This is America - People and Places
Freitag, 30. August 2019
Hilfsbereite, freundliche und milde Amerikaner und eine Runde um den Teufelssee in Wisconsin
Donnerstag, 29.8.
Als ich frühstücken kam, waren meine Gastgeber John und Peggy auch gerade in der Küche. Sie boten mir gleich Kaffee an. Dann machte ich mit ihnen aus, dass ich vor meinem Rückflug auch wieder dort übernachten werde. Als ich dann aufbrechen wollte, trug mir John nicht nur wegen meines Knöchels den schweren Koffer runter, sondern ich wurde auch noch mit allerlei Equipment ausgestattet! Besteck, Müslischüssel, Kühlbehälter mit Eispacks, Kissen, Schirm, Campingstuhl ... Unglaublich! Gegen neun brach ich dann bestens ausgestattet auf. Ich fand den State Park mal wieder nicht auf dem Auto-Navi, weswegen ich mit Waze navigierte, das wollte ich ja sowieso laufen lassen. Mautstraßen mied ich, das kann man einstellen, und es ging größtenteils nicht über Interstates nach Wisconsins. Wisconsins ist Trumpland, man sieht dort Maisfelder, viel Industrie gibt es eher nicht. Nach dreieinhalb Stunden hatte ich den Devil’s Lake State Park (Südostseite) erreicht. Ich wollte dort auf den Parkplatz in Strandnähe fahren, aber dafür wollte man dort sage und schreibe 16 $ haben, das sah ich nicht ein, also wendete ich und fuhr so weit zurück, bis keine „Hier nicht Parken“-Schilder mehr standen und ich an der Straße eine Ausbuchtung fand. Der Platz war auch schön schattig. Sicher war ich mir allerdings nicht, dass ich dort ohne zu bezahlen parken durfte. Ich griff meinen bepackten Wanderrucksack und startete die komoot-App. Dann sockte ich los Richtung Pfad. Ich kannte das Höhenprofil und wusste, dass es zweimal so richtig hoch gehen würde und dann wieder ganz runter, aber als ich den sich vor mir auftürmenden Steinhaufen sah, kamen mir kurz Zweifel, ob mein Knöchel wirklich wieder fit dafür genug ist. Ich würde zumindest gut aufpassen müssen, ja nicht wieder umzuknicken. Der Aufstieg trieb mir Röte ins Gesicht und Schweiß in alle Poren. Ich schnaufte ganz schön. Letztendlich war es aber halb so wild. Der Pfad war gut befestigt, das erleichterte das Ganze. Dann zog sich der Himmel zu, der Wind frischte merklich auf und es fielen auch ein paar Tropfen. Aber noch bevor ich den Nordstrand erreicht hatte, knallte wieder die Sonne. Badesachen hatte ich vergessen einzupacken, sonst hätte sich dort eine Badepause angeboten. Am anderen Ende des Strands gab es einen Wanderpfad am Ufer entlang, aber meine Route führte mich wieder hoch hinauf. Ich wurde mit wunderbaren Ausblicken belohnt, durfte mich wieder wie ein Adler fühlen und sah auch große Greifvögel herumfliegen dort, aber ich konnte sie nicht identifizieren. Am südlichen Ende des Sees ging es wieder hinab, dort entdeckte ich dann auch einen Parkplatz mit Toilette, der keinerlei Einschränkungen zu unterliegen schien und auf dem man nichts bezahlen musste. Und gleich gegenüber war eine Bootseinsetzstelle mit Steg und Hundestrand. Ich beschloss, nach Beendigung meiner Wanderung mit dem Auto dahin umzuziehen. Auf der letzten Meile begegnete ich dem Pensionär Harry aus Baraboo, der jeden Tag hierher kommt, wir hatten einen ganz kurzen Schwatz und umarmten uns zum Abschied. Nach drei Stunden war ich wieder am Auto. Ich fuhr auf den entdeckten Parkplatz und packte erst einmal was zu essen aus. Unterwegs hatte ich nur Banane und Apfel gegessen. Und es sah so aus, als würde ich heute ganz ohne Geldausgeben durch den Tag kommen. Gut so, ich war budgetmäßig schon ins Minus gerutscht. Dann schnappte ich mir den Campingstuhl und setze mich ans Ufer, beobachtete, wie Hunde badeten und Bälle aus dem Wasser holten, wie einer vergeblich versuchte, dort eine Angel auszuwerfen. Dann wurde es ruhiger und ich schlappte zurück zum Auto, um mich in Badesachen zu werfen. Ich konnte mein Zeug gut auf dem Steg ablegen und dann ins Wasser gehen. War anfangs etwas kalt, aber dann angenehm erfrischend. Und jetzt sitze ich hier wieder im Campingstuhl, beim Schreiben ist die Sonne mittlerweile hinter den Bäumen verschwunden. Ich werde mich aber bald ins Auto zurückziehen, denn mich umschwirren schon die Mücken ...
Nachtrag: Ich lag ganz bequem in dem Auto und schlief auch ganz gut, jedenfalls bis nachts um zwei. Da leuchtete ein Officer mit der Taschenlampe in mein Auto und klopfte an. Es war nicht erlaubt, über Nacht dort im State Park zu bleiben, es sei denn auf dem Campingplatz. Er verpasste mir ein Ticket, das ich bei einem nahegelegenen Gericht bezahlen sollte, klang kompliziert. Als ich erfuhr, dass das Ganze 160 $ kosten sollte, war meine Bestürzung nicht gespielt. Er hatte Mitleid. Ich sollte am nächsten Morgen um acht Uhr dort weg sein und umgehend beim Visitor Centre am Nordufer die Campsite-Gebühr in Höhe von 30 $ bezahlen. Das versprach ich, und er hatte ja ohnehin alle meine Daten aufgenommen. Danach schlief ich nicht mehr ganz so gut ;)

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Letzte Aktualisierung: 2019.12.01, 10:14
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