This is America - People and Places
Donnerstag, 31. Oktober 2019
Eisiger Indian Summer in Texas
Mittwoch, 30.10.
Es wurde nicht kälter als neun/zehn Grad nachts, das war sehr angenehm. Am Morgen sahen wir dann, in welch schöner Umgebung sich der Oliver Lee Campground befindet – im Osten verdeckte ein angrenzendes Bergmassiv noch die Sonne, im Westen sah man in der Ferne die Organ Mountains. Ein Platz für Langschläfer, wegen des morgendlichen Bergschattens. Wir waren aber viertel acht auf, nach der gestrigen Zeitzone wäre das viertel sieben gewesen. Da war es noch sehr sehr ruhig auf dem Platz. Es war überhaupt ein sehr ruhiger Platz. Am Abend und frühen Morgen hatten wir es auf unserem Zelt tripppeln gehört, wahrscheinlich waren das Vögel. Man kann ja nur spekulieren. Gegen halb neun etwa verließen wir die Campingidylle bei Alamogordo und jetteten zum nächsten Nationalpark. Google routete uns über die 54 nach Süden und dann über die 62 nach Osten. Bei El Paso hätten wir noch einmal für 2,39 pro Gallone tanken können, aber wir dachten, das könnten wir auch anderswo in Texas noch. Falsch gedacht. Denn bis zum Nationalpark gab es am gesamten Highway keine einzige Tankstelle mehr. Vielleicht hätten wir es bis in den Park und wieder hinaus und nach Carlsbad geschafft, aber das war nicht sicher, deshalb bog ich noch vor dem Park links ab nach Dell City, wo es drei Tankstellen geben sollte. Zwei gab es. An der teureren war viel los, an der billigen gar nichts. Das hatte seinen Grund, die Säule gab keinen Sprit her, obwohl sie meine Kreditkarte samt ZIP-Code (PLZ) „autorisiert“ hatte und die Pumpe angeblich freigegeben hatte. Ein Einheimischer an der vollen Tankstelle meinte, das sei dort normal, da würde immer irgendeine Fehlermeldung kommen. Also tankten wir für 2,79. Ich bekam nette Hilfe beim Zurücksetzten des Säulenzählers vom selben auskunftsfreudigen Einheimischen. Man konnte dort auch nicht mit Kreditkarte direkt bezahlen oder einen bestimmten Betrag vorab bezahlen, nein, man tankte und bezahlte anschließend drinnen. Fühlte mich wie zu Hause. Bezahlte auch in bar dann. Dell City ist im Übrigen ein Dorf mit 365 Einwohnern, man sollte sich nicht vom Namen täuschen lassen ... Wir kamen auf dem Weg vom Highway dorthin und zurück an Baumwollfeldern vorbei. Keine Ahnung, was der Flughafen am Ortsrand da soll. Wahrscheinlich ist der für Agrarflieger, die Pestizide sprühen ... Oder für private Spaßflieger. Die Guadalupe Mountains sahen wir schon lange, bevor wir sie erreichten. Hinter ihnen kam eine Wolkenwand, die sich über die Berge wälzen wollte, wie es schien. Es schien nicht nur so. Als wir im Guadalupe Mountains National Park ankamen, waren die Berggipfel ganz in Wolken verhangen, und nicht nur das, es herrschte hier auch eine feuchte Kälte von ein Grad. Im Visitor Center fragten wir nach, welchen Wanderweg man uns angesichts dieses Wetters empfehlen würde. Ursprünglich hatte ich den Devil’s Hall Trail im Visier gehabt, aber wir folgten bei der Sichteinschränkung lieber der Empfehlung und fuhren zum McKittrick Canyon, um den Weg in die Schlucht hinein zu laufen. Auf der Zufahrt zum Wanderweg lief vor uns ein Koyote auf die Straße, kehrte aber flugs wieder um. 12:40 Uhr trabten wir mit Apfel und Banane noch schnell gestärkt und ordentlich eingemummelt los. Wir wollten bis zur „Grotto“ wandern, aber spätestens 15:15 Uhr umkehren, weil das Tor aus dem Park heraus 18 Uhr schließen sollte. Laut Infobroschüre würde man 4-5 Stunden brauchen für die 7 Meilen. Aber der Weg lief sich gut, es gab kaum Steigung, das Einzige, was uns aufhielt, waren unsere Fotostopps. Wir verließen auch einmal kurz den Trail, um über einen Trampelpfad zum Bachlauf hinunter zu gelangen, dabei ließ sich Helene (wie ich bei Tuscon) von einer Agave durch die Jeans hindurch ins Bein pieksen – es blutete tüchtig. Aber das machte ihr nichts aus. Weiter ging es. Anfangs erfreuten wir uns an den vernebelten Felswänden, den Wüstenpflanzen und an den Querungen des Baches über einzelne Steine, bald jedoch ergötzte uns das krasse Gelb und Rot des Laubes zunächst vereinzelter, später vermehrt den Weg säumender Ahornbäume – Indian Summer in Texas bei ein bis zwei Grad! Das Beste daran – je mehr Herbstlaub unseren Weg zierte, desto mehr kam doch noch die Sonne heraus! Nach 5,8 km und 1:50 h hatten wir die Grotte erreicht – und waren überrascht, welch idyllisch-romantischen Anblick sie bot. Nahe der Grotte gab es Picknick-Sitzgruppen, dort ließen wir uns nieder bei Wasser und Müsliriegel. 14:50 Uhr brachen wir wieder auf, weil uns sitzend kalt wurde. Ich zog noch meine Regenjacke über, die hielt auch den kalten Wind ab. Helene war ohnehin viel dicker angezogen als ich. Für den Rückweg, die Sonne verschwand da am Ende auch wieder, brauchten wir nur 1:25 h, so viel machen die vielen Stopps aus. Es waren vom Parkplatz aus nun noch 50 Minuten bis zur Econo Lodge in Carlsberg (das schon wieder in New Mexico ist). Wir checkten dort ein und bezogen ein geräumiges Zimmer, dessen Sauberkeit, insbesondere im Bad, allerdings nicht der Preisklasse entsprach. Dafür ist das WLAN leistungsstark, was insbesondere Helene erfreut, die damit sogar YouTube-Videos gucken kann. Ich freute mich über die kleine Kaffeemaschine, die ich sogleich in Betrieb nahm, um mir ein entkoffeiniertes Heißgetränk zu gönnen. Ich hatte die Heizung anfangs auf 78 Grad Fahrenheit hochgedreht, nach dem Googeln, wie viel das ist, aber auf 74 heruntergeregelt. Aber wir haben es hier schön warm. Da können es von uns aus heute Nacht hier ruhig minus 6/7 Grad werden, ist uns egal! Morgen Vormittag wollen wir in den Carlsberg Caverns National Park – in der großen Höhle sollen ganzjährig 13 Grad plus herrschen, da machen wir also auch nichts falsch, wenn wir da hinabsteigen. Und danach fahren wir 5 Stunden weiter gen Süden zum Big Bend National Park, wo kein Frost herrschen wird, er liegt im südwestlichsten Zipfel von Texas direkt an der mexikanischen Grenze. Die momentane Kältewelle endet auch mit dieser Woche, so dass wir danach auch getrost wieder in etwas nördlichere Gefilde (z. B. Austin, Tx) vordringen können, ehe es weitergeht Richtung Louisiana und Florida.

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Letzte Aktualisierung: 2019.12.01, 10:14
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