This is America - People and Places
Sonntag, 20. Oktober 2019
Tier des Tages und Ghost Town
Sonnabend, 19.10.
Nach einer ruhigen Nacht bei 11 Grad (da ich wieder etwas nördlicher und höher bin, sind die Temperaturen moderat, tags wie nachts) stand ich heute nicht Punkt sechs vor der Tür des Ladens, sondern etwa eine Stunde später. Zum Frühstück musste ich mir mal wieder frische Milch holen, mein Auto hatte gestern offensichtlich zu lange in der Sonne gebrutzelt. Heute stand Jerome auf dem Programm. Den Morgen wollte ich zum Wandern nutzen, ich hatte mir den kurz hinter Jerome gelegenen Woodchute Trail herausgesucht. Um neun war ich auf dem Parkplatz. Es gab einen Kilometer weiter noch einen Parkplatz, wie ich dann feststellte. Na, war ja egal, ob ich nun 11,5 oder 13,5 km laufe. Auf dem Weg sollte man kaum Höhenmeter überwinden, das war genau das Richtige jetzt, denn meine Beine und Füße verlangten immer noch nach etwas Schonung. Eine siebenköpfige Gruppe startete kurz vor mir, die waren mit einem Auto bis zum zweiten Parkplatz vorgefahren. Der Weg war tatsächlich eine Wohltat – größtenteils kein spitzsteiniger oder gerölliger Untergrund, nur wenig Steigung. Er führte mehr oder weniger am Kamm entlang. Das bescherte uns Wanderern dort schöne Aussichten, auch wenn es im Tal etwas diesig zu sein schien. Ich hoffte, auf dem Rückweg dann klarere Sicht zu haben. Aber dem war nicht so, denn was das Tal etwas verschleierte, war Rauch von einem 'prescribed fire', wie ich erfuhr. Es gab dort oben auf ca. 2200 m neben einigen Wüstenpflanzen auch heimische Vegetation wie Eichen und Kiefern – der Duft letzterer mutete insbesondere heimisch an. Ich holte die Gruppe ein und lief dann mittendrin weiter. Wir kamen ein wenig ins Gespräch und erreichten gemeinsam den finalen Aussichtspunkt – wirklich beeindruckend immer. Die Gruppe bestand aus wanderfreudigen Lutheranern aus Phoenix, wie sich herausstellte. Während der Snackpause am Aussichtspunkt entdeckte einer aus der Gruppe dann das Tier des Tages: die „Arizona blond tarantula“! Das ist die Wüsten-Vogelspinne. Sie näherte sich einem Beutel mit Äpfeln und krabbelte dann weiter vor uns herum, bis es ihr zu bunt wurde. Keiner kam auf die Idee, sie auf seine Hand krabbeln zu lassen. Der Anblick dieses Tieres war natürlich ein Erlebnis. Ich brach dann als Erste wieder auf, und auf dem Rückweg entdeckte ich auf dem Weg noch eine Baby-Vogelspinne. Sie war deutlich ängstlicher und ging schneller in Deckung. Ihr Gift ist eher harmlos für Menschen, da sollte man sich hier eher vor Skorpionen in Acht nehmen, insbesondere vor dem „Arizona bark scorpion“. Ich habe hier aber noch keinen Skorpion zu Gesicht bekommen. Mehr Sorgen machte ich mir ehrlich gesagt, weil ich immer mal wieder Schüsse im Wald hörte, offenbar ist das Wochenende eine beliebte Jagdzeit. Die Schilder am Zugang zum Wanderweg, dass dort nicht gejagt werden dürfe, beruhigten mich nicht unbedingt. Aber das war dann wohl doch ein ganzes Stück weiter weg. Um eins hatte ich meine Wanderrunde beendet. Nun fuhr ich wieder zurück nach Jerome und bog in der Stadt ab zur „Gold King Mine & Ghost Town“. Kupfer, Gold, Silber und andere Metalle wurden aus den Erzschichten dort einst gewonnen. Irgendwann war das Erz alle, die Minen schlossen, übrig blieb die Geisterstadt – und der Teil Jeromes, der sich auf Tourismus spezialisierte, ein Geschäft, das heute floriert. Für die Geisterstadt bezahlt man 7 $ Eintritt, dafür bekommt man aber nicht nur alte Bruchbuden zu sehen, sondern eine erstaunliche Sammlung an alter Technik, von Bergbautechnik und Sägetechnik, über landwirtschaftliche Geräte und Haushaltsgeräte bis hin zu alten Trucks und so weiter, es gibt wirklich viel zu entdecken. Es werden auch geschmiedete Kleinteile verkauft, Souvenirs natürlich sowieso. Leider wurde, als ich da war, keine Maschine angeschmissen, das soll aber wohl hin und wieder passieren. Ich begab mich dann in den von Touristen überschwemmten Teil der Stadt, die aber auch eine wunderbar exponierte Lage hat – sie liegt auf 1500 m Höhe am Hang des Cleopatra Hill und man überblickt von ihr aus das Verde Valley, das vom Verde River tatsächlich zu einem grünen Tal gemacht wird. Die Häuser haben auch einen historischen Touch, es gibt etliche Bars mit viel Livemusik, jede Menge Kunsthandwerks- und Tinnefläden, und einige Restaurants. Ich wollte mir im „Haunted Hamburger“ was Warmes gönnen, aber da gab es eine Stunde Wartezeit. Ich bummelte dann weiter und kehrte in den Mile High Grill ein, eine Herberge gleichen Namens (Mile High Inn) gibt es dort auch. Nach Burger mit Pommes und IPA war ich ziemlich voll. Ich lief dann nicht mehr allzu viel dort herum, sondern begab mich alsbald zum Auto. Ich suchte mir einen Campingplatz in Cottonwood, den Clarkdale RV, fuhr dorthin, und er war voll. War angesichts des Wochenendes und der vielen Leute hier überall ja auch fast zu erwarten gewesen. Ich würde also wieder zu meinem Platz von letzter Nacht zurückkehren. Zuvor gab es aber noch eine Aufgabe: Wäsche waschen. Nach dem Waschsalonbesuch war es bereits dunkel. Ich habe heute Abend gar keinen rechten Hunger auf Abendbrot, das ungewohnt reichliche Mittagsmahl zur Nachmittagszeit sorgt noch für Völlegefühl. Müde hat der Tag auch gemacht.

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Letzte Aktualisierung: 2019.12.01, 10:14
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