This is America - People and Places
Mittwoch, 16. Oktober 2019
Tag der Echse
Dienstag, 15.10.
Am Morgen hatte der Nebel alles befeuchtet. Ich saß beim Frühstück deshalb auf „meinem“ Campingstuhl. Heute wollte ich gen Westen fahren, dort sah der Himmel allerdings etwas düster aus. Es stellte sich heraus, dass das aber auch nur Nebel war, dunkler Nebel, angereichert mit Wüstenstaub! Auch auf der Interstate 10 West traf ich auf einen Checkpoint der US Border Patrol. Aber hier leuchtete die Ampel grün, es durften gerade alle durchfahren. Dann kam ich mal wieder in ein Gebiet, es war kurz bevor ich New Mexico verließ und wieder in Arizona war, wo vor Sandstürmen gewarnt wurde. Hier gab es auch per Schild Anweisungen, wie man sich verhalten solle bei einem Sandsturm: an den Rand fahren, Fahrzeug ausstellen, Füße von den Bremsen runter, angeschnallt bleiben. Das Vorletzte finde ich fragwürdig. Vielleicht kann es mir jemand erklären. In Bowie bog ich von der Interstate ab. Hier gab es auch Baumplantagen wir rund um Las Cruces, es waren aber keine Pekannüsse wie dort. Ich wollte zu einem weiteren National Monument, kam aber zunächst zu einem Historic Site, also einem geschichtsträchtigen Ort, Fort Bowie nämlich. Es gab einen 1,5 Meilen langen Wanderweg dorthin, aber so brennend interessiere ich mich nicht für die amerikanische Geschichte, schon gar nicht für klägliche Reste eines alten Forts. Auf der Info-Tafel wurde auch gewarnt, man solle die Augen offen halten, weil man nahe der Grenze zu Mexiko sei und Drogenhandel in der Gegend möglich sei. Außerdem wurde nach einem allerdings seit über 20 Jahren vermisstem Ranger gesucht. Alles nicht sehr einladend ... Die Straße war hier auch schon eine sogenannte „dirt road“, also ungeteert und unasphaltiert. Eine Passstraße war es dazu. Dort schickte Google mich lang! Ein Jeep kam mir mit Tempo entgegen. Das Beste war, dass ich von dieser Straße dann links abbiegen sollte auf eine noch kleinere „dirt road“. Vor der war ein verschlossenes Gatter. Ich orientierte mich selbst auf der Karte und fuhr geradeaus weiter, wo ich auf die US 186 stieß – Zivilisation! Da kamen auch gleich zwei Autos lang, die dasselbe Ziel hatten wie ich. Zugegeben, der kürzeste Weg (und wahrscheinlich auch der schnellste) war das letztendlich. Das Ziel war Chiricahua, das Land der aufrecht stehenden Felsen. Die sah man auch bald. Ich ließ mich im Visitor Center kurz beraten, dann fuhr ich zum hintersten Punkt, dem Massai Point, wo ich einen winzigen Naturpfad entlanglief. So erfuhr ich, dass die Felsen nichts anderes sind, als Vulkanasche, die durch Hitze und Druck zu Fels zusammengepresst und –geschmolzen worden ist. Die Gegend erinnert ein wenig an die Sächsische Schweiz, nur dass hier nichts aus Sandstein ist. Farbliche Nuancen stammen nicht von Mineralien, sondern von Flechten. Es gibt auch einige „balanced rocks“ hier, manche Fels-Stelen scheinen sich an andere anzulehnen, manche sind ulkig geformt, andere bilden Grotten oder Schluchten. Das alles bekam ich bei meiner Wanderung im Echo Canyon zu Gesicht – und jede Menge Echsen! Ich verpasste einen Abzweig, weswegen ich noch den Mushroom Rock Trail entlanglief – auf dem traf ich zwei deutsche Wanderer (damit hatte ich in so einem unbekannten Park nicht unbedingt gerechnet), das Paar kam aus Hohenstein-Ernstthal! Durch meinen Abstecher wurden aus 5 km 8,5 km, die ich aber genoss. Danach fuhr ich noch zu einem kurzen Wanderweg (3 km), der führte hinauf auf den höchsten Berg des Parks, den Sugarloaf Mountain. Ich erfreute mich wieder an den Blumen am Wegesrand, entdeckte weitere Echsen und ergötzte mich an den grandiosen Aussichten. Oben auf der Spitze war ein kleines Häuschen, das eine historische Feuerwachstelle ist. Mir waren auf dem Weg hinauf sechs/sieben Leute begegnet, aber es kam keiner nach mir hoch – es war unglaublich still dort oben, vom Summen der Insekten mal abgesehen. Als ich wieder unten ankam, traf gerade ein Auto dort ein – insgesamt ist es aber recht ruhig und entspannt dort in dem Park. Ich wollte nicht noch mehr Kilometer zurücklegen, ich lief heute ohnehin mit meinen Sneakern, weil meine wunden Zehen Abwechslung brauchten. Ich hatte gestern in der weißen Wüste feinen Sand in die eng anliegenden Sportsocken hineinbekommen, wie auch immer. Damit war ich dann in den Organ Mountains herumgekraxelt, das hat etwas wundgerieben. Am Visitor Center füllte ich an der „Trinkwassertankstelle“ – es gibt mindestens an jedem Visitor Center einen Trinkwasserspender – meine leer getrunkenen Flaschen auf. Es ist tags hier im Süden schon ziemlich warm. (Aber wenn die Sonne weg ist, kühlt es deutlich ab.) Meine Milch war heute morgen mal wieder sauer, hatte mir aber vorsorglich abends frische besorgt. Am späten Nachmittag verließ ich den Park und fuhr die 186 jetzt durch bis zur Interstate. Auf einem Rastplatz hielt ich an, denn mir war aufgefallen, dass ich den ganzen Tag lang kein Netz hatte – und dass das daran lag, dass meine US-SIM als nicht vorhanden angezeigt wurde. Gestern Abend hatte ich ja den Schacht geöffnet, um die SD-Karte auszutauschen ... Ich kramte meine Nagelschere heraus, um den Slot aufzubekommen, es war eigentlich alles ordentlich drin, ich ruckelte ein bisschen an der SIM-Karte herum und schob dann alles wieder rein, danach funktionierte sie wieder. Heute ganz ohne Panik, nur eine leichte Unruhe hatte mich bewogen, das auf dem nächsten Rastplatz zu klären. Ich aß dort dann gleich mein Abendbrot. Jetzt bin ich in Benson bei meinem neuen Lieblingssupermarkt. Morgen geht es wahrscheinlich zum Coronado National Forest, später zum Saguaro National Park.

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