This is America - People and Places
Montag, 14. Oktober 2019
Von den heißen Quellen in die Grenzstadt
Sonntag, 13.10.
Es waren acht Grad heute Morgen dreiviertel acht. Zu der Zeit hatte ich bereits gefrühstückt und machte mich gerade auf den Weg zu den Riverbend Hot Springs in Truth or Consequences. Ich bezahlte meinen Eintritt, zog mich um, und kurz nach acht spazierte ich in den „Public Pool“-Bereich. Die acht Pools dort haben alle Badewannentemperatur (zwischen 95 und 108 Grad Fahrenheit, das sind 35 bis 42 Grad Celsius) und enthalten mineralisches Wasser aus den heißen Quellen. Sie sind open-air, direkt neben dem Rio Grande, dahinter thronen in der Ferne Berge – ein wunderbares Setting. Zum Relaxen ist auch genug Platz auf Liegen oder Stühlen. Die kühle Außentemperatur am Morgen kam gerade recht, denn zwischendrin musste man sich mal kurz abkühlen. Es gab auch eine kalte Dusche, aber die war nicht notwendig. Ich hatte für eine Stunde 12 $ bezahlt, und ich muss sagen: Das war es wert! Ich fand es dort wohltuend entspannend, und die Atmosphäre war auch sehr angenehm. Der dort eingeforderte Flüsterton trug sicherlich dazu bei. Wenn man im dazugehörigen Hotel übernachtet (das sollte man zeitig buchen!), ist der Bereich mit den „öffentlichen Becken“ inklusive. Außerdem gibt es auch „Private Pools“ – man kann sich einen eigenen kleinen Pool mieten, der mit Sichtschutz von anderen abgetrennt ist, alle auch direkt am Fluss mit Bergblick. Kann ich echt nur weiterempfehlen. Ich fühlte mich nach dem Bad fantastisch, fuhr bester Laune weiter Richtung Süden. Nach 40 Meilen schoss mir in den Kopf, dass ich meinen geliebten Bikini dort unter der Dusche hab hängen lassen – ich wendete und düste zurück, den wollte ich nicht einbüßen. Er hing noch genau dort, wo ich ihn vergessen hatte. Danach musste ich erst einmal tanken, was ich eigentlich erst am Zielort machen wollte. Mein Ziel war ein Koa-Campingplatz außerhalb von Las Cruces. Dort checkte ich für zwei Nächte ein, um eins machte ich mich wieder auf den Weg. Obwohl mehrere Leute mir erzählt hatten, in El Paso gäbe es nichts zu sehen und die Stadt sei eher öde, wollte ich dorthin. Sie hatten Recht. Ich parkte mein Auto in der Innenstadt bei einem KFC und aß dort auch (mein erstes Fastfood hier!) Burritos, aber nur, um quasi eine Parkberechtigung zu erwerben. Ich legt meinen Bon aufs Armaturenbrett, damit keiner auf die Idee kommt, mein Auto abschleppen zu lassen, denn der Parkplatz war nur für Kunden, und ansonsten gab es rundum auch nur Kurzzeitparkplätze mit diesen altertümlichen amerikanischen Parkuhren, mit denen ich mich nicht abgeben wollte. Dann lief ich Richtung Grenze. El Paso ist ja eine geteilte Stadt. Auf mexikanischer Seite heißt sie Ciudad Juárez. Der Rio Grande ist die Grenze. Zu Gesicht bekommt man ihn hier nicht. Davor verläuft eine große Schnellstraße, dahinter noch Schienen ... Ich kam am Areal des US Customs and Border Protection am Paso del Norte vorbei, ein Obdachloser bettelte dort an der Einfahrt für die Angestellten. Ich gab ihm einen Quarter und fand das hinterher ziemlich kleinlich. Was man von der Grenze sehen kann, ist eben dieser Grenzübergang namens Paso del Norte. Es gibt eine Straßenbrücke und eine Fußgängerbrücke. Am Eingang zu letzterer tummelte ich mich dann. Ich war versucht, mal kurz nach Mexiko hinüberzuschauen (1Dollar/2 Peso Maut!), aber hatte Bedenken, dass das Probleme geben könnte, also ließ ich es. Ich schaute dort aus nach Menschen, die ich ansprechen könnte wegen einer Geschichte über das Leben in der geteilten Stadt. Aber alle, die ich fragte:„¿Habla inglés?“, die antworteten mit „No“. Mir fiel auf, dass die zurückkehrenden Mexikaner fast alle mit Beuteln beladen waren. Sie hatten offensichtlich auf amerikanischer Seite eingekauft. Das irritierte mich. Ich kam kurz mit einem Security Officer ins Gespräch, der aber keine Zeit für eine längere Erzählung hatte, der erzählte mir, sie würden billiges chinesiches Zeug hier kaufen, das es in Mexiko nicht gäbe, dort sei alles teurer. Das überraschte mich. Er meinte außerdem, dass viele der Leute unnütze Dinge kaufen würden, und einige mehr, als sie bräuchten, weil sie das Zeug auf der anderen Seite mit Gewinn verkaufen würden. Er selbst war dafür zuständig sicherzustellen, dass die Leute, die im Duty-free-Shop eingekauft hatten (in erster Linie ging es um Alkohol) auch tatsächlich die Grenze passieren. Er erklärte mir auch, seit der Zaun so richtig dicht dort sei, gäbe es weniger Drogenschmuggelei, dafür auf der anderen Seite mehr Gemetzel. Dann musste er weiter seinen Job machen. Ich versuchte, auf Spanisch zu einer Geschichte zu kommen. Ich schaffte es auch mit Ach und Krach, mein Anliegen zu erklären, verstand aber kein Wort von der Antwort und musste aufgeben. Außerdem: Wer hätte mir das übersetzen sollen? Und wie hätte die junge Frau meine Einverständniserklärung unterschreiben können? Die ist ja in Englisch. Es war gar nicht so einfach, jemanden zu finden. Einige konnten auch Englisch, hatten es aber eilig. Schließlich hatte ich doch Glück, und zwar richtiges. Denn die junge Amerikanerin, die sich bereiterklärte, mir vom Leben in der geteilten Stadt zu erzählen, hatte eine allzu passende Biographie. Ich kehrte zufrieden zu meinem Auto zurück, durchlief dabei die Straße, die alle aus Mexiko ankommenden als Erstes passieren – und da gab es wirklich einen Ramschladen neben dem nächsten. Ansonsten gab es in El Paso wirklich nichts Sehenswertes. Ich versuchte noch, an anderer Stelle zum Grenzzaun vorzudringen, aber vergeblich, es war alles verbaut oder vorab abgesperrt. Daraufhin machte ich mich auf den Weg zurück zum Campingplatz. Dort aß ich, meisterte endlich das Problem mit meinem Diktiergerät – mittels Formatierung – und nun, um sieben, ist die Sonne schon untergegangen, ich habe mir etwas Langärmeliges übergezogen – aber tags waren es bis zu 26 Grad. Es soll nicht kälter als 16 Grad werden kommende Nacht, aber selbst wenn der Wert wieder vier Grad tiefer liegen sollte, ist das eine komfortable Temperatur. Ich mache mir nur Sorgen, dass mein Essen morgen tagsüber zu warm wird ...

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