This is America - People and Places
Samstag, 19. Oktober 2019
Vortex Town
Freitag, 18.10.
Am Morgen sah ich den Campingplatz dann erst einmal richtig. Er war ziemlich leer, es gab einen Pool. Ansonsten der übliche KOA-Standard. Also ordentliche Duschen, Waschsalon, Spielplatz ... Ich hatte aber nicht vor, dort zu bleiben, dicht an der Interstate, irgendwo zwischen hier und da. Zwischen Tucson und Phoenix, um genau zu sein. Ich hatte mich entschieden, nach Sedona zu fahren, einer der Orte, die Jim mir in Arizona empfohlen hatte. Sedona liegt im Gebiet der „Red Rocks“, man kann dort wandern, es ist eine Künstlerstadt. So weit die Theorie. Ich merkte schon bei der Anfahrt am frühen Mittag, dass ich nicht die einzige auf dem Weg dorthin war. Am Bell Rock fuhr ich nur vorbei. Ich bog aber ab zur Chapel of the Holy Cross, das ist eine in den Fels hineingebaute moderne katholische Kapelle, die perfekt an die Umgebung angepasst ist. Ich fand dort nur mit Glück einen Parkplatz. Jeder schien dorthin zu strömen. Die Kapelle selbst ist schlicht, aufs Wesentliche beschränkt. Nur so richtig ruhig war es darin nicht. Von der Kapelle aus hat man einen herrlichen Blick auf die umliegenden Berge und hinab auf die Stadt, die sich selbst auch gut einfügt in die Landschaft. Ich steuerte nun den Wanderparkplatz zum Soldier Pass Trail an, den Wanderweg hatte ich mir ausgeguckt. Doch nicht nur die Stadt war voll mit Autos (Stop-and-Go), auch der Wanderparkplatz war voll. Zudem durfte man in der Gegend ringsherum (Wohngegend) nirgendwo parken. Mir blieb nichts weiter übrig, als mir einen anderen Weg zu suchen. Ich entschied mich für den West Fork Trail, elf Meilen außerhalb gelegen. Dort gab es einen großen Parkplatz, aber auch der war voll, und es standen schon Autos an. Genauso sah es beim Slide Rock State Park aus. Es war unglaublich. Ich erinnerte mich, einen Wanderparkplatz namens Adobe Jack Trail nahe des Stadtzentrums von Sedona gesehen zu haben, der nicht voll gewesen ist, also fuhr ich nun dorthin, auch wenn der Weg nirgendwo erwähnt wird, also nicht zu den Top 10 der Umgebung gehört. Er war auch relativ kurz. Doch auch dort war nun alles voll. Ich blieb dort stehen und wartete. Bei einem kurzen Weg würde ja hoffentlich irgendwer bald zurückkommen. Und so war es auch. Die meisten Wegnutzer waren hier Mountainbiker. Ich wanderte dann also dort los. Den eigentlichen Trail verließ ich dann aber aus Versehen und kam an einer katholischen Kirche mit schönem Ausblick an. Dort fand ich eine wunderbare Sitzecke, die ich nutzte, um etwas zu essen, denn mittlerweile war längst Mittag vorbei. Ich orientierte mich auf der Komoot-Karte – Netz gab es hier – und lief einen anderen Weg zurück, dann fand ich den richtigen, der auch bald einen schönen Ausblick bot, aber ich kehrte um und ging einen noch anderen Weg, den Crusty-Trail, denn mir war in den Sinn gekommen, dass ich diesen nutzen konnte, um quasi ins Stadtzentrum zu wandern. Dort angekommen bummelte ich durch Uptown Sedona, das ein richtiges Touri-Zentrum ist. Ich leistete mir zwei Kugeln hausgemachtes Eis: Pecan Butter und Prickly Pear. (An einer überreifen Kaktusfeige hatte ich mich gestern bei meiner Wanderung vergeblich versucht, ohne Handschuhe kann man die echt nicht anfassen. Das waren aber gestern noch die harmlosesten Stachel.) Außer den üblichen Touri-Läden und gastronomischen Einrichtungen gab es in der Stadt etliche Galerien, aber auch noch etwas anderes, das man an jeder Ecke fand: Esoterikläden. Von magischen Kerzen über „psychisches Lesen“, Tarotkartenlegen und Handlesen bis hin zu „Aurafotos“, was auch immer das ist, und Heilkünsten, Kristallen, Orakelgarten ... Und dann das mit dem „Vortex“. Es ist kaum zu glauben, aber die Stadt muss komplett in Hand von Esoterikern sein, denn es gibt eine ganz offizielle Infotafel dazu. Man gibt das mit der Vortex-Energie als Wiederentdeckung alter mythischer Indianerweisheiten aus. Es wird ganz pseudowissenschaftlich beschrieben, was das sei und wie es funktioniere, elektrische und magnetische Energielinien usw. Und das Tal, in dem Sedona liegt, soll voll von dieser Energie sein, die von den umliegenden Bergen ausgehe. Solcher Bullshit! Ich bin ja ein spiritueller Mensch, aber für Hokuspokus habe ich nichts übrig. Von Uptown Sedona aus lief ich noch einen Bogen hinab zum Tlaquepaque Arts & Shopping Village. Dort kann man wunderbar flanieren und stöbern in urigem Ambiente. Dann kehrte ich zum Auto zurück, es war dreiviertel fünf, und ich hatte fast acht Kilometer so verbummelt. In meinen Beinen spürte ich im Übrigen die gestrige Tour noch sehr deutlich. Ich begab mich dann nach Cottonwood, in Richtung meines morgigen Ziels. Hier bin ich mal wieder zu Gast bei Walmart.

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Letzte Aktualisierung: 2019.12.01, 10:14
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