This is America - People and Places
Sonntag, 24. November 2019
FAZIT
Sonntag, 24.11
Seit drei Tagen bin ich – sind wir – nun wieder zu Hause. Drei Monate sind eine lange Zeit. Ich mag es ja, auch mal allein unterwegs zu sein, das hat sich auch nicht geändert. Aber ich muss zugeben, dass ich meine Lust auf Einsamkeit überschätzt habe. Ich habe meine Liebsten zu sehr vermisst. Deswegen war die Einladung an meine Tochter, mich auf den letzten Metern (bzw. Meilen) zu begleiten, gewissermaßen auch eigennützig. Dass ich viele neue und viele sehr nette Menschen getroffen habe, mit denen ich mich austauschen konnte, war schön und hat gutgetan, aber es ersetzt keine Nähe und Vertrautheit. Zum Glück wusste ich, dass wenn ich wieder nach Hause zurückkehren würde, alles wieder gut sein würde. Es war auch hilfreich, meine Erlebnisse hier täglich teilen zu können, auch wenn ich eher wenig Rückmeldung bekommen habe. (Das war ein bisschen wie beim Beten.) Ich bin außerordentlich dankbar, dass ich diese Reise so erleben konnte. So vieles hätte schiefgehen können, so manches hätte den Weg erschweren können, aber alles war gut. Besonders beeindruckt haben mich die Menschen, die sich mir ein Stück weit geöffnet haben, indem sie mir Erlebtes, Erfahrenes oder von ihren Erwartungen erzählten – ich wünschte, es wäre mir noch öfter gelungen, Menschen daraufhin anzusprechen. Und natürlich bin ich beeindruckt von der schieren Größe und Vielfalt des Landes, von der überwältigenden Natur. Einige der schönsten Orte hatte ich vor meiner Reise nicht auf der Agenda gehabt. Mein „Plan“ war ja ohnehin nur die Vorstellung, die West- und Südhälfte zu bereisen und dabei die berühmten Nationalparks nicht auszulassen. Ich bin schon in den USA dann öfter gefragt worden, was denn der schönste gewesen sei. Ich fand den Yellowstone Nationalpark am überwältigendsten. Vielleicht liegt es daran, dass ich dort (2016) mit meiner Familie gewesen war, das will ich nicht ausschließen. Das schönste Erlebnis war aber zweifellos die Erfahrung, von Menschen, die mich kaum kannten, in ihr Zuhause eingeladen worden zu sein. Das schuf ein Stück Nähe. Das aufregendste Erlebnis ist schon schwieriger dingfest zu machen – da wäre zum Beispiel die Begegnung mit dem Schwarzbären, obwohl so manche einsame Wanderung, bei der ich keinem Bären begegnete, aber hätte begegnen können, im Grunde genommen genauso aufregend war. Oder der Adrenalinkick am äußersten Rand der Felsnase des Sentinel Dome, wo ich mich über meine vergessene Vorsicht wunderte, die ich sonst überall an erste Stelle setzte. Oder die Nacht, die ich ganz allein auf einem verlassenen Campingplatz am Lake Isabella verbrachte. (In Sleepy Hollow fühlte ich mich sicherer!) Was besonders überwältigend war, war die Fülle von Eindrücken. Ich habe jeden Tag Neues entdeckt. Natürlich bin ich dafür auch viel unterwegs gewesen, damit meine ich nicht nur die gut 16.000 Meilen, die ich mit dem Auto zurückgelegt habe, sondern auch die 740 Wanderkilometer, und das sind nur die aufgezeichneten Touren, gelaufen bin ich noch so manche Meile mehr. Die viele Bewegung, gepaart mit meiner schmalen Kost – nur eine warme Mahlzeit pro Woche im Schnitt – haben dazu geführt, dass ich während meiner Reise auch 8 kg abgenommen habe. Das war nicht beabsichtigt, tut mir aber gut, denn jetzt habe ich mein Idealgewicht. Schlechte Erfahrungen habe ich nicht gemacht. Ich habe mich nur einmal geärgert, als ich von dem RV-Campingplatz abgewiesen wurde. Überhaupt war ich mit viel Gelassenheit unterwegs, auch und gerade beim Fahren. Davon ist auch noch was in mir, mal sehen, wie lange. Sogar mein ehrgeiziger Plan, nur mit dem Geld auszukommen, das ich monatlich netto zur Verfügung habe, ging auf. Natürlich habe ich so Manches unter „Extras“ verbucht, und mit Töchterchen gingen die Ausgaben dann schon darüber hinaus, weil Florida dann ein teureres Pflaster zum Campen war und kostenloses Campen auch ganz entfiel, aber die grundlegenden Ausgaben für Unterkunft, Sprit und Essen konnte ich gut begrenzen. Flug und Mietwagen sind bei der Rechnung ohnehin außen vor. Auf meinem Konto ist aber noch Geld für den nächsten Flug. Den hatte ich in weiser Voraussicht noch nicht gebucht. Ich möchte jetzt nämlich nicht noch einmal so lange allein weg. Vielleicht machen wir nur in Ecuador drei Wochen Urlaub, mal sehen. Ich kann dann dann ja immer noch diverse kurze Touren allein unternehmen ...

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Danke dafür, dass du uns auf deine Reise mitgenommen hast. In den letzten Wochen war es eine schöne Gewohnheit, als letztes am Tag deinen Blogeintrag zu lesen. Hoffentlich dürfen wir auch die Geschichten lesen, die du unterwegs gesammelt hast?! Gruß K.

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Die Texte müssen mühsam transkripiert und übersetzt werden, dann sollen sie Teil des geplanten Buches werden ...

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