This is America - People and Places
Samstag, 9. November 2019
Ein entspannter und interessanter Bummel durch New Orleans
Freitag, 8.11.
Am Abend hatten wir im Auto sitzend geschwitzt, am Morgen mochten wir erst nicht aus dem Schlafsack kriechen, denn es hatte sich nicht nur abgekühlt, es war auch etwas windig. ‚Ungemütlich’ trifft es ganz gut. Beim Frühstück mussten wir auf Flocken verzichten, der Milch war es auch zu warm gewesen. Erst nach neun kamen wir los. Wir fuhren Richtung Algiers-Point-Fährterminal und parkten unser Auto 0,4 Meilen davor am Straßenrand, weil wir die Parkgebühr sparen wollten. Die Bouny Street, durch die wir zum Terminal liefen, überraschte gleich mit schönen Häusern. Normalerweise fährt aller halbe Stunde eine Fähre hinüber zur Canal Street am Rande des French Quarter, also des Herzens der Stadt, Da diese aber gerade überholt wird, gibt es ersatzweise einen Shuttle-Bus, der einen für 1,25 $ hinüberbringt. Wir waren darüber informiert, wählten diese Variante dennoch, da das Parken in der City schweineteuer ist. Klappte auch alles prima. Die Haltestelle am Fährterminal Canal St. lag direkt gegenüber einem Kasino, war somit leicht wiederzufinden. Ich hatte uns ein kleines ‚Programm’ zusammengegoogelt, und das begann mit dem Besuch der Saint Patrick’s Church. Die Kirche sollte sehr schön sein, und mich als alten Irlandliebhaber zog es irgendwie dahin. Wir kamen an einem imposanten Gerichtsgebäude vorbei am Lafayette Park, dann standen wir alsbald vor der Kirche. Von außen wirkte sie sehr unscheinbar. Ihr Innerstes ist aber wunderschön. Wir waren allein dort, konnten ungestört alles auf uns wirken lassen. Von dort aus ging es immer geradeaus zuerst die Camp St. und dann die Chartres St. hinunter. So kamen wir direkt ins touristische Zentrum mit jeder Menge Bars, Restaurants, Läden. Vor einem Laden hing ein Blümchenkleid, das mir sofort gefiel – Grund genug, in den Laden zumindest mal hineinzuschauen. Ich kam mit dem Kleid wieder heraus. Nach diesem außerplanmäßigen Zwischenstopp erreichten wir das Museum, das ich ausgesucht hatte, weil ich meinte, es könne Helene interessieren: New Orleans’ Pharmazeutisches Museum. Es ist nicht groß, untergebracht in einer einstigen Apotheke, aber es beherbergt viele interessante Exponate und Informationen aus der Medizingeschichte. Ich bekam Lob für die Entdeckung dieses kleinen Juwels. Unser Weg führte weiter geradeaus zum Jackson Square, wo auch die St. Louis Cathedral steht. Dort lief aber gerade eine Messe, weswegen wir die Besichtigung auf später verschoben. Stattdessen setzten wir uns eine Weile zum Ausruhen auf eine Bank im Park. Leider war es zu frisch, um es länger dort auszuhalten. Wir überquerten den Platz und liefen dann weiter durch die Decatur St., bis wir die goldene Statue der Jungfrau von Orleans erreichten. Weiter ging es zum French Market, einer Kolonnade mit kleinen Imbissständen, Bars und Verkaufsständen – dort kann man auch ein Souvenir finden. Wir bogen als Nächstes in die Frenchmen Street ein, wo es viele Pubs und Bars gibt, und in fast jedem Laden lief halb zwei schon Live-Musik! Wir hatten alsbald ein Lokal gefunden, dessen Karte (inkl. Preise) uns genauso zusagte wie die darin gespielte Musik: das Bamboula’s. Dort ließen wir uns etwas abseits nieder, genossen die Stimmung, die schon jetzt dort herrschte, ich gönnte mir ein Abita-Amber-Bier, wir aßen leckere Burger mit einer ordentlichen Portion Pommes und verließen halb drei satt und zufrieden das Lokal. Von der Frenchmen St. aus spazierten wir durch die schöne Burgundy St. Richtung Louis-Armstrong-Park, durchquerten ihn und kamen gerade noch rechtzeitig am historischen Saint Louis Cemetery (No. 2) an, denn der schloss halb vier. Wir huschten durch die alten Gräberreihen und genossen den morbiden Charme der Ruhestätten. Am Friedhof No. 1 kamen wir dann vorbei, da kommt man aber nur mit Führung rauf. Als ich den Weg zur Kathedrale routete, meinte Google, diese schließe um vier, kurz nach unserer Ankunft - kaum zu glauben, aber Grund genug, einen Schritt zuzulegen. Wir waren zehn vor vier da, fünf vor vier wurden schon alle hinausbeordert, weil eine Probe für eine Hochzeit anstand. Da war nichts mit Ruhe finden. Aber zumindest hatten wir sie noch sehen können. Danach war nicht nur unser Programm abgearbeitet, wir fühlten uns auch so, wir waren schließlich einige Kilometer durch die Stadt gelaufen. Das unterschätzt man leicht. 16.000 Schritte. An der Uferpromenade des Mississippi entlang bummelten wir zum Fährterminal zurück, an dem der Bus uns abgesetzt hatte. Nach einer Viertelstunde Wartezeit stiegen wir ein und wurden zurück zum Algiers Point chauffiert, wo wir angesichts einsetzender Dämmerung schnurstracks Richtung Auto liefen. Als wir da eintrafen, begann es leicht zu regnen. Wir kauften noch schnell frische Milch, dann steuerte ich uns zurück zum Campingplatz, wo wir so halb sechs ankamen, zu der Zeit war es aber schon etwas dunkel. Aber immerhin trocken. Trotzdem bevorzugten wir, im warmen Auto Abendbrot zu essen. Wir gähnen im Moment um die Wette, werden wohl zeitig in die Kunstfasern unserer Ajungilaks finden.

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Freitag, 8. November 2019
Paddeln im Alligatorrevier und Louisianas Hauptstadt
Donnerstag, 7.11.
Nun, man kann sagen, es hätte geregnet in der Nacht, aber man kann auch sagen, es hätte nicht geregnet. Denn die Luft war so feucht, dass es von den Bäumen nur so tropfte, obwohl vom Himmel kein Tropfen herabfiel. Jedenfalls blieben wir trocken in unserem 25-Dollar-Zelt. Wir duschten und frühstückten dann auch draußen, bauten ab, und kurz vor halb neun waren wir am Parkeingangsbüro, um uns für zwei Stunden ein Kanu auszuleihen. Ich bekam zwei Paddel, zwei Schwimmwesten und einen Schlüssel in die Hand gedrückt, dazu wieder Satsuma-Orangen, dann fuhren wir zur Kanueinsatzstelle, schlossen Kanu 1 ab, schleiften es ins Wasser – es gab eine bequeme Einstiegsstelle – und paddelten los. Der Nebel zwischen den Bäumen, die im Wasser stehenden Palmen, das schilfige Feuchtland ringsum und die an vielen Stellen braunen Wasserlinsen ergaben ein fast surreales Bild für uns. Das Paddeln fühlte sich so vertraut an, aber die Umgebung war so seltsam ... Vom Kanuteich aus paddelten wir zunächst einen schmalen Stich Richtung Vermilion River entlang. Als wir einen schilfigen Bereich passierten, hörten wir linkerhand ein deutliches tiefes Knurren, das – da lege ich mich fest – definitiv von einem Alligator kam. Da lief uns schon ein leichter Schauer über den Rücken. Zu Gesicht bekamen wir aber keinen. Ein Silberreiher zeigte sich uns. Und wir durften uns auch wieder über zwei Exemplare des roten Vogels freuen. Wir glitten dann über einen weiteren Teich, ehe es wieder den schmalen ‚Fluss’ entlangging. Mir war gesagt worden, dass irgendwann Pflanzen das Weiterpaddeln erschweren würden, man aber durchkäme, vor dem kleinen Wasserfall solle man umkehren. So weit kamen wir aber nicht, denn ein Baumstamm blockierte die Weiterfahrt, vielleicht war der Wasserstand zu niedrig. Wir überlegten kurz, ob mit ‚Pflanzen’ eventuell die Palmen gemeint waren und wir durch die hindurch sollten an der Seite dort, aber das kam nicht wirklich in Frage! Auf dem Rückweg drehten wir noch eine Runde auf dem zuvor durchquerten Teich, und als wir wieder am Kanuteich waren, erkundeten wir noch die andere Richtung, denn man gelangte dort zu einem weiteren Teich, an dem wir gestern schon ein Stück entlanggelaufen waren. Unterwegs hatten wir auch mit Baumstämmen zu kämpfen, aber dort konnten wir letztlich passieren. Wir sammelten nebenbei zwei Bierdosen und eine Plasteflasche ein, die irgendwelche Idioten dort hinterlassen hatten. Es sah dort aber überall so aus, als wäre schon eine ganze Weile keiner mehr dort gepaddelt. Wieder an Land räumten wir alles weg, suchten noch die Restrooms vor Ort auf – hier im Park alle sehr ordentlich – und gaben die Utensilien wieder ab. Ich durfte ein weiteres Mal in die Orangenschüssel greifen. Gegen halb elf hatten wir unser Abenteuer bestanden und düsten fort. Als Zwischenziel hatte ich das eindreiviertel Stunden entfernte Baton Rouge angepeilt. Auf dem Weg dorthin führte ein Großteil der Interstate-Autobahn übers Wasser. Die beiden Fahrbahnrichtungen standen jeweils auf Betonstelzen. Die Umgebung wirkte wie eine Waschküche, die den halben Staat einnimmt. Bayou halt. In Baton Rouge kauften wir zunächst ein, ehe wir in die Innenstadt fuhren, wo ich ein Restaurant ausgeguckt hatte, das wir aufsuchen wollten. Wir parkten auf dem Parkplatz der lokalen First Baptist Church in der Hoffnung, dort nicht abgeschleppt zu werden. Das Restaurant „The Gregory“ fanden wir nicht gleich, weil es innerhalb des Gebäudes einer Bank war. Es dient wohl in erster Linie den Bankern als Lunch-Location. Viel los war aber nicht trotz guter Bewertungen im Internet. Die Lunchkarte war überschaubar, bot aber ein sogenanntes Express-Lunch-Menü für 15 Dollar – das hörte sich gut an. Das Menü kam auf einem Teller, was die Portionsgröße ganz gut klar macht. Es gab zwei Suppen zur Auswahl, wir hatten uns für eine Fleischsuppe entschieden, einen Salat – eine kleine Beilage halt – als Hauptgericht Fisch oder Hühnchen – Miniportion, aber sehr lecker – und ein kleines Stück Pekan-Schoko-Kuchen als Dessert. Als Ganzes völlig genug, muss ich sagen, aber ich bin ja hier auch schmale Kost gewöhnt. Wir bummelten dann weiter zum Old State Capitol von Louisiana – nur dadurch kamen wir darauf, dass nicht New Orleans, sondern eben Baton Rouge die Hauptstadt von Louisiana ist! Das alte Capitol ist heute ein Museum mit freiem Zutritt, also schauten wir mal hinein. Es gab eine Audioführung zu dem Rundgang, so tauchten wir ein in Louisianas Geschichte, insbesondere in die unter der Führung von Huey Long, der einerseits viel für die Entwicklung der Infrastruktur sowie für das Bildungs- und das Gesundheitssystem getan hatte, ein Mann, der sich zuvor als Anwalt mit Ölkonzernen angelegt hatte und die Interessen der Armen vertreten wollte, andererseits hat er wohl mit diktatorischen Zügen regiert und die Staatsschulden von 11 auf 100 Millionen Dollar klettern lassen. Mit der Presse kam er auch nicht zurecht, weshalb er kurzerhand sein eigenes Blatt gründete ... Ein kontroverser Politiker also, der manches Gute hinterlassen hat, aber es auf rabiate und rücksichtslose Weise zu Wege gebracht hatte. Er wurde ermordet, was sonst. Danach war unser Bildungshunger erst einmal wieder gestillt, wir spazierten noch hinab zum Ufer des Mississippi, warfen aus der Ferne einen Blick auf das protzige neue State Capitol, das Long bauen ließ, dann wackelten wir zurück zum Auto, es stand noch da. Bis New Orleans fuhren wir noch anderthalb Stunden, durch ähnliche Landschaft. Alles Bayou hier. Es ging zuletzt sogar über eine Huey-Long-Bridge, passte alles zusammen heute. Halb fünf hatten wir den Bayou Segnette State Park – schon wieder Bayou - erreicht, der vom Stadtzentrum New Orleans durch den Mississippi abgetrennt ist. Überall standen große Pfützen, hier war ganz offensichtlich richtig Regen heruntergekommen. Gespannt näherten wir uns dem Campingplatz. Auf einem Pfosten mitten auf dem Platz saß ein großer Greifvogel, noch nicht identifiziert. Neben unserem Platz Nr. 6 stand schon ein Zelt – und zwar nicht auf der Wiese, die vielerorts mit Wasserpfützen gespickt war, sondern auf einem Holzdeck neben der asphaltierten Fahrzeugstellfläche. Großartige Idee in so einer Gegend, fanden wir und stellten unser Zelt natürlich auch auf ‚Stelzen’. Es wurde dann bald schummrig, weshalb wir zeitig (halb sechs) Abendbrot aßen, dazu mussten wir uns lange Sachen anziehen – wegen der hier deutlich aggressiveren und/oder zahlreicheren Mücken. Wir zogen uns anschließend flugs ins Auto zurück, in dem es aber bald so schwül-feucht war, das wir immer mal die Tür öffnen mussten. Da kam natürlich die eine oder andere Mücke hinein ... Morgen soll es nicht regnen, nur grau sein, aber die Temperatur soll von heute 25 auf morgen maximal 16 Grad fallen, diese Nacht soll es bis 13 Grad hinuntergehen, nächste bis auf sieben. Das ist für die Gegend sicher ‚kalt’, für uns aber warm genug. Und lange Hosen sind bei Mücken ohnehin angebrachter. Zudem mag ich diese feucht-warme, schwüle Luft mit gefühlt 100% Luftfeuchtigkeit nicht so wirklich, da kommt mir die Abkühlung ganz recht.

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Donnerstag, 7. November 2019
Louisiana!
Mittwoch, 6.11.
Früh wurde ich wach und musste raus – gerade rechtzeitig zum Morgenrot, das Helene dann auch sehen wollte; schließlich standen wir beide zeitig auf, warm genug war es ja. Im blassen Licht des Morgens frühstückten wir, und halb acht verabschiedeten wir uns von der Idylle am See. Google schickte uns zunächst nur „farm roads“ entlang, die waren aber alle gut ausgebaut, so dass wir flott vorankamen. Bei Beaumont ging es auf die Interstate, wenig später tankten wir für sagenhafte 2,08 $/ Gallone noch einmal voll. Kaum hatten wir die Staatsgrenze zu Louisiana überfahren, sahen wir unter Wasser stehende Flächen. Es fielen auch einige französische Ortsnamen auf. Nach dem Verlassen der Interstate Richtung Süden wurde unsere Fahrt vollends louisianisch – überall Flüsse, Kanäle, Gräben, feuchte Wiesen, jede Menge Wasser ringsum. Und Zuckerrohrfelder. Da wir so zeitig losgefahren waren, hatten wir beschlossen, zunächst Richtung Golf von Mexiko zu fahren, wir wollten sozusagen ans Meer. Dass das wohl nichts werden würde, wurde uns bald klar, aber wir setzten unseren Weg trotzdem fort. Es war interessant, diese völlig andere Landschaft zu entdecken. Die einzigen, die noch in dieser Sackgasse unterwegs zu sein schienen, waren Angler und Fischer, schien es. Wir sahen Graureiher (die hier ' Blue Heron' heißen), ‚White Egrets’ (Silberreiher), sogar ganze Schwärme, Kormorane. Wir fuhren über eine Brücke, die im Himmel zu enden schien, über eine Zugbrücke, über eine Pontonbrücke. Strommasten schienen hier regulär im Wasser zu stehen. Unsere Straße schien der einzige trockene Ort ringsum zu sein. Kurz vor dem Ende hatte Helene bei einem Stopp etwas ins Wasser flutschen sehen, das eine Schildkröte gewesen sein könnte. Nach der Kehrtwende am Ende achteten wir deshalb mehr auf Wasser- als auf Lufttiere. Und prompt sahen wir etwas Verdächtiges und hielten an. Beim Heranzoomen mit der Kamera erst wurde klar, was wir da sahen: einen Alligator! Wir warfen ein paar Steinchen ins Wasser, um ihn zu einer Bewegung zu animieren, aber er rührte sich nicht. Doch plötzlich tauchte ein zweiter auf. Wir waren fasziniert! Damit hatten wir aber auch so gar nicht gerechnet, obwohl die Umgebung natürlich ideal für die Tiere ist. Beim Rückweg, jetzt, wo wir wussten, dass es sie hier gibt, entdeckten wir noch einige weitere! Einen kleinen Alligator sahen wir sogar in voller Größe. Alle andere streckten nur ihre Augenpartie aus dem Wasser, manchmal sah man noch kurz ein Stück vom Rücken. Voller Begeisterung steuerten wir nun unser gebuchtes Quartier an, den Palmetto Island State Park. Ich glaubte, im Vorbeifahren tatsächlich eine Schildkröte gesehen zu haben. Wir nahmen am Straßenrand etliche Häuser auf Stelzen wahr und überlegten, was der ab Mitternacht vorhergesagte mögliche Regen uns bescheren könnte. Der State Park war nämlich auch eine riesige Wasserfläche, die mit Land durchsetzt war. Unser überdimensionierter Platz bot reichlich Auswahl an Stellfläche, allerdings lag alles Grüne in einer Senke, weshalb wir das Zelt lieber auf dem erhöhten Splitbereich aufbauten. Danach erkundeten wir unsere nähere Umgebung, das heißt, wir liefen alle Wanderwege hier ab. Es gab eine seltsame Mischung bei der Vegetation: Feuchtgebietsbäume, Bäume mit Herbstlaub, und das „Unterholz“ bildeten Palmen. Giftefeu gibt es hier auch. Manche Wasserflächen erkennt man kaum als solche, weil sie fast überall mit Wasserlinsen oder etwas Ähnlichem zugesetzt sind. Und dann, Helene, sah es zuerst, tippelte ein Gürteltier am Straßenrand herum! Es sah ziemlich putzig aus mit seinen kleinen Schritten. Kurz vor Ende unserer 8-km-Runde, nachdem wir eine ganze Weile an einer ‚Lagune’ entlanggelaufen waren, hörten wir ein ziemlich lautes Platschen, das von einem ziemlich großen Tier stammen musste! Als wir zu der Stelle kamen, war es nicht mehr zu sehen, aber wegen der Wasserlinsen konnten wir Bewegung unterm Wasser ausmachen. Zu gern hätte ich das Tier als Ganzes gesehen! Bestimmt ein Prachtexemplar. Jedenfalls waren wir beide überwältigt ob unserer heutigen ultimativen Louisiana-Erfahrung! Leider gibt es hier – das ist angesichts des vielen Wassers völlig einleuchtend – auch diese hässlichen Stechviecher namens Mücken ... Als wir beim Einlass vorbeikamen, erkundigte ich mich noch nach dem Kanuverleih hier – nur 7 $ die Stunde – heute war es zu spät dafür, aber das haben wir uns für morgen früh vorgenommen. Satsumas zum Mitnehmen gab es bei der Gelegenheit auch, und die Frau dort meinte auch, es solle erst morgen Abend anfangen zu regnen, das hatte ich vorab erfragt. Zurück an unserem Platz angekommen setzten wir uns ins Auto und fuhren vor zur ‚Comfort Station’, denn dort gab es kostenlose Waschmaschinen. Wir wollten morgen ansonsten einen Waschsalon anfahren. Die Waschzeit ist hier deutlich länger als in einem kommerziellen Salon, der Trockner leider aber deutlich schwächer – er arbeitet noch ... Bin im Dunkeln vorhin fast über ein Gürteltier gestolpert, und nahe unserem Zelt hat auch eins herumgeschnüffelt. Es ist aber nichts zu holen da.

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Mittwoch, 6. November 2019
Idylle am Lake Livingston
Dienstag, 5.11.
Mir wurde heute Morgen zu warm im Schlafsack. Es war wieder Kurze-Hose-Wetter, nur leider zeigte sich der Himmel komplett bewölkt, als wir aufstanden. Die Wärme war dennoch wohltuend. Viertel neun waren wir schon abreisebereit. Wir wollten heute zum Wolf Creek Park, der am Rande eines National Forest nördlich von Houston an einem See liegt. Knapp viereinhalb Stunden würde die Fahrt dauern. Wir umfuhren Houston weiträumig, weil wir auf Mautstraßen verzichteten, außerdem würde man damit kaum 10 Minuten einsparen. Es ging über San Marcos, wo wir noch Kleinigkeiten und eine Jeans für Helene, deren eine gerissen ist, kauften, über die Route 21 gen Osten. Dort kamen wir durch Orte namens Uhland, Niederwald und Manheim. In Bryan, einer ganz nett aussehenden kleinen Stadt, tankten wir noch einmal für 2,15 $ - später sahen wir sogar eine Tankstelle, wo Benzin nur 2,09 kostete, der absolute Tieferekord! Über die Route 30 ging es weiter nach Huntsville, über die 190 nach Point Blank, dann fuhren wir noch ein Stück nach Süden, bis wir den Campingplatz am Lake Livingston erreichten. An der Schranke meinte die Frau mit einem Schmunzeln, als sie uns die Platzregeln überreichte, wir Deutschen würden doch Regeln lieben. Ist zwar ein Stereotyp, aber abstreiten lässt sich das wohl kaum. Ich hätte sagen sollen, ja, weil wir sie so gerne brechen. Fiel mir aber gerade nicht ein, leider. Der See lag ganz ruhig vor uns, und ruhig war es auf dem Platz auch. Er umfasst ein großes Areal, einen Picknickbereich für Tagesgäste mit Badestelle, eine Bootsrampe, Spielplatz, Basketball- und Volleyballplatz, eine freie Wiese, schattige Zeltplätze unter Kiefern, und im hinteren Bereich Stellplätze für Wohnwagen. Dort standen vielleicht 5 Camper, die wir aber erst bei einem Rundgang entdeckten, den ganzen Zeltbereich hatten wir komplett für uns. Zugegeben, die Gegend ist etwas abgelegen, aber es ist so schön hier, dass ich mich wirklich gewundert habe, dass so wenig los ist. Es ist auch alles tipp-topp gepflegt. Nachdem wir unser Zelt aufgebaut hatten, beschlossen wir angesichts der herrschenden 26 Grad, uns zur Badestelle zu begeben. Es gibt dort eine Einstiegstreppe, der See ist im gesamten abgesteckten Badebereich nicht tiefer als vielleicht 1,20 m. Reichte zum Schwimmen. Das Wasser war natürlich anfangs kalt, aber es soll immerhin 20/21 Grad haben. Helene bevorzugte, nur ihre Beine abzukühlen. Nach dem Bade spazierten wir den Park ab. Uns begegneten Reiher und Eichhörnchen, Grillen lärmten, wir stießen auf unbekannte Bäume mit merkwürdigen aus der Erde herausschauenden Wurzelenden oder was auch immer das ist. Später lief Helene auch noch ein Fuchs über den Weg. Wir ließen uns dann häuslich nieder, und ich nutzte die Zeit, um uns bis zum Veterans Day Campingplätze zu buchen, was gar nicht so einfach war. Vieles, gerade was direkt am Golf von Mexiko liegt, ist ausgebucht übers lange Wochenende. Morgen geht es zunächst zum Palmetto Island State Park in Louisiana, dann campen wir zwei Nächte in New Orleans (im Bayou Segnette State Park), anschließend zwei am Krul Lake im National Forest, da werden wir dann Mississippi und Alabama durchfahren haben und schon im westlichsten Teil von Florida sein. Am Donnerstag, wenn es von Palmetto Island nach New Orleans geht, werden wir um Regen nicht drum herum kommen und auch wieder einen „Waschtag“ einlegen müssen. Nachdem wir die nächsten Tage verplant hatten, aßen wir Abendbrot. Dann wurde es wieder zeitig dunkel. Es ist eben November. Kann man schon mal vergessen bei den Temperaturen!

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Dienstag, 5. November 2019
Wandern am Wasser
Montag, 4.11.
Wir wollten ausschlafen und die warme Nacht auskosten, aber halb sieben musste ich mal raus, da färbte die aufgehende Sonne gerade den Himmel über dem See ein, und auf der Wiese neben uns grasten Rehe (wohl „white-tailed deer“). Danach schlief ich nicht wieder ein, blieb aber noch recht lange liegen, draußen war es zwar warm, aber überall lag Tau. Wir hatten uns überlegt, erst nach dem Frühstück zu duschen, damit uns nicht kalt wird mit nassen Haaren – völlig überflüssig, so warm war es schon am Morgen. Also doch die gewöhnliche Reihenfolge. Unser Frühstück konnten wir problemlos kurzärmelig und in kurzen Hosen einnehmen. Wir genossen es. Danach fuhren wir auf die andere Seite des Sees zum Hancock Trail. Allzu viele Wanderwege gibt es hier nicht, dieser sollte nicht so von Mountainbikern heimgesucht sein, deshalb fiel die Wahl auf ihn. Als wir ausgestiegen waren, kam einer mit Pickup angefahren, der auch dort hielt. Er fing mit uns ein Gespräch an und verschwand dann wieder. Ganz offensichtlich wollte er nur nachsehen, wer dort was zu suchen habe. Wir liefen ca. 5 km durch Grasland und ein paar alte amerikanische Eichen hindurch am zerklüfteten See entlang und versuchten uns als Birdwatcher. Allerdings scheuchten wir mehr Vögel auf, als wir beobachteten. Es gab viele Grashüpfer hier und viele Libellen. Einige Greifvögel kreisten auch, die wir nicht identifizieren konnten, aber zumindest gelang es uns, sie abzulichten. Ziemlich warm wurde es. Nach der 10–km-Wanderung war es mittags um eins, und wir steuerten einen nahegelegenen Italiener an, wo wir bei mittlerweile 25 Grad einen Platz auf der Terrasse einnahmen, mit Wein und Cola anstießen und ein leckeres Mahl verputzten. Danach waren wir voll und konnten einen Verdauungsspaziergang gebrauchen, da kam der Guadalupe River Trail gerade recht, er ist nur ca. 1,9 km lang, also hin und zurück 3,8, verläuft dazu größtenteils im Schatten der Bäume, die das Ufer des Flusses säumen. Auf dem Rückweg kam ich etwas vom rechten Weg ab, der parallel verlaufende Trampelpfad löste sich dann aber in dichter werdender Vegetation auf, so dass wir umkehrten, um den richtigen Weg zu nehmen. Dort begegnete uns mehrmals ein bezaubernder Vogel mit rotem Kopf und rötlich-braunen Flügeln, sehr auffällig, sehr hoher „Oh!“-Faktor. Leider zu viel Dickicht und zu langsame Fotografen, um ihn auf die Speicherkarte zu bannen. Ursprünglich wollten wir noch einen Strand ausfindig machen, aber da der angestaute See Flusswasser enthält, wäre uns dieses bestimmt zu kalt gewesen, und wir hatten dann auch keine wirkliche Lust, noch baden zu gehen. Stattdessen fuhren wir zurück zum Campingplatz, der heute ganz ruhig war – die Countrymusikabspieler waren weg. Das Trump2020-WLAN auch. Ich hatte die Idee, die afroamerikanische Frau am Einlass zu befragen zu ihren Erfahrungen hier in Texas. Sie war total aufgeschlossen und wahrscheinlich ziemlich froh, jemanden zum Reden zu haben, muss langweilig sein dort in der Box. Melissa kam mit ihrem Mann vor ca. einem Jahr von Miami hierher, und vieles ist hier anders als dort, aber schlimme Erlebnisse hatte sie zum Glück keine. Sie hatte dennoch einiges Interessantes zu erzählen. Und obwohl hier gleich um die Ecke ein Headquarter des Ku-Klux-Klans sei, habe sie keine Angst, sie vertraue auf Gottes Schutz. Eine sehr sympathische Frau, wir haben uns gut verstanden. Ich sicherte die Aufnahme gleich auf dem Laptop. Gegen sechs, als wir Abendbrot aßen, war die Sonne schon weg, und wir saßen im letzten Licht draußen. Jetzt, halb sieben, ist es schon dunkel. Dann ziehen wir uns meist ins Auto zurück, wo es auch ohne Sonne noch kuschelig warm ist.

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Montag, 4. November 2019
Quer durch Texas
Sonntag, 3.11.
Bei unserem Sonnenuntergangsspaziergang hatten wir wieder das pelzige Wassertier gesehen, das wohl doch kein Nutria ist, sondern tatsächlich ein Biber. Wir stießen auf dem Zeltplatz dann auch auf eine kleine Gruppe, die Kanus neben ihren Zelten liegen hatten – sie wollen eine neuntägige Tour auf dem Rio Grande machen, wie Cliff erklärte. Wir erlebten dann eine ruhige Nacht. Der Sternenhimmel ist hier übrigens auch wieder unglaublich funkelnd. Am Morgen nach dem Frühstück – heute wieder draußen – fuhren wir zum Laden vor, um die dortigen Restrooms zu nutzen, weil auf dem Zeltplatz Kakerlaken die Arena übernommen hatten. Gegen halb neun brausten wir davon – zurück in die Zivilisation. Der Big Bend Nationalpark ist wohl einer der entlegensten, die es hier gibt. 120 Meilen bis zur nächsten Autowerkstatt, meinte einer. Die nächste Tankstelle (außer der im Park) ist auch 100 Meilen entfernt. Bevor wir diesen verlassen hatten, begegnete uns wieder zweimal dieser merkwürdige Laufvogel, und dieses Mal konnten wir ihn mit der Kamera einfangen, nachdem er die Straße überquert hatte. Mittlerweile wussten wir auch, was für ein Vogelvieh das ist. Sein Name ist herrlich bezeichnend: Roadrunner! Er ist bis zu 20 mph schnell unterwegs, jagt Eidechsen und kleine Klapperschlangen, die er mit Schnabelpower zu Tode pickt. Beeindruckendes Tier! Wir konnten die erste Tankstelle außerhalb des Parks in Marathon noch auslassen, die auch noch ziemlich teuer war, und tankten erst in Fort Stockton. Dort funktionierte meine Kreditkarte nach Carlsbad das zweite Mal nicht, aber mit EC-Karte konnte ich bezahlen. Und beim zweiten Tanken des Tages haute auch wieder alles hin. Wir legten heute ca. 470 Meilen zurück, quer durch Texas, vornehmlich auf der Interstate 10. Viel zu sehen gab es da unterwegs nicht. In Ozona pausierten wir kurz, in Boerne kauften wir ein. Und wunderten uns, dass Sprit hier sogar nur 2,21 $/Gallone kostet! Das ist regional wirklich sehr unterschiedlich. Halb fünf trafen wir am Crane Mill Park ein, wo wir campen wollten. Ohne Reservierung wird man aber gar nicht erst eingelassen. Onlinebezahlung Pflicht sozusagen. Das hatte ich vom Big Bend aus ja nicht machen können. Ich erledigte das vor Ort, dann bezogen wir unseren RV-Stellplatz. Die Zelt-Stellplätze waren nämlich komplett nicht verfügbar, obwohl nicht belegt. Aber 30 $ pro Nacht ist akzeptabel. Nebenan lief vorhin Countrymusik, und es gibt hier auch ein privates WLAN namens Trump2020, man merkt, dass man in Texas ist. Die kirchliche Männerwandergruppe aus Austin, die wir gestern getroffen haben, schien auch ziemlich republikanisch zu sein – im engsten Wortsinn: Einer meinte, seine Vorfahren seien aus Deutschland nach Texas gekommen (Mitte 19. Jh.), als Texas noch eine Republik war und dass es ja eigentlich auch noch eine sei. Ich lasse so etwas unkommentiert. Auf die Bemerkung hin, dass Deutschland ja jetzt wohl ein ziemliches Problem mit Ausländern hätte, habe ich nur gesagt, dass ich das gar nicht bestätigen könne. Erstaunlich, wie gut man sich mit allen Leuten verstehen kann, wenn man kein Öl ins Feuer gießt! Wir haben hier am See – der zwischen San Antonio und Austin liegt - dann nur unser Zelt aufgestellt, uns mit Blick auf den Guadalupe River, der zum Canyon Lake angestaut wird und hier auch breit wie ein See ist, in die Sonne gesetzt und Abendbrot gegessen. Wir zogen kurz in Betracht, hier morgen ein Kayak zu mieten, aber nicht für 140 Dollar! Die Sonne geht hier wieder etwas zeitiger unter, ich komme mit den Zeitzonen völlig durcheinander, jetzt sind wir wieder 7 Stunden statt 6 von Zuhause entfernt, obwohl wir östlicher sind, das soll mir mal einer erklären. Zum Glück zeigt mein Handy immer die richtige Uhrzeit an.

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Sonntag, 3. November 2019
Vom Winde geweckt
Sonnabend, 2.11.
Unser Sonnenuntergangsspaziergang hatte uns so gefallen, dass wir beschlossen, ihn heute zu wiederholen. Der Tag begann allerdings weniger romantisch, wir wachten früh am Morgen auf (vielleicht um sechs), weil der Wind so stark war. Er rüttelte nicht nur an unserem Zelt, dass es nur so flatterte, sondern drückte es regelrecht platt, so dass es sich immer mal wieder auf uns schmiegte. Erstaunlicherweise ging dabei nichts kaputt. Wir machten uns jedoch Sorgen, dass das Zelt ohne uns drin wegfliegen könnte. Beim Aufstehen sah ich, dass noch alle vier Nägel in dem hier campinggeeigneten Boden steckten, ein gutes Zeichen. Zumindest fixierte ich noch die Unterlegplane mit zwei Nägeln. Wir frühstückten heute im Auto. Draußen war es zu ungemütlich. Uns wären ja die Frühstücksflocken aus den Schalen davongeweht. Am Laden hielten wir wieder zur WiFi-Nutzung. Wozu freies WLAN leider überhaupt nicht taugt, ist zum Buchen der nächsten Campingplätze. Nächstes Wochenende könnte es eng werden wegen des Veterans Day am Montag, und überhaupt scheint es im Südosten der USA, so ergaben meine Recherchen, fast nur RV-Plätze zu geben, Zelt-Campingplätze sind rar. Das kann für uns noch ein Problem werden bzw. teuer, wir werden sehen. Mit dem Auto ging es heute etliche Meilen westwärts Richtung Chino Basin. Wir hatten Glück, am Wanderweganfang noch einen Parkplatz zu ergattern. Zehn nach elf starteten wir unsere heutige Wanderung – bei mittlerweile bzw. dort schwachem Wind und mächtiger werdender Sonne. Es lief sich gut auf dem Lost Mine Trail. Die 350 Höhenmeter waren angenehm verteilt, die meisten Stufen niedrig. Die Aussicht vom Weg aus war fast durchgängig herrlich. Und je höher wir stiegen, desto weiter konnten wir sehen. Nach zwei Stunden hatten wir den finalen Punkt erreicht, wo man rundum Berge, fern und nah, die weite Ebene sowie Felsformationen bewundern konnte – ein wirklich lohnender Aufstieg! Wir aßen dort oben was, übten uns in Small-Talk und genossen Aussicht und Sonnenstrahlen. Es gab auch einige „Mexican Jays“ (die blauflügligen Vögel) dort, ein Eichhörnchen und einen phänomenalen Grashüpfer - riesig und farbenfroh. Der Rückweg dauerte nur eine Stunde, es ging bergab. Wir fuhren noch zum Chino Basin Visitor Center, dort suchten wir den Laden auf, die Restrooms, füllten Wasser auf und spazierten noch die wirklich kurze „WIndow View“-Runde entlang. Den Window Trail hätten wir nicht mehr geschafft, der wäre noch einmal 8 km lang gewesen. Und man hätte zuerst den Abstieg gemacht, das mögen wir nicht so. Es wäre noch ein Scenic Drive in Frage gekommen, aber da wir morgen lange fahren werden, war das eher keine gute Wahl. Stattdessen begaben wir uns zurück ins „Rio Grande Village“, zunächst wieder zum Laden, dann zu unserem Stellplatz. Das Zelt stand noch da bzw. lag, denn es war noch platt gedrückt. Es ließ sich aber problemlos wieder aufrichten und steht jetzt wieder prima. Wir saßen wieder ein wenig in der Sonne herum, aßen zeitig Abendbrot, und spätestens halb sieben werden wir wieder zu unserem Sonnenuntergangsspaziergang aufbrechen.

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Samstag, 2. November 2019
Morgens bibbern, nachmittags baden
Freitag, 1.11.
Am Morgen wurde es doch relativ kalt mit vier Grad, was uns lange liegenbleiben ließ, ganz davon abgesehen, dass die Sonne wegen der verqueren Zeitzone erst spät aufging. Beim Frühstück war es auch noch unangenehm kalt, aber je höher die Sonne stieg, desto wärmer wurde es. Wir fuhren als Erstes vor zum nahegelegenen Laden, denn dort sollte es WiFi geben. Das nutzten wir, um Fotos zu verschicken, den Blog zu aktualisieren und mit Christine zu telefonieren, die ja heute frei hatte. Zu Hause hatten wir gestern von unterwegs angerufen. Nach unserer Stippvisite im Visitor Center, das heute Saisoneröffnung hatte, waren wir ratzfatz mit einem Plan für den heutigen Tag ausgestattet. Zunächst fuhren wir zum Boquillas Canyon Overlook und zum Boquillas Canyon Trail, einem kurzen Wanderweg in die 1300 Fuß tiefe Schlucht hinein, die der Rio Grande dort gegraben hat. Uns begegnete ein herrenloses Pferd. Ein Mexikaner, der offenbar mit einem Kanu herübergekommen war, bot Schmuck und Kinkerlitzchen feil. Weit kam man allerdings nicht, denn die Schlucht wurde so eng, dass nur noch Fels den Fluss säumte. Wir kehrten um und bekamen auf dem Rückweg mit, dass offenbar ein mexikanischer ‚Cowboy’ durch den Fluss geritten war, um das Pferd wieder einzufangen. Leider sahen wir das nicht selbst. Aber der Fluss soll dort nur so tief sein, dass ein Reiter dabei nicht nass wird. Die Strömung ist allerdings relativ stark dort. Anschließend fuhren wir zum Historic Hot Springs Area, wo es nicht nur eine heiße Quelle, sondern auch einen drei Meilen langen Wanderweg gibt (sechs hin und zurück). Unser Plan sah vor, erst zu wandern und dann in der heißen Quelle zu baden. Helene trug wegen der morgendlichen Kälte eine Leggings unter der Jeans, ich Thermohose – ein Fehler. Wir hätten mit dem WiFi auch das Wetter noch einmal googeln sollen. Es wurden 25 Grad! Wir kamen ganz schön ins Schwitzen. Es ging auch etwas auf und ab, ohne Schatten. Wir kehrten vor dem Wegende um, denn wir wollten auf jeden Fall noch genug Zeit für das Bad haben und vor um fünf wieder am Laden sein, denn wir brauchten Milch. An der heißen Quelle war es bei unserem Rückweg weniger voll als beim Hinweg, das erfreute uns. Wir zogen uns etwas abseits um, dann stiegen wir (so gegen um drei nachmittags) in das gemauerte Becken, das direkt am Fluss lag und in dem das Wasser Badewannentemperatur hatte. Ich hing bald meine Füße zum Kühlen in den Fluss, Helene folgte später. Ich stieg später auch noch ganz in den Fluss, direkt am Beckenrand war dort noch eine Standfläche. Einer schwamm auch hinein, das wagte ich angesichts der Strömung nicht. Wir hielten es fast eine Stunde dort aus. Als wir hinausstiegen, kam gerade ein mexikanischer Hirte mit seiner Ziegenherde ans andere Ufer. Nachdem wir wieder in unsere Sachen geschlüpft waren, zuckelten wir zurück Richtung Campingplatz, mit Zwischenstopp am Laden. Wir beschlossen, auch noch die Nacht von Sonnabend zu Sonntag hier zu bleiben, um am Sonntag dann bis zum Canyon Lake zwischen San Antonio und Austin zu fahren, der ist sieben Stunden entfernt von hier. Für morgen sind noch ein kurzer Besuch der heißen Quellen und der Lost Mine Trail im Chino Basin geplant, da wird es weniger warm sein. Jetzt sitzen wir hier in der Sonne herum, genießen sie, werden bald Abendbrot essen, danach den Nature Trail hier am Fluss noch als Ganzes in Angriff nehmen, das wird sozusagen unser Sonnenuntergangsspaziergang.

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Freitag, 1. November 2019
Von der warmen Höhle an den Rio Grande
Donnerstag, 31.10.
Um sieben piepte der Handywecker, dreiviertel neun verließen wir die Econo Lodge, nach einem sogenannten kontinentalen Frühstück, das völlig unter Niveau war. Immerhin gab es heiße Schokolade für Leni. Draußen war es wirklich sehr frostig, aber wir kamen ja aus dem Warmen. Halb zehn standen wir vor dem Höhleneingang. Man kann auch mit einem Fahrstuhl hinabfahren, aber wir nutzten natürlich den natürlichen Höhleneingang und liefen zwei Kilometer hinab. Und da drinnen wurde uns wirklich bald warm, denn es herrschten nicht nur die angekündigten ganzjährigen 13 Grad Celsius, sondern auch eine relative Luftfeuchte von 90 Prozent! Die Kalksandsteinhöhlen „Carlsbad Caverns“ sind riesig. Die immensen Dimensionen sind sehr beeindruckend. Wie gesagt, man läuft zwei Kilometer durch Höhlen hinab, bis man im „Big Room“ ist, das ist die große Höhle, genauer die größte natürliche Kalksteinkammer der westlichen Hemisphäre, zu der man mit dem Fahrstuhl hinabfahren kann. Dort gibt es einen Rundgang, der auch noch mal zwei Kilometer lang ist! Die Fläche des Big Rooms soll etwa 600.000 Quadratfuß umfassen. Der Weg durch die Höhle ist asphaltiert, mit Geländern versehen und komplett dezent beleuchtet. Einige Highlights werden angestrahlt, aber mit dem Handy bekam ich keine ordentlichen Fotos zustande. Zum Glück schafft so etwas dann die Kamera einigermaßen gut. Einige Stalagmiten waren bis zu 19 Meter hoch, wahre Giganten! Manche Strukturen haben ob ihres Aussehens Namen bekommen, wie zum Beispiel der „Whale’s mouth“. Höhlen-„Popcorn“ (kleine Gnubbel) und „Soda straws“ (lange dünne Stalaktiten) gab es natürlich auch, an einigen Stellen kleine Wasserpools – alles zusammen ein phänomenales Gesamterlebnis! Es gibt auch einige verschlossene Gitter dort unten, wenn man eine extra Führung bucht, bekommt man offenbar noch mehr zu sehen. Aber uns reichte dieser Rundgang vollends aus, wir verbrachten fast zweieinhalb Stunden im Erdinnern. Für den Rückweg ins Freie wählten wir die Fahrstuhloption, es ging 750 (Fuß?) hinauf. Man landet oben im Souvenirladen an. Fledermäuse gibt es bis Oktober dort auch, die „Mexican freetail“, dann migrieren diese in den Nachbarstaat. Wir sahen angesichts der Tageszeit natürlich keine. Außerhalb der Höhle gibt es auch noch Wanderwege und Aussichten, aber die interessierten uns heute nicht. Wir fuhren zurück nach Carlsberg, wo wir einkauften und tankten, und halb eins starteten wir unsere Fahrt in den Süden. Die Fahrt sollte 5:10 h dauern, die Ankunft war für 18:42 vorausgesagt – wieder eine Stunde Verlust durch Zeitzonenwechsel. Unterwegs tankte ich sicherheitshalber noch einmal voll, im Nationalpark muss das ja nicht sein, da ist es immer deutlich teurer. Texas zeigte sich dann wie erwartet, brennende Öl- oder Gasfackeln auf beiden Seiten der Straße, meilenlange Baustellen wegen Pipeline-Baus, ansonsten eher karge Landschaft. Dann aber kamen einige Berge in Sicht. Und im Tal des Gebirgszuges fließt der Rio Grande, auf der anderen Seite ist Mexiko. Wir erreichten den Rio Grande Village Campground im Big Bend National Park um 18:25 Uhr, noch bei Sonnenschein. Auf der Zufahrtsstraße ist vor uns zweimal ein seltsamer Vogel über die Straße gelaufen, mal sehen, ob wir herausfinden, was das für einer ist. Der Campingplatz liegt ganz nah am Grenzfluss. Es herrschten noch 18 Grad, als wir ankamen. Wir belegten und bezahlten einen Stellplatz für zwei Nächte. Das Visitor Center ist geschlossen – „off season“. Allerdings ist das hier nicht nach der Saison, sondern vor der Saison! Man kann deshalb auch erst ab Mitte November Plätze reservieren, vorher gilt „first come, first served“. Der landschaftlich wohl spektakulärere Chino Basin Campground wurde als „voll“ angezeigt, aber dort wollten wir ohnehin nicht hin, weil es dort viel kälter ist. Nach Zeltaufbau und Abendessen war die Sonne eigentlich schon untergegangen, aber es war noch einigermaßen hell, so dass wir uns noch auf den kleinen „Nature Trail“ zum Rio Grande begaben. Ich sah ein Kaninchen in den Büschen. Weit kamen wir nicht mehr, aber wir genossen die abendliche Stimmung dort, dachten erst, einen Otter entdeckt zu haben, aber es war wohl tatsächlich ein Nutria – hier in seinem natürlichen Habitat. Die Hintergrundgeräusche hier am Fluss klingen fast tropisch. Wir hoffen auf eine ruhige Nacht bei nicht weniger als sieben Grad plus.

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Donnerstag, 31. Oktober 2019
Eisiger Indian Summer in Texas
Mittwoch, 30.10.
Es wurde nicht kälter als neun/zehn Grad nachts, das war sehr angenehm. Am Morgen sahen wir dann, in welch schöner Umgebung sich der Oliver Lee Campground befindet – im Osten verdeckte ein angrenzendes Bergmassiv noch die Sonne, im Westen sah man in der Ferne die Organ Mountains. Ein Platz für Langschläfer, wegen des morgendlichen Bergschattens. Wir waren aber viertel acht auf, nach der gestrigen Zeitzone wäre das viertel sieben gewesen. Da war es noch sehr sehr ruhig auf dem Platz. Es war überhaupt ein sehr ruhiger Platz. Am Abend und frühen Morgen hatten wir es auf unserem Zelt tripppeln gehört, wahrscheinlich waren das Vögel. Man kann ja nur spekulieren. Gegen halb neun etwa verließen wir die Campingidylle bei Alamogordo und jetteten zum nächsten Nationalpark. Google routete uns über die 54 nach Süden und dann über die 62 nach Osten. Bei El Paso hätten wir noch einmal für 2,39 pro Gallone tanken können, aber wir dachten, das könnten wir auch anderswo in Texas noch. Falsch gedacht. Denn bis zum Nationalpark gab es am gesamten Highway keine einzige Tankstelle mehr. Vielleicht hätten wir es bis in den Park und wieder hinaus und nach Carlsbad geschafft, aber das war nicht sicher, deshalb bog ich noch vor dem Park links ab nach Dell City, wo es drei Tankstellen geben sollte. Zwei gab es. An der teureren war viel los, an der billigen gar nichts. Das hatte seinen Grund, die Säule gab keinen Sprit her, obwohl sie meine Kreditkarte samt ZIP-Code (PLZ) „autorisiert“ hatte und die Pumpe angeblich freigegeben hatte. Ein Einheimischer an der vollen Tankstelle meinte, das sei dort normal, da würde immer irgendeine Fehlermeldung kommen. Also tankten wir für 2,79. Ich bekam nette Hilfe beim Zurücksetzten des Säulenzählers vom selben auskunftsfreudigen Einheimischen. Man konnte dort auch nicht mit Kreditkarte direkt bezahlen oder einen bestimmten Betrag vorab bezahlen, nein, man tankte und bezahlte anschließend drinnen. Fühlte mich wie zu Hause. Bezahlte auch in bar dann. Dell City ist im Übrigen ein Dorf mit 365 Einwohnern, man sollte sich nicht vom Namen täuschen lassen ... Wir kamen auf dem Weg vom Highway dorthin und zurück an Baumwollfeldern vorbei. Keine Ahnung, was der Flughafen am Ortsrand da soll. Wahrscheinlich ist der für Agrarflieger, die Pestizide sprühen ... Oder für private Spaßflieger. Die Guadalupe Mountains sahen wir schon lange, bevor wir sie erreichten. Hinter ihnen kam eine Wolkenwand, die sich über die Berge wälzen wollte, wie es schien. Es schien nicht nur so. Als wir im Guadalupe Mountains National Park ankamen, waren die Berggipfel ganz in Wolken verhangen, und nicht nur das, es herrschte hier auch eine feuchte Kälte von ein Grad. Im Visitor Center fragten wir nach, welchen Wanderweg man uns angesichts dieses Wetters empfehlen würde. Ursprünglich hatte ich den Devil’s Hall Trail im Visier gehabt, aber wir folgten bei der Sichteinschränkung lieber der Empfehlung und fuhren zum McKittrick Canyon, um den Weg in die Schlucht hinein zu laufen. Auf der Zufahrt zum Wanderweg lief vor uns ein Koyote auf die Straße, kehrte aber flugs wieder um. 12:40 Uhr trabten wir mit Apfel und Banane noch schnell gestärkt und ordentlich eingemummelt los. Wir wollten bis zur „Grotto“ wandern, aber spätestens 15:15 Uhr umkehren, weil das Tor aus dem Park heraus 18 Uhr schließen sollte. Laut Infobroschüre würde man 4-5 Stunden brauchen für die 7 Meilen. Aber der Weg lief sich gut, es gab kaum Steigung, das Einzige, was uns aufhielt, waren unsere Fotostopps. Wir verließen auch einmal kurz den Trail, um über einen Trampelpfad zum Bachlauf hinunter zu gelangen, dabei ließ sich Helene (wie ich bei Tuscon) von einer Agave durch die Jeans hindurch ins Bein pieksen – es blutete tüchtig. Aber das machte ihr nichts aus. Weiter ging es. Anfangs erfreuten wir uns an den vernebelten Felswänden, den Wüstenpflanzen und an den Querungen des Baches über einzelne Steine, bald jedoch ergötzte uns das krasse Gelb und Rot des Laubes zunächst vereinzelter, später vermehrt den Weg säumender Ahornbäume – Indian Summer in Texas bei ein bis zwei Grad! Das Beste daran – je mehr Herbstlaub unseren Weg zierte, desto mehr kam doch noch die Sonne heraus! Nach 5,8 km und 1:50 h hatten wir die Grotte erreicht – und waren überrascht, welch idyllisch-romantischen Anblick sie bot. Nahe der Grotte gab es Picknick-Sitzgruppen, dort ließen wir uns nieder bei Wasser und Müsliriegel. 14:50 Uhr brachen wir wieder auf, weil uns sitzend kalt wurde. Ich zog noch meine Regenjacke über, die hielt auch den kalten Wind ab. Helene war ohnehin viel dicker angezogen als ich. Für den Rückweg, die Sonne verschwand da am Ende auch wieder, brauchten wir nur 1:25 h, so viel machen die vielen Stopps aus. Es waren vom Parkplatz aus nun noch 50 Minuten bis zur Econo Lodge in Carlsberg (das schon wieder in New Mexico ist). Wir checkten dort ein und bezogen ein geräumiges Zimmer, dessen Sauberkeit, insbesondere im Bad, allerdings nicht der Preisklasse entsprach. Dafür ist das WLAN leistungsstark, was insbesondere Helene erfreut, die damit sogar YouTube-Videos gucken kann. Ich freute mich über die kleine Kaffeemaschine, die ich sogleich in Betrieb nahm, um mir ein entkoffeiniertes Heißgetränk zu gönnen. Ich hatte die Heizung anfangs auf 78 Grad Fahrenheit hochgedreht, nach dem Googeln, wie viel das ist, aber auf 74 heruntergeregelt. Aber wir haben es hier schön warm. Da können es von uns aus heute Nacht hier ruhig minus 6/7 Grad werden, ist uns egal! Morgen Vormittag wollen wir in den Carlsberg Caverns National Park – in der großen Höhle sollen ganzjährig 13 Grad plus herrschen, da machen wir also auch nichts falsch, wenn wir da hinabsteigen. Und danach fahren wir 5 Stunden weiter gen Süden zum Big Bend National Park, wo kein Frost herrschen wird, er liegt im südwestlichsten Zipfel von Texas direkt an der mexikanischen Grenze. Die momentane Kältewelle endet auch mit dieser Woche, so dass wir danach auch getrost wieder in etwas nördlichere Gefilde (z. B. Austin, Tx) vordringen können, ehe es weitergeht Richtung Louisiana und Florida.

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Mittwoch, 30. Oktober 2019
Wüstenpflanzen, -tiere und -sand
Dienstag, 29.10.
Wir kamen heute erst viertel neun vom Campingplatz los, waren zwei Stunden später im Saguara-Nationalpark bei Tuscon, denn der lag auf der Strecke. Wir drehten dort eine kleine Runde durch den Kakteenwald, der sich schon verändert hat, seit ich allein hier gewesen bin. Es gab fast nur noch verblühte Kakteen, die Wüstenpflanzen mit den langen dünnen Stängeln hatten schon gelbe Blätter jetzt. Dafür blühten Gräser mit weichem weißen Flaum. Helene freute sich besonders über die großen Saguaras, die scheinbar kuscheligen Kakteen namens „teddybear cholla“ und die Farbtupfer in der Wüstenlandschaft. Wüstenschildkröten oder das „gila monster“ liefen uns heute auch nicht über den Weg. Nach Beendigung der Runde durch den Park mussten wir erst einmal eine Tankstelle anfahren, dann ging es weiter gen Osten. Unterwegs hatte Helene das unglaubliche Glück zuzusehen, wie ein Raubvogel eine Schlange erbeutete! Unglaublich. Wir hielten unterwegs noch einmal, um eine Kleinigkeit zu uns zu nehmen und versuchten vergeblich, zu Hause anzurufen, dann fuhren wir durch bis zum White Sands National Monument. Ich weiß gar nicht, wie viele Meilen wir heute geschrubbt haben, aber viele. Eigentlich wollte Helene nur mal die weiße Wüste sehen und mal kurz barfuß durch den Sand laufen. Daraus wurde dann aber doch die komplette 3,5 km lange Backcountry-Trail-Runde, denn das abendliche Licht zauberte wundervolle Bilder vor unsere Augen. Wir konnten uns kaum daran satt sehen. Trotzdem blieben wir nicht, bis die Sonne richtig untergegangen war, denn wir hatten noch einige Meilen vor uns bis zum Campingplatz und wussten noch nicht mal, ob dort auch noch was frei sein würde. Ich hatte noch einen anderen Campingplatz ausfindig gemacht, der kurz hinter White Sands lag und auch nur 10 Dollar kosten sollte, der zudem ordentliche Sanitäranlagen haben sollte und wo außerdem nicht schon 18 Uhr die Schranke fiel. Dorthin düsten wir nun, aber alle Eile half nichts, es war dunkel, als wir um sieben (jetzt nur noch mit acht Stunden Unterschied zur Heimat) dort ankamen. Wir fanden ein Plätzchen, füllten den Selbstzahlungsumschlag aus und mit Geld, bauten im Scheinwerferlicht das Zelt auf – auf Splitt – und aßen dann im Licht meiner Stirnlampe Abendbrot. Dabei bewunderten wir die vielen Sterne am Nachthimmel, denn man kann hier mangels großer Städte ganz viele sehen.

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Dienstag, 29. Oktober 2019
Schnee in der Wüste
Montag, 28.10.
Es wurde minus ein Grad kalt, und es sah aus, als läge etwas Schnee auf unserem Zelt, als wir aufwachten. Zunächst kuschelten wir uns lieber noch in unsere Schlafsäcke als aufzustehen. Halb acht mussten wir los zur gebuchten Tour, und wir beschlossen, das Frühstück angesichts der Temperatur auf eine Banane zu beschränken und dann später nachzuholen. So konnten wir länger im warmen Schlafsack bleiben. Als ich meinen Kopf dann aus dem Zelt herausstreckte, war es Gewissheit. Verharschter Schnee auf unserem Zelt, auf dem Auto, auf der Sitzgruppe, auf dem Wüstensand. Aber die Sonne schien. Beim Zeltabbau froren mir fast die Finger ab. Wir waren 8:40 bei Dixies am Canyon für die 9:15 gebuchte Tour, man soll eine halbe Stunde vorher da sein. Man fragte, ob Helene gleich die 8:45 Tour machen wolle, da sei noch ein Platz frei, und sie stimmte zu. So ging es direkt los. Ich gab ihr die Oregon-Ducks-Handschuhe von John und Jane mit, weil die metallenen Treppengeländer bestimmt sehr kalt sein würden. In der Sonne, so fand ich, fühlte es sich viel wärmer an, als es tatsächlich war. Ich wartete die ganze Zeit draußen. Einige Guides (Führer) standen auch dort herum, die gerade nichts zu tun hatten, weil so früh noch nicht der große Andrang da war. Die Chance nutzte ich, ich sprach die jungen Navajo an, und einer erklärte sich tatsächlich bereit zu einem kleinen „Interview“. Kaleb studiert ansonsten und will später selbst Tour-Betreiber werden. Die Navajo scheinen insgesamt ganz gut aufgestellt zu sein, wie mir scheint. Helene kam mit strahlenden Augen zurück, fotografierte zum Abschluss ihrer Tour durch die herrlichen Sandsteinformationen des Lower Antelope Canyon noch einen Kaktus im Schnee, dann ging für uns die Reise Richtung Süden. Wir verließen zwar bald die faszinierende verschneite Wüstenlandschaft, aber es blieb sehr kalt draußen, weshalb wir unser ausgiebiges Frühstück immer weiter nach hinten verschoben. Erst nachdem wir hinter Flagstaff den Coconino National Forest hinter uns gelassen hatten und aus Höhen von 6000 bis 7000 Fuß in solche von 2000-3000 Fuß gelangten, stieg das Thermometer minütlich an. Wir frühstückten dann mittags halb eins an einer Raststätte. Wenig später machten wir einen Abstecher zum Montezuma Castle, das ist eine sehr gut erhaltene Felsbehausung aus dem 13./14. Jh., die im schönen Verde Valley gelegen ist. Ab Phoenix wurde es wieder richtig warm dann. Eigentlich hatten wir angepeilt, bis Tucson zu fahren. Ich rief aber vorher den dort nun gefundenen Campingplatz an, und die wollten 45 Dollar pro Nacht plus Steuern für einen einfachen Zeltplatz haben. Das war doch ziemlich üppig. Wir wählten deshalb den Koa in Picacho, wo wir für 35 Dollar unterkamen und viel Platz hatten. Das Zelt war noch nass, als wir es aufbauten. Wir schauten dann auf unsere weiteren Ziele und stellten mit Erschrecken fest, dass es selbst im Süden New Mexicos in der Nacht zu Donnerstag deutlichen Frost geben sollte. Ein zwischenzeitlicher Kälteeinbruch. Nach dem Abendessen überlegte ich hin und her, wie wir das umgehen könnten, schließlich buchte ich für die Nacht ein Motel in Carlsbad. Kommende Nacht wollen wir nahe White Sands auf dem sehr einfachen und sehr preiswerten Aguirre Spring Campground verbringen, das gleicht sich dann wieder aus ... Das Tagesbudget habe ich mit Helenes Ankunft nur leicht auf 60 Dollar angehoben, mal sehen, ob wir damit auskommen werden. Bis dahin kam ich mit den 55 tatsächlich aus, ich hatte sogar zuletzt einen Überschuss von 70 Dollar, den wir aber schon zur Hälfte verbraten haben. Ich tendiere dazu, meinem an sich genügsamen Kind mehr gönnen zu wollen. Ist auch eine ganz gute Ausrede, sich selbst mehr zu gönnen ...

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Montag, 28. Oktober 2019
Steinpilze
Sonntag, 27.10.
Wir froren nicht in unseren Schlafsäcken. Weil wir zeitig hineingekrochen waren, schlüpften wir auch viertel sieben morgens schon wieder hinaus. Kurz nach halb acht zuckelten wir davon. Auf dem Weg aus dem Grand Canyon Nationalpark hinaus nahmen wir noch den einen oder anderen Aussichtspunkt mit, auch wenn es uns dabei jedes Mal wegzuwehen drohte. Auch außerhalb des Parks gab es noch Aussichten, etwa die auf die Schlucht des Little Colorado Rivers an der Route 64, über die wir den Grand Canyon verließen. Ab Cameron fuhren wir nach Norden, die Route 89 hinauf. Es ging durchweg durch Reservatsgebiet, so dass ich kein Netz hatte und lange nicht dazu kam, den Blog zu aktualisieren. Nach einem weiteren Aussichtspunkt-Zwischentstopp erreichten wir den Parkplatz zur „Horseshoe Bend“. Wem das bekannt vorkommt, ja, da war ich schon. Aber ich hatte für Helene für morgen eine Antilope Canyon Tour gebucht, deshalb fuhren wir nach Page. Und wenn man hier in der Gegend ist, muss man diese herrliche 270-Grad-Kurve des Colorado Rivers einfach sehen. Erstaunlicherweise gab es auf dem Zehn-Dollar-Parkplatz sogar WLAN. Danach fuhren wir zu einer Attraktion, die ich noch nicht besucht hatte, die mir aber eine der Seglerinnen empfohlen hatte: die Toadstool Hoodoos. Sie liegen eine halbe Stunde nördlich von Page an der Route 89. Der Weg dorthin ist nicht viel länger als ein Kilometer und führt bereits durch interessante Sandsteinformationen. „Hoodoos“ heißen hier alle durch Erosion entstandenen turmartigen Gebilde aus Sedimentgestein, ganz viele davon gibt es ja im Bryce National Park. Diese hier sehen aus wie Pilze (toadstool = mushroom). Echte Steinpilze sozusagen. Wir erfreuten uns daran. Anschließend suchten wir – schon früh heute – unseren gebuchten Campingplatz, den Lake Powell Campground, auf. Nach dem Check-in bauten wir unser Zelt auf – auf einem mit Sand gefüllten Feld, Helene duschte lieber jetzt gleich, wir probierten das schwache WLAN aus, dann fuhren wir noch einkaufen, und ich genoss anschließend ein Bad im Indoor-Pool inklusive Whirlpool. Noch war es warm, 21 Grad. Leider wussten wir, was die Vorhersage für hier androhte: null Grad am Morgen. Wir beschäftigten uns dann jeder für sich, Helene mit medizinischen Texten, ich mit vergleichsweise leichter Kost. Beim Abendessen dunkelte es schon. Wir werden uns erst wieder zum Schlafen ins Zelt verkriechen.

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Sonntag, 27. Oktober 2019
Ein tierischer Tag
Sonnabend, 26.10.
Es lag sich ganz gut im Zelt, auch wenn ich der Länge nach geradeso reinpasse. Nachts hörte ich wieder mal seltsame hochtönige Tiergeräusche, die ich nicht zuordnen konnte. Wir waren früh wach (viertel sieben), kamen schon halb acht los. Zunächst waren mehr als drei Stunden Fahrt angesagt. Helene freute sich über die wechselnde Landschaft, ich freute mich, dass ich es vor dem Grand Canyon noch schaffte, preiswert zu tanken. Vor elf erreichten wir den Mather Campground am South Rim der großen Schlucht, zu früh zum Platz beziehen, er war noch belegt. Also fuhren wir zum nahegelegenen „Market Plaza“, wo ein großer Parkplatz war, ein Laden, ein Restaurant, eine Shuttlebus-Haltestelle – und WiFi. Netz gibt es hier leider nicht. Wir beschlossen, mit dem Shuttle zum Visitor Center zu fahren und von dort aus auf dem Rim Trail, also am Rand des Canyon entlang zurückzulaufen. Der Weg bot uns verschiedenste Ausblicke, ein „Mexican Jay“, so heißen die Vögel mit den schönen blauen Flügel, glaube ich, flatterte uns auch mehrfach über den Weg, und nach knapp 5 km hatten wir alle Aussichtspunkte abgelaufen und waren wieder am Auto. Es war erst viertel zwei, wir konnten uns also noch etwas vornehmen. Dieses Mal nahmen wir das Auto und fuhren hinter zum Ausgangspunkt des „Bright Angel Trail“. Wir fanden dort auch einen Parkplatz. Am Startpunkt des Weges fanden wir heraus, dass dieser Weg bis tief in den Canyon hineingeht, bis zum „Indian Garden“ waren es 7,2 km, bei einem Höhenunterschied von 925 m, die Strecke war als anstrengend klassifiziert und man sollte dafür 6 bis 9 Stunden einplanen. Kam natürlich nicht in Frage. Nicht nur, weil es schon zu spät dafür war. Das 3-Mile Resthouse war auch noch 4,8 km entfernt und 645 Höhenmeter waren zu überwinden, der Weg dorthin war als sehr schwierig eingestuft und man sollte 4-6 Stunden einplanen. Es war halb zwei. Dreiviertel sechs geht die Sonne unter. Ging also auch nicht. Und hätte ich Helene am ersten Wandertag auch nicht zumuten wollen. Das wäre auch für mich am ersten Tag nichts gewesen. Blieb als potentielles Ziel das 1 ½ -Mile Resthouse. Wie der Name schon sagt, waren anderthalb Meilen bzw. zweieinhalb Kilometer hinabzusteigen – und eben dann auch wieder hinauf. 330 Meter Höhenunterschied (112 Treppen) überwindet man dabei, auch hierfür sollte man 2-4 Stunden einplanen, Klassifizierung: schwierig. Helene wollte das machen. Ich musste sie beim Abstieg ausbremsen, da war sie mir zu schnell. Das Besondere beim Abstieg war ein tierisches Erlebnis: eine Bergziege und ein Bergziegenbock mit geschwungenem Horn kreuzten mehrfach den Weg, direkt vor und hinter uns, es war atemberaubend mit anzuschauen, wie sich diese Tiere im Gelände bewegen! So was von halsbrecherisch, unglaublich! Wir durchliefen zwei kleine Tunnel, es ging immer steiler bergab, dann ließ die Steigung nach, und wir erreichten das angestrebte Ziel. Ich drang dort auf eine Pause mit Stärkung, ehe wir wieder hinaufstiegen. Das war dann auch atemberaubend. Helene machte sich Gedanken, sie würde mich zu sehr ausbremsen und wollte mich quasi vorschicken, dabei war ich froh, mit ihr zusammen dort hinaufzusteigen, wie schnell und mit wie vielen Pausen, war völlig egal. Ich bin froh, dass ihr der Tag trotz dieser Anstrengung sehr gefallen hat. Nach der Wanderung ging es zum Zeltplatz, wir bauten unser Zelt auf, räumten die Isomatten hinein – die Schlafsäcke wollten wir bis zum Schlafengehen im warmen Auto lassen. Dann aßen wir ein frühes Abendbrot, denn wir hatten zum einen Hunger, zum anderen wollten wir zum Sonnenuntergang noch einmal am Rand der Schlucht sein. Dazu fuhren wir wieder vor zu dem Parkplatz und liefen dann Richtung Schlucht, allerdings nicht den richtigen Weg. Das Quer-durch-den-Wald-Laufen hatte aber einen entscheidenden Vorteil: Tiere! Helene entdeckte sie. Zwei riesige Exemplare. Ich sage mal, riesige Hirsche. Es können Elche gewesen sein. Kein Geweih. Deshalb schwierig. Die waren jedenfalls beeindruckend. Danach sahen wir auch noch eine Herde normaler Hirsche mit Jungtieren dabei, die waren dagegen winzig. Wir schafften es trotz dieses kleinen und erfreulichen Umweges, vor Sonnenuntergang am Rand der Schlucht zu sein. Wir liefen noch ein Stück daran entlang, bis wir ein herrliches Plätzchen zum Verweilen und Genießen gefunden hatten. Auf dem Rückweg nutzten wir noch das WLAN, dann fuhren wir zurück zum Campingplatz. Halb sieben war es dann schon stockfinster. Wir hatten einen wunderschönen Tag bei angenehmen Temperaturen. Heute Nacht soll diese hier aber auf bis vier Grad zurückgehen.

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