This is America - People and Places
Samstag, 14. September 2019
Im Inneren des Vulkans
Freitag, 13.9.
Ich schlief ganz gut, aber am Morgen nieselte es ganz fein, und draußen war auch alles nass. Dabei war ich doch jetzt raus aus dem Regenwald! Ich frühstückte im Auto. Dann ging es ab auf die I 5 South. Bei Woodland schickte mich Google runter, als Ziel hatte ich die Ape Cave eingegeben. Bevor es dorthin ging, hielt ich aber auf einem Parkplatz und suchte nach dem nächsten Waschsalon, der war eine Meile entfernt. Ich machte mich mit allem vertraut – schließlich war ich noch nie in meinem Leben in einem Waschsalon gewesen – und bekam auch noch Hinweise von einem Anwesenden. Dann lud ich meine Wäsche ein, gab das am Automaten erworbene Waschmittel dazu, tauschte am Wechselautomaten 5 Dollar in Quarters und fütterte damit die Waschmaschine. Nach einer halben Stunde war sie schon fertig, ich hatte eigentlich derweil was am Laptop machen wollen, aber zu viel kommt man da nicht. Dann transferierte ich die Wäsche in den Trockner, den man alle 5 Minuten mit einem Quarter füttern musste – bis die Wäsche halt trocken war. Beim Zusammenlegen fand ich noch ein paar klamme Teile, aber insgesamt lief das alles besser und schneller als erwartet. Nebenan war ein Dollarshop, da holte ich mir dann Waschmittel für’s nächste Mal – den Tipp hatte ich bekommen – und eine Stirnlampe für die Höhle. Es gab dort leider keine gute Lampe, aber ich wollte auch nicht ewig nach einem Laden mit ordentlichem Equipment suchen. Mein Handy hatte ich zur Not ja auch noch. Die Fahrt zur im südöstlichen Bereich des Mount St. Helen gelegenen Höhle ging schön durch Wald und am St. Lewis River entlang, der sich an zwei Stellen zu Seen weitet. Auf dem Parkplatz war dann eine Gebühr von 5 $ fällig, die wieder in einem Umschlag einzuwerfen war. Vor der Höhle musste man sich die Schuhe abputzen, das soll dem Schutz der hiesigen Fledermäuse dienen. Nun ja. Es gibt einen Zugang in der Mitte, von dem aus man zum einen eine dreiviertel Meile in den unteren Teil hineinlaufen kann, mit einer teilweise 10 m hohen Decke. Und es gibt einen oberen Abschnitt, in dem es mehrere (18) Steinhaufen (Talus / Geröllkegel) zu überklettern gilt und für den man mindestens zwei Stunden einplanen soll, am Ende geht es über eine Leiter hinaus ins Freie. Ich wollte das eigentlich machen. Aber meine funzelige Stirnlampe war dazu nicht geeignet, und mit dem Handy in der Hand herumklettern ist auch nichts. Außerdem war letzteres ja nur als Backup gedacht. Und wer weiß, ob Batterie und Akku so lange durchgehalten hätten? Man muss dazu sagen, dass man dort tatsächlich nur mit seinem eigenen Licht drin herumsteigen darf, in Deutschland undenkbar. Ansonsten ist es dort richtig dunkel, das ist natürlich reizvoll. Wer da also mal hinkommt: Nehmt gute Leuchten und Ersatz dafür mit, geht besser nicht ganz allein, zieht euch warm an, weil es in der Höhle konstant nur 42°F/ 5.6°C sind, und zieht eine Regenjacke über, weil es von oben ganz schön tropft. Aber dann ist das bestimmt eine absolut coole Erfahrung! Ich begnügte mich also mit dem unteren Teil, aber wie gesagt, auch da läuft man 1,2 km in die finstere Röhre hinein! Allerdings ist dort mehr Betrieb, man begegnet anderen herumwandelnden Leuchtpunkten. Trotzdem wirklich eine tolle Sache. Ich war ganz zufrieden damit, nicht ganz allein im Dunkeln zu sein. Wer sich wundert, wie eine so lange röhrenförmige Höhle zustande kommt – na, die Überschrift verrät es ja – es handelt sich um eine Lavaröhre. Geformt wurde sie durch einen Lavafluss, der ein enges Tal durchfloss, wobei die Lava an den Talwänden und an der Oberfläche jeweils erkaltete, so dass sich so eine lange Röhre bildete, als der Lavafluss aus dem Berg stoppte und abfloss, entstand der Hohlraum. Vor ca. 2000 Jahren. Mit über zwei Meilen Gesamtlänge ist es die längste Lavaröhre in ganz Amerika. Weiß ich nur dank der Erklärungen von Dave, er ist Geologe. Die Höhle war aber nicht alles dort, man kann zu verschiedenen Lavabecken hinaufwandern, und eines davon ist dann der Ausgang der Höhle. Es gibt viele kleine Minihöhlen, die die Lava gebildet hat, es gibt Basalt, der aussieht, als wäre er gerade erst erstarrt und andere Kleinigkeiten, die man entdecken kann. Ein paar Infotafeln wären schön gewesen. Allerdings gab es am Eingang der Höhle auskunftsfreudige Parkmitarbeiter, ein junger Kerl darunter hat mal ein Erdbeben in der Höhle erlebt, was ihn wohl anfangs ziemlich in Panik versetzt habe, aber dann ganz cool gewesen sei – man hätte es nicht gespürt, sondern nur gehört. Mt St. Helen ist im Übrigen ein aktiver Vulkan, zuletzt gab es 1980 einen explosiven Ausbruch. Alles eine Folge dessen, dass sich vor der amerikanischen Küste eine Erdplatte unter die nordamerikanische schiebt. Ein Rutsch ist überfällig, wie allseits bekannt, passiert aber hoffentlich nicht in den nächsten 10 Wochen ;) Vom Vulkangestein nahm ich dann Abschied, fuhr zurück zur Interstate und hinunter nach Portland, bog aber davor links ab zur Columbia Gorge, das ist die gewaltige Schlucht, die der Columbia River für sich beansprucht. Als bei der letzten Eiszeit ein Gletscheisdamm in den Rocky Mountains brach, schossen die Fluten dort entlang und gruben das Tal, das Wasser soll über 100 Meter tief gewesen sein. Das ist es jetzt natürlich nicht mehr, aber als Hinterlassenschaft der damaligen Ereignisse gibt es viele Klippen und Wasserfälle. Ich verschaffte mir zunächst vom Vista House am Crown Point aus einen Überblick und fuhr dann die angeblich sehr enge historische Route 30 entlang, die aber nach europäischem Verständnis eine ganz normale Straße ist ;) Mittlerweile bin ich übrigens in Oregon, denn ich habe den Fluss überschritten. Ich hatte vor, im Aimsworth State Park zwei Nächte zu campen für 17 $ pro Nacht, und weil man am Vista Point meinte, das könne ohne Reservierung eng werden, weil Wochenende wäre (ach ja!), machte ich mich direkt dahin auf den Weg. Aber zu spät. Alles voll. Übernachtparken gegen Bezahlung war auch nicht drin. Mir blieb nichts weiter übrig, als mir eine andere Bleibe zu suchen. Jetzt bin ich auf dem Koa Campingplatz in Cascade Locks, wo es zwar ein Hot Tub gibt und ordentliches WLAN, aber für 37 $ pro Nacht. Deswegen bleibe ich auch nur eine hier. Jetzt ist es viertel neun und schon stockfinster, die Tage werden kürzer ...

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Letzte Aktualisierung: 2019.12.01, 10:14
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