This is America - People and Places
Donnerstag, 17. Oktober 2019
Staubtrockene Hitze rund um Tucson
Mittwoch, 16.10.
Punkt sechs stand ich bei Walmart vor der Tür, um die „Restrooms“ aufzusuchen. Entsprechend früh kam ich los. Ich steuerte den Coronado National Forest an. Google schickte mich zunächst über die Route 90 nach Süden, dann sollte ich rechts abbiegen in die South Whetstone Road, machte ich auch. Das war aber eine noch schlechtere „dirt road“ als die gestern, zudem standen gleich am Wegesrand Kühe mit langen geschwungenen Hörnern. Nein! Ich gab den nationalen Wald ins Auto-Navi ein. Das verortete diesen auf der anderen Seite der Interstate! Ich hatte keine Lust auf Experimente und beschloss, den Punkt im Programm zu streichen. Stattdessen fuhr ich nun direkt zum Saguaro Nationalpark (East). Ich kam gegen acht an, der Einlass war auf Vertrauensbasis, das Visitor Center öffnete erst um neun, ich hatte dadurch mal wieder keine Karte. Es war ein 11-Meilen-Auto-Rundkurs ausgeschildert, der als Einbahnstraße angelegt war. Los ging es! Als eine Picknick-Stelle namens Mica View ausgeschildert war, bog ich ein, parkte dort und lief ohne alles den Wanderweg dort in die Kakteenlandschaft hinein. Saguaro ist der Name der teils haushohen und mehrarmigen Kakteen. Ich dachte, der Weg wäre nur so ein kurzes Stück hinein und das war’s, aber er führte zu einem Trailhead, also zu einem Ausgangspunkt verschiedener Wanderwege, und man konnte auch eine Runde laufen, das machte ich. Ich hatte hier Netz, weshalb ich auf der Karte sehen konnte, wo Wege waren und hinführten. Der Cactus Forest Trail führte mich zurück. Insgesamt lief ich da 1,9 Meilen (laut Karte, jetzt habe ich eine). Es war noch früh am Morgen, und trotzdem schon ziemlich warm, ich trank am Auto dann erst einmal was. Mein nächster Halt am Desert Ecology Trail bot nur eine Mini-Runde, dafür mit Info-Tafeln. Darauf sah ich das „Gila monster“, in real leider nicht. Das Gilatier (oder die Gila-Krustenechse) wird bis zu 50 cm lang. Die Echse hat einen hochgiftigen Biss. Gila beißt aber nur nach starker Provokation und hält sich lieber versteckt. Ich legte einen weiteren Stopp ein, dieses Mal am Beginn des Loma Verde Trails. Hier traf ich ein amerikanisches Paar, das im Besitz einer Karte war (mittlerweile war es nach dreiviertel zehn), ich orientierte mich kurz und fand, dass die Runde, die die beiden gehen wollten, auch die passende für mich sei. Für diese etwas längere Runde sackte ich reichlich Wasser und was zum Snacken ein. Man bekam beim Wandern nicht nur Saguaras zu sehen, sondern auch andere Kakteenarten, wie zum Beispiel den „Teddy Bear Cholla“ (Opuntia bigelovii), den „Hedgehog Cactus“ (Echinocereus fendleri), „Pincushion Cactus“ oder den Kaktusfeigen-Kaktus („Prickly Pear Cactus“), dazu diverse andere Pflanzen wie Agave, Jojoba, Sotol, Mesquite und Mormon Tea. Ein Höhepunkt waren für mich die Kakteenblüten, auch wenn nur wenige Blüten hatten. Von der Fauna bekam ich das Highlight ja nicht zu sehen, aber viele Schmetterlinge und Vögel, winzige Miniechsen, und ich glaube, ich habe auch so eine Wüstenratte (desert pack rat) ins Gebüsch huschen sehen, da bin ich mir aber nicht sicher. Ich hatte Spaß am Entdecken. Vom „pink hill“ blickte ich rundum in die Kakteenwüste, da war es dann aber schon ziemlich heiß, Schatten Mangelware. Ich war zwanzig vor 12 wieder am Auto, nach gut 6 km Wanderung. Es waren mittlerweile 31 Grad. Klingt nicht so schrecklich viel, aber man läuft ja in der prallen Sonne. Ich fand, das reichte angesichts der klimatischen Bedingungen und schaute mir nur noch den Lehrpfad am Visitor Center an, wo ich auch meine Wasservorräte auffüllte. Halb eins verließ ich den Saguaro Nationalpark. Als Nachmittagsprogramm hatte ich mir Stadtbesichtigung überlegt. Der Park liegt direkt neben der Stadt Tucson (Arizona). Als Erstes fuhr ich zu einer Sehenswürdigkeit außerhalb der Stadt, in einem Indianerreservat gelegen: die Mission San Xavier del Bac. Die Missionsstation wurde 1700 von einem spanischen Jesuitenpater errichtet, die wundervolle Kirche 1797 von Indianern erbaut. Sie sollte beeindrucken, und das tut sie noch heute. Wieder, muss man sagen. Nach einer Fehlsanierung mit Zement sammelte sich Wasser in den Wänden und beschädigte die Wandbemalung. Sechs Jahre lang wurde dann aufwändig und originalgetrau restauriert, unter Mithilfe internationaler Spezialisten, die ihr Wissen an die involvierten Indianer weitergaben, so dass diese die Erhaltung danach übernehmen konnten. Es gab ein Video dazu, das ich ganz aufschlussreich fand. Und in der Kirche gibt es nicht nur reichlich Wandbemalung, sondern auch jede Menge Skulpturen. Wie viel Ikonographie in der Ausgestaltung des Innenraums steckt, hätte sich mir ohne das Video nicht erschlossen. Ich ließ dann Geld im Andenkenladen. Auf einem benachbarten kleinen Hügel gab es noch ein Kreuz, und am Weg rundherum eine Gebetsgrotte. Auf dem Platz vor der Missionskirche verkauften Indianer „fry bread“ mit Füllung, ich probierte das mal. Lecker, aber schrecklich fettig, aber ich esse ja sonst fast kein Fett hier. Ich überlegte, was ich weiter machen sollte. Ich war auf dem Hinweg an einem Flugzeugmuseum vorbeigefahren und zog in Betracht, mir das anschauen oder das Desert Museum, aber - nicht für zwanzig Dollar ... So scharf war ich auf beides nicht. Danach ging es daher ins „historische Stadtzentrum“. Leider hatte Google auch mit Tucson so seine Probleme, ich sollte einen Fußweg entlangfahren. Ich irrte eine Weile in der Stadt umher, ehe ich den Weg fand. Ich parkte auf einem Stundenparkplatz, aber länger wollte ich auch gar nicht in der Stadt herumlaufen bei der Hitze, mittlerweile 34 Grad. Ich lief eine kleine Runde, beäugte die St. Augustine Cathedral, die aber ganz düster, weil kaum beleuchtet war, das Kunst- und das historische Museum ließ ich aus. Ich hatte einen ganz trockenen Hals, als ich wieder am Auto ankam. Und genug gesehen. Ich suchte mir in Nähe meines für morgen angedachten Wanderwegs „Ventana Canyon Trail“ ein Walmart Supercenter, wo ich zu Abend aß – es gab sogar eine überdachte Picknickecke draußen, und dort sitze ich nun mit offener Tür im Auto, damit ein Lüftchen hineinweht. Es sind halb acht immer noch 27 Grad ... Weniger als 20 sollen es hier heute Nacht auch nicht werden. Ich muss bei solchen Temperaturen morgen früh frische Milch kaufen. Sitze ja an der Quelle.

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Letzte Aktualisierung: 2019.12.01, 10:14
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