This is America - People and Places
Dienstag, 15. Oktober 2019
Durch die Wüste wandern
Montag, 14.10. (Columbus Day)
Ich ließ mir morgens Zeit, gegen neun zuckelte ich los, eine gute Stunde Richtung Osten über die Route 70. Ich passierte einen Immigration Checkpoint, bei dem ich meinen Pass zeigen musste. Kurz dahinter gibt es ein ganz spezielles „National Monument“, so heißen die Mini-Nationalparks. Dieses heißt „White Sands“ und ist eine tatsächlich weiße Sanddünenwüstenlandschaft! Sie bedecken 275 Quadratmeilen. Es sind uralte Gipsschichten, die vor Millionen Jahren im Meer lagen. Das musste ich mir natürlich anschauen! Gleich beim ersten Stopp, einem kurzen Bretterweg in die Dünen hinein, kollabierte mein Handy. Es ging aus und nicht wieder an, obwohl ich es immer im Auto lade, es also keinesfalls leer sein konnte. Das trieb mich zur Verzweiflung. Trotzdem fuhr ich weiter in die weiße Sandlandschaft hinein, bis zum finalen Wendepunkt, wo ein %_Meilen-Rundwanderweg durch die weiße Wüste war, den ich zu gern gehen wollte. Ohne GPS und ohne Tracking leider. Und ohne Handynetz natürlich auch. Ganz allein ... Aber der Pfad war wunderbar markiert, alle paar hundert Meter steckte ein Pfahl im Sand als Markierung, man sah immer mindestens einen weiteren. Der weiße Sand reflektiert die Sonne aber bestimmt genauso gut wie Wasser, wenn nicht besser, Sonnenschutz war Pflicht. Außerdem wurde es ordentlich warm dort, obwohl es noch später Vormittag war. Man sollte für die 8 km drei Stunden veranschlagen, aber die Zeitangaben hier sind meistens zu hoch gegriffen, während es bei den Entfernungsangaben eher umgedreht ist. Vor mir lief noch ein junger Kerl, ein Pärchen hinter mir kehrte irgendwann wieder um. Ich versuchte, in seiner Sichtweite zu bleiben, nur sicherheitshalber. Es ist schon ein spezielles Erlebnis, durch die Wüste zu laufen, auch wenn es eine eigentlich ja kurze Strecke war. Der Wind hinterließ Wellen im Sand, an anderen Stellen war er aber auch glatt. Natürlich gab es auch reichlich Fußstapfen. Ein Witzbold hatte über die gesamte Höhe einer Düne „GO“ in den Sand gestapft. Leben gab es auch: ein paar karge Pflanzen und einige Tiere auch. Ich sah einen großen schwarzen Käfer, Ameisen und einen „bleached earless lizard“, also eine ausgebleichte – an den weißen Sand angepasste – und ohrlose Eidechse. Es war schwer, dort Fotos zu machen, weil es ringsum so extrem hell war, sah man schlicht nichts auf dem Display. Zum Glück konnte ich ja wenigstens mit meiner Kamera Fotos machen. Es ging die Dünen hinauf und hinunter, hinauf war natürlich schwierig in dem Sand, aber hinunter flutschte es wunderbar. An vielen Stellen war der Sand auch fest. Nach weniger als zwei Stunden (1:50) hatte ich den Rundweg absolviert. Ich war ordentlich ins Schwitzen gekommen und froh, keine weiteren Pannen erlebt zu haben. Es gab noch zwei kurze Wege dort, aber da sieht man auch nichts anderes, weshalb ich dann Richtung Parkausgang fuhr. Ich hielt nochmal am Visitor Center, wo mir der Sonnenuntergang dort empfohlen worden war (aber das war einfach noch zu lange hin), um mir helfen zu lassen. Ich konnte ja nicht mal was googeln. Ich ließ mir einen Handyladen in Las Cruces raussuchen. Auf dem Weg zum Auto unternahm ich nochmal einen letzten verzweifelten Versuch, mein Handy zu starten, indem ich den Startknopf eine halbe Minute lang hielt, und da erwachte es Gott sei Dank wieder zum Leben! Ich hatte vielleicht in meiner Panik zuvor nicht lange genug gedrückt gehalten. Danach war die Welt wieder in Ordnung. Ich war wegen des Handys echt den Tränen nahe gewesen, denn da ist einfach alles drauf (und nicht auf der bereits vollen SD-Karte). Es war noch zu früh, um zurück zum Campingplatz zu fahren, also schaute ich bei Google, was es noch Interessantes in der Nähe gibt. Ich fand ein weiteres „National Monument“, das auf meiner Rückfahrroute lag – perfekt! Es handelte sich um das „Organ Mountain Desert Peak“-National Monument. Ich steuerte es an. Die Straße endete in einer Schleife, dort gab es einen einfachen Campingplatz und Wanderwege. Der erste, den ich fand, war aber 6 Meilen hin und 6 zurück, das kam nicht in Frage. Ich hatte ja schon 8 km in den Beinen. Mein linkes Knie ist übrigens wieder schmerzfrei, aber ich setze immer noch den linken Fuß zuerst nach unten, ist schon fast automatisiert. Die Schonung der letzten Tage war sicherlich mitverantwortlich für die Besserung. Dann schob ich ein Telefonat nach Hause ein, und danach kam ich zu einem 4-Meilen-Rundweg. Das passte. Ich hätte den Pine Loop Trail nur andersherum gehen sollen. Ich stieg nämlich bergauf in der brütenden Sonne und bergab im Schatten der Felsen ... Die Berge heißen Orgelberge, weil ihre Spitzen wie Orgelpfeifen nebeneinander aufgereiht sind, ich kann die Bergkette auch vom Campingplatz aus sehen – stehen nur ein paar Wohnwagen im Weg. Wüstengipfel sind es tatsächlich auch, am Wegesrand wachsen Yucca, verschiedenen Kakteen, Wacholder, dürres Gras und eine große Vielfalt an Wüstenblumen, die meisten gelb oder lila, einige rot blühend. Weiter oben, im Schatten der Felsen, wachsen die Kiefern , die dem Weg wohl seinen Namen gaben. Die Aussicht ins Land – unglaublich! Man kann herrlich weit blicken. Nicht weit entfernt sah man auch eine Raketenstation der US Army, die NASA hat in der Gegend auch Objekte. Man sah natürlich da nicht viel. Für den Rundweg brauchte ich 2:10 h, danach war ich platt. Ich habe heute auch über 4 Liter Wasser getrunken ... Ich kutschte zurück nach Las Cruces, wo ich noch tankte und Milch kaufte, dann folgte mein übliches Abendprogramm.

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Letzte Aktualisierung: 2019.12.01, 10:14
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