruckend ist. Man konnte dort gut sitzen und den Ausblick genießen, das taten auch viele. Genauso viele, ich dann irgendwann auch, stellten sich an für ein Foto von sich im Bogen. Auffällig finde ich, dass die Asiaten die reinsten Weltmeister im Posen sind, da werden x Stellungen ausprobiert. Ich saß dort oben, bis die Sonne unterging, mit vielen anderen. Als dann das Licht so richtig schön wurde, gab es einige Unmutsäußerungen ob derer, die nicht aufhören konnten, den Bogen zu belagern, man konnte quasi kein Bild davon machen ohne Leute im Foto. War vor zwanzig/dreißig Jahren bestimmt noch ruhiger da oben. Aber so ist das nun mal in Zeiten von Internet und Globalisierung. Ich eilte dann hinab, denn ich wollte gern vor dem Dunkelwerden am Auto sein. Um acht war ich wieder auf dem Campingplatz, wo ich in der Camper-Küche samt Aufenthaltsraum zu Abend aß und auch jetzt noch sitze.

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Letzte Aktualisierung: 2019.12.01, 10:14
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