This is America - People and Places
Donnerstag, 24. Oktober 2019
Sommerfeeling
Mittwoch, 23.10.
Ich schlief unruhig, war wohl zu aufgeregt, dass meine Tochter bald bei mir sein würde, aber relativ lang dann, frühstückte gemütlich, währenddessen trockneten meine Haare im Nu, denn es wehte ein warmer Wind. Anhand der Parkinfo-Karte suchte ich mir zwei Wanderwege aus, die ich miteinander kombinieren konnte. Beide starteten am nordwestlichen Ufer des Sees. Bei der Anfahrt begegneten mir wilde Esel, der Parkplatz war fast leer. Ich lief zunächst den Pipeline-Canyon-Trail, dessen bestes Stück, eine Brückenquerung, leider nur in Einzelteilen zu besichtigen war. Aufgrund des niedrigen Wasserstands kam man mit etwas Klettern aber weiter. Es ging durch Wüstenlandschaft. Auf dem Rückweg bog ich dann ab zum Yavapai Lookout Point, der Weg wurde schmal, führte hinauf und belohnte wie immer mit einem phänomenalen Ausblick. Der See sah von oben viel verzweigter aus, man erkannte Inseln, viele Buchten ... - wirklich schön. Eine Bank lud oben zum Ruhen und Genießen ein. Nach der 10-km-Runde war es mittlerweile ordentlich heiß geworden. Ich fuhr nun zur Marina am Hafen des Sees, denn Jim hatte während der Segelrennen sein Auto dort stehen, und er hatte mir angeboten, mir sein Kajak auszuleihen. Ich lud es von seinem Dach diagonal in mein Auto, Paddel und Schwimmweste dazu, dann fuhr ich zurück in den nordwestlichen Teil des Sees, denn ich hatte vom Aussichtspunkt aus eine Bootsrampe dort gesehen, und die Gegend sah einfach besser aus zum Paddeln als in Hafennähe, wo eine schwimmende Bootsstadt wie auch ein Damm war, während es im nördlichen Bereich des Sees viele Buchten und Inseln gab. Ich fuhr mit dem Auto direkt bis ans Wasser, lud das Kajak dort aus, parkte und trabte dann mit Zubehör und Verpflegung beladen zum Boot. Ich schaffte es, trockenen Fußes ins Boot und damit ins Wasser zu gelangen. So fünf vor eins startete ich meine Paddeltour. Ich umkurvte ganz kleine und größere Inseln, in einer geschützten Bucht einer der Inseln pausierte und snackte ich, dann sah ich in der Ferne die Segelbootregatta, aber offenbar war ich zu weit entfernt, um etwas zu erkennen. Ich nahm mir vor, mir das am nächsten Tag aus der Nähe anzusehen. Ich fuhr am anderen Ufer des Sees in eine Bucht hinein und stellte dabei fest, dass es sich eher um den See hinter zwei Inseln handelte, hinter denen ich nun entlangschipperte. Man konnte gar nicht alles erkunden. Die Wellen des Sees ließen sich ganz gut kreuzen, und um vier landete ich wieder an. Ich kam wieder trockenen Fußes hinaus aus dem Boot und zog es komplett an Land. Nach dieser Abwechslung im Boot fühlte ich mich ganz wie im Sommerurlaub. 31 Grad ... Ich fuhr zurück zur Marina, wo ich vom Vista Point aus sehen konnte, wie die Segler die Ziellinie passierten. Viel mehr konnte man aber nicht erkennen. Ich versuchte mich dann beim Ausbooten und Bootabdecken etwas nützlich zu machen, und Jim schleuste mich wieder in die Seglertruppe ein, wo ich in netter Runde zu Abend aß, ein Bierchen trank und letztlich gar eingeladen wurde, am morgigen Tag das Rennen vom Kontrollboot aus zu verfolgen. Muss aber vielleicht nicht sein ... Es soll morgen allerdings so windig werden, dass mir abgeraten wurde, abermals mit dem Kajak herumzufahren. Sonnenuntergang sieht gut aus in der Wüste. Bald war ich aber müde, und das ging auch vielen Seglern so, und der Abend klang aus. Ich fuhr zurück zu meinem Campingplatz, der nur 2 Meilen von der Marina entfernt ist, wenn überhaupt, aber man muss einen Umweg fahren, so dass es zehn werden!

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Mittwoch, 23. Oktober 2019
Vor und nach dem Boxenstopp
Dienstag, 22.10.
Acht Grad am Morgen. Nach der morgendlichen Routine rief ich bei der Autovermietung an, denn mein Auto, das mittlerweile mehr als 9800 Meilen gefahren ist, verlangte nach einem Ölwechsel. Alamo teilte mir mit, ich könne das am Flughafen Phoenix machen lassen (bei der Autovermietung), bei ihrem Vertragspartner Firestone oder in irgendeiner Werkstatt, dann müsste ich die Rechnung später einreichen. Ich fand eine Firestone-Filiale in Prescott und rief gleich dort an. Man hatte einen Termin heute um 12 für mich, fand ich in Ordnung. Ich überlegte nun, wofür die Zeit zwischen acht und zwölf reichen würde. Der Lynx Lake! Er lag nicht nur nah an der Werkstatt, sondern bot auch eine Wanderrunde von passender Länge. Dorthin fuhr ich also, und zwar zu einem Parkplatz, der nicht direkt am See lag, und ich schaffte es so auch, die Gebühren zu umgehen. Eigentlich war dort auch „fee area“, aber es gab vor Ort keine Bezahlmöglichkeit. Ich fand sogar ein schattiges Plätzchen für meinen Ford Flex. Es war vor halb neun, als ich lossockte. Der Zuweg führte an einem Bach entlang, zwischen und über Felsen, rundherum war es entsprechend grün bzw. rot-gelb. Es ist aber Obacht geboten – die Blätter mit den schönsten Farben dort waren mal wieder giftige. Nach circa zwanzig Minuten erreichte ich den See, den ich dann via den Uferweg umrundete. Sehr idyllisch alles, Enten, andere Wasservögel, Reiher – und wieder ein Weißkopfseeadler, ein Prachtexemplar und relativ nah! Leider war er schnell hinter Bäumen verschwunden, kein Foto. Auf dem See ein, zwei Anglerboote, unmotorisiert. Ein wunderschöner Morgenspaziergang war das! So manche Bank lud auch zum Verweilen ein. Ich nahm das an, denn ich merkte bald, dass die Zeit weniger knapp war, als ich dachte. Auf dem Rückweg sah ich noch einmal eins der Wappentiere hoch oben kreisen. Noch vor dreiviertel elf war ich wieder am Auto, viel zu früh. Ich fuhr zurück Richtung Prescott, bis ich wieder Netz hatte, dann hielt ich an der Seite an und holte den Anruf nach. Ich hatte mich gestern vertan, der Zeitunterschied war neun, und nicht acht Stunden, so dass mein Anruf wirklich zu spät kam. Heute erreichte ich meine zwei daheim. Ich unterbreitete meiner Großen, weil sie gerade in der Luft hängt, den Vorschlag, zu mir zu stoßen und mich die restliche Zeit zu begleiten. Hoffentlich klappt das alles wie gewünscht. Ich war dann halb zwölf bei Firestone, wo ich letztlich bis halb zwei herumsaß. Die Zeit nutze ich zum Planen und Kommunizieren, ging schnell vorbei. Kostenlosen Kaffee gab es dort auch. Am Nachmittag legte ich auf dem Weg zum Lake Pleasant einen Zwischenstopp in Yarnell ein. Dort gibt es einen St. Joseph-Schrein mit Kreuzweg in idyllischem Setting. Ziemlich bekannt hier, aber ich war ganz allein dort, richtig was los ist hier nur an Wochenenden. Nun zog es mich zum für vier Nächte online gebuchten und schon bezahlten Campingplatz am See – hier ist es wieder richtig warm, nachts 18-21, tags 30-32 Grad. Ich kam auf Empfehlung von Jim hierher, der mit seiner Tochter hier an Segelwettbewerben teilnimmt. Die beiden luden mich am Abend dann in eine Kneipe in der Gegend ein, wo sich mehrere Segler trafen. Es war eine nette Runde. Und es stellte sich heraus, dass Jim wohl so etwas wie der Guru des Segelns unter ihnen ist, wenn ich alles richtig mitbekommen habe. Seine Tochter ist auch super nett, sie hat mir gleich Mexiko ans Herz gelegt. Wenn man sich von den nördlichen Grenzregionen fernhalte, sei es dort sicherer als im Rest von Südamerika. Nach den Unruhen in Chile bin ich fast versucht, das zu glauben.

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Dienstag, 22. Oktober 2019
Vom National Forest zum Freak-out-Center der Stadt
Montag, 21.10.
Man sollte annehmen, dass ich im Bett wie in Watte wunderbar geschlafen hätte, aber es war eine eher unruhige Nacht, warum auch immer. Halb acht sollte es Frühstück geben, ich war zu der Zeit bereit und die Erste dort. Das Buffet war wie erwartet eher spärlich: Kaffee, Orangensaft, Porridge (Tütchen zum Aufgießen mit heißem Wasser), Süßgebäck. Es gab aber immerhin auch frisches Obst: Bananen, Äpfel, Clementinen. Ich war damit zufrieden. Ich sammelte meinen letzten Kleinkram zusammen. In der örtlichen Zeitung hatte ich einen Vortrag zu „Art & Social Commentary: Changing the Narrative“ von einer amerikanischen Künstlerin und Ureinwohnerin gefunden, der heute 10:30 stattfinden sollte, und ich überlegte, ob ich dorthin gehe statt zu wandern, aber ich fuhr doch zum Wanderparkplatz namens Williamson Valley Trailhead. Auf der Internetseite des Prescott National Forest hatte ich mir aus einer Liste von ca. 250 aufgeführten Wegen einen Loop (eine Runde) in der Nähe von Prescott herausgesucht, den Baby Granite Loop. Er sollte 10,5 Meilen lang sein und von mittlerer Schwierigkeit, das klang so weit gut. Der Startpunkt war nur 6,5 Meilen von Prescotts Zentrum entfernt an einer Straße gelegen. Deshalb war ich überrascht, dass ich dort kein Netz hatte. Damit hatte ich nämlich auch keine vernünftige Karte (Google kannte dort keinen Weg), sondern nur eine sehr grobe Wegbeschreibung von der Internetseite, die ich immerhin noch offen hatte. Aber in der Regel sind die Wege ja gut beschildert bzw. markiert. Und zur Not musste ich eben umkehren und zurücklaufen, meinen Weg konnte ich ja zumindest „tracken“, also aufzeichnen. Anfangs war alles ganz einfach, mir begegnete ein Hundausführer, der Weg war gut erkennbar und leicht zu laufen. Ich erschreckte mich nur, als vor meinen Füßen ein Krabbelvieh plötzlich im Zickzack herumsprang, damit hatte ich nicht gerechnet. Keine Ahnung, was das war. Ich frage mich auch, was das für Insekten sind, die grau und unscheinbar herumhocken und mit einem Knattergeräusch herumfliegen, wobei sie farbige Flügel offenbaren. Nach einer halben Stunde stand ich vor einem ganz anderen Rätsel. Der Weg verzweigte sich, kein Schild, kein Steinhäufchen. Ich lief erst eher geradeaus weiter, aber da kam man aus der „Granite Mountain Wilderness“, deren Grenze markiert war, wieder heraus, weswegen ich umkehrte und den anderen Weg nahm. Aber der endete in einem „Wash“, also einem trockenen Flussbett. Die sehen zwar manchmal verlockend nach einem Weg aus, sind sie aber nicht. Sie werden höchstens gequert. Aber ich fand keinen anderen Weg dort. Ich war drauf und dran zurückzukehren und woanders wandern zu gehen. Aber dann entschied ich mich, dem ersten Weg doch eine Chance zu geben, und auch wenn der nirgendwo beschildert war, führte er wieder in die „Wilderness“ hinein, und nach einer weiteren halben Stunde kam ich dann doch wieder zu einem Wegzeichen. Ich absolvierte anderthalb Kilometer extra so, rechnete ich mir aus. Den Rest des Weges fand ich besser, allerdings war der Weg selbst ziemlich unspektakulär. Es gab auch hier die buckligen Granitfelsen, es wuchsen auch hier Kakteen, Agaven, Wacholder und Pinien. Ich scheuchte etliche interessante Vögel auf, bekam aber keine vor die Linse. Ich bin auch zu ungeduldig, um ihnen aufzulauern und tauge daher schon gewiss nicht zu einem Ornithologen. Erdlöcher zeugten von anderen Bewohnern (Kaninchen/Koyoten), aber die bekam ich nicht zu Gesicht. Nur deren Kot, der aussah, als würden sie auch Kaktusfeigen verspeisen. Wer weiß ... Der Weg stieg dann etwas an, wodurch man in die Ferne schauen konnte, und am Horizont war eine riesenlange Rauchschwade zu sehen, man erkannte auch den Ursprungsort. Ich nehme an, das war auch wieder so ein absichtliches kontrolliertes Feuer, das der Pestbekämpfung bzw. Landschaftspflege dienen oder unkontrollierte Feuer verhindern soll. Ob das wirklich der Weisheit letzter Schluss ist, wage ich zu bezweifeln. Bald hatte ich die eigentliche „Runde“ beendet, denn 3 Meilen waren Zuweg, den man auch wieder zurückgehen musste. Ich ging den Weg, den ich gekommen war, ohne die Extras, keine Ahnung , ob das nun der richtige Weg war. Da traf ich noch auf einen Reiter, ansonsten war mir hier niemand begegnet. Aber nach knapp 20 Kilometern hatte ich es geschafft. Ich war auch etwas geschafft, obwohl der Weg leicht zu laufen war. Vielleicht lag es daran, dass ich Hunger hatte. Deshalb fuhr ich nach dem Tanken (da hatte ich wieder Netz, aber es war offenbar zu spät für einen Anruf zu Hause) auch ins Stadtzentrum von Prescott, wo ich vor einem kleinen Museum parkte und den Rest erlief. Ich suchte mir ein kleines Grillrestaurant, wo ich mal wieder einen Burger verspeiste. Danach fühlte ich mich wieder wie neu! Ich hatte noch den Goldwater Lake auf der Liste. Eigentlich gibt es zwei, aber der Weg zu beiden ist hin und zurück genauso lang wie der von heute Morgen, das ging natürlich nicht mehr. Stattdessen fuhr ich zum „Recreational Area“ direkt am See, wo zwar wieder 3 $ Parkgebühren fällig waren, aber dafür war ich gleich am See und konnte noch bis zur Staumauer daran entlanglaufen. Bei abendlicher Stimmung, das war schön. Auf dem Rückweg habe ich sogar über dem See einen Weikopfseeadler kreisen sehen! Leider nur unscharf auf meinem Kamerafoto ... Ich fand, das sei ein herrlicher Tagesabschluss gewesen. Aber auf dem Rückweg in die Stadt wartete noch ein Highlight: die South Mount Vernon Street. Keine besondere Straße, aber ich hatte schon auf der Hinfahrt gesehen, dass dort außerordentlich viele Häuser mit außerordentlich extravagantem und überbordendem Halloweenschmuck ausgestattet waren. Als ich zurückkam, dämmerte es gerade, und jetzt leuchtete auch noch alles. Ich hielt an, stieg aus und lief die Straße rauf und runter. Nicht nur, dass viele Teile beleuchtet waren, es gab auch unzählige, die sich bewegten, sprachen oder Geräusche machten, wenn man vorbeiging. Wie im Gruselkabinett. Und ganz schön freakig. Und typisch amerikanisch. Die armen Normalos, die dazwischen wohnen und von allen Seiten von dem Gedöns umgeben sind! Nach diesem nun wirklich finalen Abendspaziergang steuerte ich eines der drei Walmart-Supercenter der Stadt an. Ich kaufte etwas ein, dann aß ich Abendbrot, nun sitze ich auf meinem „Lounge-Sitz“, dem hinter dem Beifahrersitz, und hoffe, dass es nicht allzu kalt wird heute Nacht, acht Grad sind vorhergesagt, wär schön, wenn es auch nicht weniger werden.

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Montag, 21. Oktober 2019
Grünes Tal und blauer See
Sonntag, 20.10.
Wie gestern war ich erst um sieben auf den Beinen. Acht Grad heute Morgen, frisch, aber noch angenehm. Mein erstes Ziel war das Tal des Verde River in Cottonwood. Dort war der Dead Horse Ranch State Park. Die 7 $ Parkgebühr dort hätte ich mir aber sparen können, wenn ich einfach im Ort geparkt hätte, denn so weit war es nicht. Hinterher ist man immer schlauer. Es wurde ein richtiger Sonntagmorgenspaziergang – die herbstlichen Bäume rund um die „Lagunen“ – so nannte man dort die Teiche am Fluss – sorgten für stimmungsvolle Bilder. An den Fluss selbst kam man nur an einigen Stellen ran, ich schlug mich da zum Teil auch durchs Gestrüpp auf meinem Weg. Am Ende kam ich wieder an den Teichen heraus. Angeln kann man dort offenbar gut, es waren viele damit zu Gange, und einer fing auch gerade etwas, als ich vorbeikam, der Fisch wurde aber als zu klein befunden und wieder eingesetzt. Irgendwie war es dort ein bisschen wie zu Hause, dabei ist ja ringsum eher Wüste. Aber der kleine Fluss schafft eben um sich herum eine grüne Oase. Nicht weit entfernt war noch ein National Monument, dass mir gestern von einem amerikanischen Paar empfohlen worden ist. Es handelt sich um rekonstruierte Überreste eines indianischen Pueblo der Sinagua namens Tuzigoot. Ich fand das nur mäßig interessant dort, da hatte ich schon weitaus Besseres aus der Kategorie gesehen. Nun ging es nach Prescott. Dort wollte ich im Watson Lake State Park campen und zeitig da sein. Der Campingplatz ist aber seit 2. Oktober in der Winterpause. Was nun? Nebenan war ein RV-Park, der schweineteuer war, am Willow Lake ein anderer ohne Preisangaben im Netz. Ich fuhr dorthin. Kurz nach zwölf war ich da, von 12-1 war Mittagspause. Sah auch voll aus. Ich fuhr nach einer kurzen Snackpause zu dem teuren Platz. „Point of Rocks RV & Campground“ nennt der sich. Ich bin stinksauer auf die. Nicht etwa, dass die mir gesagt hätten, sie seien voll, keineswegs. Es hieß, man lasse nur RVs („recreacional vecicles“, also Wohnwagen) auf den Platz. Ich meinte, ich würde ja den vollen Preis bezahlen (für den ganzen Kram, den ich nicht brauche), aber das war egal. Der andere RV-Platz würde die gleiche Linie fahren, hieß es noch. Alle anderen Campingplätze in der Umgebung waren aber ohne Duschen, und die musste heute her. Als ich kommentierte, dass das ja eine merkwürdige Gegend sei, wurde mir klargemacht, das sei normal. Dann wurde ich dort regelrecht verscheucht. Ich bin ja nun seit fast acht Wochen in den Staaten unterwegs, aber solcherlei Gastfeindlichkeit und Arroganz ist mir nirgends begegnet, ganz im Gegenteil, nur hier. Ich buchte daraufhin ein Motelzimmer über Booking.com. Dann fuhr ich zum Watson Lake State Park, wo ich zwar nicht übernachten konnte, aber doch gern eine Runde drehen wollte. Hier waren nur 3 $ Parkgebühr fällig. Der Watson-See ist eine echte Sehenswürdigkeit. Er strahlt blau in der Sonne und ist nicht nur von buckligen Felsen umrandet, sondern diese bilden auch Inseln im See oder reichen in ihn hinein. Man kann dort Disk Golf spielen, Paddelboote ausleihen, angeln, klettern oder eben eine Runde um den See laufen. Die ist ca. 8 km lang. Schwimmen ist allerdings verboten. Es war wunderbar, den Blick auf die Landschaft beim Laufen zu genießen. Der Pfad führte über jene Felsen, schlug allerlei Haken, man kam in die Schlucht hinter dem Damm, wo es nur so grünte, dann stieg man wieder Felsen hinauf, nicht hoch, aber doch auch nicht anspruchslos. Der vorletzte Abschnitt am flachen Teil des Seeufers entlang lief sich dann leicht, ehe man sich wieder dem felsigen Teil näherte. Man kann unterwegs Vögel beobachten, es soll in der Gegend hier auch so etwas wie Antilopen geben, habe ich dort aber nicht gesehen, nur auf einem Feld neben der Straße, als ich auf Prescott zufuhr. Ich war ganz zufrieden mit meinem Rundweg. Danach war es um vier, und ich packte ein paar Sachen für meinen Motelaufenthalt zusammen. Anschließend fuhr ich zum Sierra Inn, das nicht im Stadtzentrum liegt, aber in der warmen Jahreszeit immerhin mit einem Pool aufwartet. Dafür ist es jetzt aber schon zu frisch hier. Beim Einchecken erfuhr ich, dass ganz entgegen den Angaben bei der Internetplattform Frühstück mitinbegriffen ist. Nun ja, das ist hier mit der Frühstücksqualität ja immer so eine Sache, hätte ich nicht unbedingt gebucht deshalb. Was für mich entscheidend war, war eher der Preis und die Tatsache, dass es einen Kühlschrank auf dem Zimmer gibt. Endlich mal wieder alles aus der Kühlbox runterkühlen ... Eine Kaffeemaschine mit Kaffeepäckchen ist auch inbegriffen, wurde gleich ausprobiert. Kaffee zum Abendbrot – habe den entkoffeinierten dafür genommen ;) Die beiden Päckchen normalen nehme ich mit. Die Mikrowelle und den Fernseher werde ich aber wohl eher nicht gebrauchen. Jetzt heize ich mein Zimmer gerade auf, damit ich es nachher schön kuschelig habe, wenn ich meine ausgiebige Badnutzung beendet haben werde. Morgen kann ich dann getrost wieder bei einem Walmart „einkehren“, denn für die darauffolgenden vier Nächte habe ich einen Campingplatz (mit Duschen) am Lake Pleasant gebucht.

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Sonntag, 20. Oktober 2019
Tier des Tages und Ghost Town
Sonnabend, 19.10.
Nach einer ruhigen Nacht bei 11 Grad (da ich wieder etwas nördlicher und höher bin, sind die Temperaturen moderat, tags wie nachts) stand ich heute nicht Punkt sechs vor der Tür des Ladens, sondern etwa eine Stunde später. Zum Frühstück musste ich mir mal wieder frische Milch holen, mein Auto hatte gestern offensichtlich zu lange in der Sonne gebrutzelt. Heute stand Jerome auf dem Programm. Den Morgen wollte ich zum Wandern nutzen, ich hatte mir den kurz hinter Jerome gelegenen Woodchute Trail herausgesucht. Um neun war ich auf dem Parkplatz. Es gab einen Kilometer weiter noch einen Parkplatz, wie ich dann feststellte. Na, war ja egal, ob ich nun 11,5 oder 13,5 km laufe. Auf dem Weg sollte man kaum Höhenmeter überwinden, das war genau das Richtige jetzt, denn meine Beine und Füße verlangten immer noch nach etwas Schonung. Eine siebenköpfige Gruppe startete kurz vor mir, die waren mit einem Auto bis zum zweiten Parkplatz vorgefahren. Der Weg war tatsächlich eine Wohltat – größtenteils kein spitzsteiniger oder gerölliger Untergrund, nur wenig Steigung. Er führte mehr oder weniger am Kamm entlang. Das bescherte uns Wanderern dort schöne Aussichten, auch wenn es im Tal etwas diesig zu sein schien. Ich hoffte, auf dem Rückweg dann klarere Sicht zu haben. Aber dem war nicht so, denn was das Tal etwas verschleierte, war Rauch von einem 'prescribed fire', wie ich erfuhr. Es gab dort oben auf ca. 2200 m neben einigen Wüstenpflanzen auch heimische Vegetation wie Eichen und Kiefern – der Duft letzterer mutete insbesondere heimisch an. Ich holte die Gruppe ein und lief dann mittendrin weiter. Wir kamen ein wenig ins Gespräch und erreichten gemeinsam den finalen Aussichtspunkt – wirklich beeindruckend immer. Die Gruppe bestand aus wanderfreudigen Lutheranern aus Phoenix, wie sich herausstellte. Während der Snackpause am Aussichtspunkt entdeckte einer aus der Gruppe dann das Tier des Tages: die „Arizona blond tarantula“! Das ist die Wüsten-Vogelspinne. Sie näherte sich einem Beutel mit Äpfeln und krabbelte dann weiter vor uns herum, bis es ihr zu bunt wurde. Keiner kam auf die Idee, sie auf seine Hand krabbeln zu lassen. Der Anblick dieses Tieres war natürlich ein Erlebnis. Ich brach dann als Erste wieder auf, und auf dem Rückweg entdeckte ich auf dem Weg noch eine Baby-Vogelspinne. Sie war deutlich ängstlicher und ging schneller in Deckung. Ihr Gift ist eher harmlos für Menschen, da sollte man sich hier eher vor Skorpionen in Acht nehmen, insbesondere vor dem „Arizona bark scorpion“. Ich habe hier aber noch keinen Skorpion zu Gesicht bekommen. Mehr Sorgen machte ich mir ehrlich gesagt, weil ich immer mal wieder Schüsse im Wald hörte, offenbar ist das Wochenende eine beliebte Jagdzeit. Die Schilder am Zugang zum Wanderweg, dass dort nicht gejagt werden dürfe, beruhigten mich nicht unbedingt. Aber das war dann wohl doch ein ganzes Stück weiter weg. Um eins hatte ich meine Wanderrunde beendet. Nun fuhr ich wieder zurück nach Jerome und bog in der Stadt ab zur „Gold King Mine & Ghost Town“. Kupfer, Gold, Silber und andere Metalle wurden aus den Erzschichten dort einst gewonnen. Irgendwann war das Erz alle, die Minen schlossen, übrig blieb die Geisterstadt – und der Teil Jeromes, der sich auf Tourismus spezialisierte, ein Geschäft, das heute floriert. Für die Geisterstadt bezahlt man 7 $ Eintritt, dafür bekommt man aber nicht nur alte Bruchbuden zu sehen, sondern eine erstaunliche Sammlung an alter Technik, von Bergbautechnik und Sägetechnik, über landwirtschaftliche Geräte und Haushaltsgeräte bis hin zu alten Trucks und so weiter, es gibt wirklich viel zu entdecken. Es werden auch geschmiedete Kleinteile verkauft, Souvenirs natürlich sowieso. Leider wurde, als ich da war, keine Maschine angeschmissen, das soll aber wohl hin und wieder passieren. Ich begab mich dann in den von Touristen überschwemmten Teil der Stadt, die aber auch eine wunderbar exponierte Lage hat – sie liegt auf 1500 m Höhe am Hang des Cleopatra Hill und man überblickt von ihr aus das Verde Valley, das vom Verde River tatsächlich zu einem grünen Tal gemacht wird. Die Häuser haben auch einen historischen Touch, es gibt etliche Bars mit viel Livemusik, jede Menge Kunsthandwerks- und Tinnefläden, und einige Restaurants. Ich wollte mir im „Haunted Hamburger“ was Warmes gönnen, aber da gab es eine Stunde Wartezeit. Ich bummelte dann weiter und kehrte in den Mile High Grill ein, eine Herberge gleichen Namens (Mile High Inn) gibt es dort auch. Nach Burger mit Pommes und IPA war ich ziemlich voll. Ich lief dann nicht mehr allzu viel dort herum, sondern begab mich alsbald zum Auto. Ich suchte mir einen Campingplatz in Cottonwood, den Clarkdale RV, fuhr dorthin, und er war voll. War angesichts des Wochenendes und der vielen Leute hier überall ja auch fast zu erwarten gewesen. Ich würde also wieder zu meinem Platz von letzter Nacht zurückkehren. Zuvor gab es aber noch eine Aufgabe: Wäsche waschen. Nach dem Waschsalonbesuch war es bereits dunkel. Ich habe heute Abend gar keinen rechten Hunger auf Abendbrot, das ungewohnt reichliche Mittagsmahl zur Nachmittagszeit sorgt noch für Völlegefühl. Müde hat der Tag auch gemacht.

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Samstag, 19. Oktober 2019
Vortex Town
Freitag, 18.10.
Am Morgen sah ich den Campingplatz dann erst einmal richtig. Er war ziemlich leer, es gab einen Pool. Ansonsten der übliche KOA-Standard. Also ordentliche Duschen, Waschsalon, Spielplatz ... Ich hatte aber nicht vor, dort zu bleiben, dicht an der Interstate, irgendwo zwischen hier und da. Zwischen Tucson und Phoenix, um genau zu sein. Ich hatte mich entschieden, nach Sedona zu fahren, einer der Orte, die Jim mir in Arizona empfohlen hatte. Sedona liegt im Gebiet der „Red Rocks“, man kann dort wandern, es ist eine Künstlerstadt. So weit die Theorie. Ich merkte schon bei der Anfahrt am frühen Mittag, dass ich nicht die einzige auf dem Weg dorthin war. Am Bell Rock fuhr ich nur vorbei. Ich bog aber ab zur Chapel of the Holy Cross, das ist eine in den Fels hineingebaute moderne katholische Kapelle, die perfekt an die Umgebung angepasst ist. Ich fand dort nur mit Glück einen Parkplatz. Jeder schien dorthin zu strömen. Die Kapelle selbst ist schlicht, aufs Wesentliche beschränkt. Nur so richtig ruhig war es darin nicht. Von der Kapelle aus hat man einen herrlichen Blick auf die umliegenden Berge und hinab auf die Stadt, die sich selbst auch gut einfügt in die Landschaft. Ich steuerte nun den Wanderparkplatz zum Soldier Pass Trail an, den Wanderweg hatte ich mir ausgeguckt. Doch nicht nur die Stadt war voll mit Autos (Stop-and-Go), auch der Wanderparkplatz war voll. Zudem durfte man in der Gegend ringsherum (Wohngegend) nirgendwo parken. Mir blieb nichts weiter übrig, als mir einen anderen Weg zu suchen. Ich entschied mich für den West Fork Trail, elf Meilen außerhalb gelegen. Dort gab es einen großen Parkplatz, aber auch der war voll, und es standen schon Autos an. Genauso sah es beim Slide Rock State Park aus. Es war unglaublich. Ich erinnerte mich, einen Wanderparkplatz namens Adobe Jack Trail nahe des Stadtzentrums von Sedona gesehen zu haben, der nicht voll gewesen ist, also fuhr ich nun dorthin, auch wenn der Weg nirgendwo erwähnt wird, also nicht zu den Top 10 der Umgebung gehört. Er war auch relativ kurz. Doch auch dort war nun alles voll. Ich blieb dort stehen und wartete. Bei einem kurzen Weg würde ja hoffentlich irgendwer bald zurückkommen. Und so war es auch. Die meisten Wegnutzer waren hier Mountainbiker. Ich wanderte dann also dort los. Den eigentlichen Trail verließ ich dann aber aus Versehen und kam an einer katholischen Kirche mit schönem Ausblick an. Dort fand ich eine wunderbare Sitzecke, die ich nutzte, um etwas zu essen, denn mittlerweile war längst Mittag vorbei. Ich orientierte mich auf der Komoot-Karte – Netz gab es hier – und lief einen anderen Weg zurück, dann fand ich den richtigen, der auch bald einen schönen Ausblick bot, aber ich kehrte um und ging einen noch anderen Weg, den Crusty-Trail, denn mir war in den Sinn gekommen, dass ich diesen nutzen konnte, um quasi ins Stadtzentrum zu wandern. Dort angekommen bummelte ich durch Uptown Sedona, das ein richtiges Touri-Zentrum ist. Ich leistete mir zwei Kugeln hausgemachtes Eis: Pecan Butter und Prickly Pear. (An einer überreifen Kaktusfeige hatte ich mich gestern bei meiner Wanderung vergeblich versucht, ohne Handschuhe kann man die echt nicht anfassen. Das waren aber gestern noch die harmlosesten Stachel.) Außer den üblichen Touri-Läden und gastronomischen Einrichtungen gab es in der Stadt etliche Galerien, aber auch noch etwas anderes, das man an jeder Ecke fand: Esoterikläden. Von magischen Kerzen über „psychisches Lesen“, Tarotkartenlegen und Handlesen bis hin zu „Aurafotos“, was auch immer das ist, und Heilkünsten, Kristallen, Orakelgarten ... Und dann das mit dem „Vortex“. Es ist kaum zu glauben, aber die Stadt muss komplett in Hand von Esoterikern sein, denn es gibt eine ganz offizielle Infotafel dazu. Man gibt das mit der Vortex-Energie als Wiederentdeckung alter mythischer Indianerweisheiten aus. Es wird ganz pseudowissenschaftlich beschrieben, was das sei und wie es funktioniere, elektrische und magnetische Energielinien usw. Und das Tal, in dem Sedona liegt, soll voll von dieser Energie sein, die von den umliegenden Bergen ausgehe. Solcher Bullshit! Ich bin ja ein spiritueller Mensch, aber für Hokuspokus habe ich nichts übrig. Von Uptown Sedona aus lief ich noch einen Bogen hinab zum Tlaquepaque Arts & Shopping Village. Dort kann man wunderbar flanieren und stöbern in urigem Ambiente. Dann kehrte ich zum Auto zurück, es war dreiviertel fünf, und ich hatte fast acht Kilometer so verbummelt. In meinen Beinen spürte ich im Übrigen die gestrige Tour noch sehr deutlich. Ich begab mich dann nach Cottonwood, in Richtung meines morgigen Ziels. Hier bin ich mal wieder zu Gast bei Walmart.

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Freitag, 18. Oktober 2019
Wandern am Limit
Donnerstag, 17.10.
Ich hatte mir auf um sechs einen Wecker gestellt, der war aber mal wieder nicht nötig. Ich stand um sechs bei Walmart vpr der Tür, um Milch, Bananen und Käse zu kaufen und meine Morgentoilette zu erledigen. Der Laden machte mit 8 Minuten Verspätung auf, mein Frühstück zog sich auch hin. Ich redete da mit einer Mitarbeiterin, wie es so sei, bei Walmart zu arbeiten, weil der Laden ja einen schlechten Ruf hat wegen mieser Bezahlung und schlechter Arbeitsbedingungen. Das sah die Frau ganz anders. Sie war zufrieden und ergänzte, dass die jungen Leute von heute keine Arbeitsmoral hätten, das sei das Problem. Ich fuhr dann zum Startpunkt meiner heutigen Wanderung, war aber erst halb acht dort. Ich wollte wegen der Hitze so früh wie möglich los. Den Wanderweg hatten mir die beiden aus Hohenstein-Ernstthal als anstrengend, aber herrlich wild und abenteuerlich empfohlen. Es sollten laut Internet 10 km bis zum „WIndow“ sein und man solle 6 Stunden einplanen. Ich dachte für Hin und Zurück, aber das muss wohl anders gemeint gewesen sein. Ich belud meinen Ruckack aber mit sechs(!) Litern Wasser sowie zwei Bananen, einem Müsliriegel und einen Apfel. Dann zog ich los, mit der Vorgabe für mich selbst: Wenn das Wasser zur Hälfte alle ist, kehrst du um! Der Weg begann gemächlich, führte durch Kakteenlandschaft in eine Schlucht hinein. Man wechselte mal auf die eine, mal auf die andere Seite einen potentiellen Baches. Dabei ging es zudem bergauf. Trotz der recht zahlreich postierten Steinhäufchen (die sind hier keine Spielerei, sondern Wegmarkierung, falls ich das noch nicht erwähnt haben sollte) verlor ich ein paar Mal den Pfad und musste umkehren, das waren unnötige extra Meter. Es war anstrengend. Am Anfang natürlich noch nicht, aber je weiter ich lief und je höher ich stieg, desto anstrengender empfand ich es. Man muss nicht nur sehr auf den Weg achten, sondern auch über allerlei Felssteine steigen, sich an stacheligen Pflanzen vorbeizwängen (meine Arme und Hände waren danach total zerkratzt, einige Stacheln steckten in meinem Knie ...), durch hohes Gras kämpfen, durchs Unterholz schlagen, kurz: Abenteuerlich ist eine ganz gute Beschreibung. Zum Glück lief ich oft im Schatten, kaum auszudenken, was das sonst hätte werden sollen. AB und zu wehte auch eine Brise durch die Schlucht, das tat gut. Ich kam bald ins Schwitzen und meine Kehle wurde trocken. Ich trank nicht mehr als nötig. Es dauerte aber fast dreidreiviertel Stunden, bis ich das „Fenster“ überhaupt zu Gesicht bekam. Ich rechnete mir aus, wann ich dort sein würde und bekam Zweifel, dass ich es bis dorthin schaffen könne. Aber ich lief einfach weiter, bereit umzukehren, sobald das Wasser halb verbraucht ist. Dann erreichte ich das Ende des Ventana-Trails, dort muss man nach rechts auf den Espero-Trail abbiegen um zum „Fenster“ zu gelangen. Mir waren ganz am Anfang drei Frauen entgegengekommen, die aber offensichtlich nur eine kurze Morgenrunde dort absolviert hatten, danach hatte ich keinen mehr getroffen, aber dort holte mich ein junger Mann ein. Er war eine Stunde später losgelaufen, mit aber nur 3 Litern Wasser, wovon die Hälfte weg war. Ich hatte noch einen Rest, bis die Hälfte weg war, überlegte dort aber trotzdem, ob ich nicht umkehren sollte. Er war sich auch nicht sicher, meinte aber, das der Rückweg ja schneller ginge und weniger anstrengend sei. Ich gab zu bedenken, dass die Sonne jetzt hoch stünde und es am späten Nachmittag dann am heißesten sei. Er wollte trotzdem weitergehen. Ich dachte mir, versuchen kannst du es. Es lohnte sich! Noch bevor man zum „Fenster“ kam, erreichte man großartige Aussichtspunkte zur anderen Seite – die zurück nach Tucson waren auch schön, aber nicht ganz so spektakulär. Dann kam mit der junge Mann, der ja schneller unterwegs war als ich, wieder entgegen. „Schon zurück?“, fragte ich. Er meinte, er sei vor dem „Fenster“ umgekehrt, wegen seiner zu knappen Wasservorräte. Er hatte auch geglaubt, es kämen keine großen Anstiege mehr bis dahin, was falsch war. Jetzt kam ich einzweites Mal ins Grübeln, aber ich beschloss, nicht so leicht aufzugeben. Es stellte sich heraus, dass es viel weniger weit war als vermutet (auf der Karte war nur „Windows Peak“ vermerkt, aber nicht das Fenster an sich). Er muss kurz vor dem Ziel umgekehrt sein. Ich erreichte es! Ich war ganz schön erschöpft, aber prall von Stolz, es geschafft zu haben. Der Felsbogen, der das „Fenster“ formt ist nicht so groß wie etwa „Delicate Arch“, aber dafür aus massivem Felsgestein, dafür war er schon gewaltig. Ich genoss meinen Triumph nur fünf Minuten. Denn erst 13:10, nach 5:40 h, war ich dort angekommen, und ich musste ja noch den ganzen Weg wieder zurücklaufen. Hinunter ging schon leichter als hinauf, das stimmte, aber man hatte ja auch schon 10,5 km in den Knochen, und der Weg war anspruchsvoll, da war auch das Heruntersteigen zum Teil sehr anstrengend, vor allem auf Dauer ... Und es dauerte länger als ich dachte, das merkte ich bald. Ich rechnete hoch, dass ich auch für den Rückweg mehr als vier Stunden brauchen würde. So viel wurde es dann aber zum Glück nicht. Tiere sah ich übrigens nicht allzu viele, vor allem keine Bighorn Sheep, die es dort geben soll. Dafür sah ich einen Hirsch, ein paar wenige Echsen, einige Vögel – und wundervolle Schmetterlinge! Auf dem Rückweg fiel es mir aber schwer, das noch richtig zu genießen. ich wollte nur noch wieder heil unten ankommen. Je länger ich lief, desto erschöpfter wurde ich. Bei Kilometer 19, also kurz vor dem Ende, rutschte ich mal wieder aus, gibt blaue Flecke ... Ich denke, in dem Fall war es aufgrund der Erschöpfung, dass das passierte, auch wenn so was immer mal passieren kann. Nach insgesamt 9 ½ Stunden, um 17 Uhr, erreichte ich das Auto. Ich war total platt. Dieser Wanderweg hat mich an meine Grenze geführt. Es ging auch 1200 m bergauf, und eben mit Schikanen. Zwanzigeinhalb Kilometer hatte ich absolviert. Die Highline im Glacier National Park war ähnlich lang und enthielt einen sehr sehr steilen Anstieg, aber insgesamt war sie eher leicht zu laufen. Dieser Weg heute war mein anstrengendster. Und ich war am Limit. Eigentlich wollte ich nach der Wanderung dreieinhalb Stunden gen Norden fahren zu einem bereits ausgeguckten Campingplatz. Aber dafür war es nicht nur zu spät, ich hätte auch nicht mehr so lange fahren können, so breit war ich. Ich googelte nach einem Campingplatz in Tucson, fand einen, der 12 Meilen südlich von mir lag und fuhr dorthin. Das gleiche Problem wie gestern. Google wollte mich nicht existierende Straßen langschicken. Heute sah ich, warum. Dort war eine Airforce Base. Vielleicht gibt es die noch nicht so lange – aber sie lag genau dort, wo auch der Campingplatz sein sollte! Es gab ihn offensichtlich also nicht mehr. Ich tippte auf meinem Handy einen anderen an, den ich mir rausgesucht hatte und der „nur“ gut zwei Stunden entfernt sein sollte. Ich sollte 19:47 dort ankommen. Zunächst ging es auf die Interstate 10 West. Dort gab es dann auch „Camping“-Abfahrten, als dort ein KOA ausgeschildert war, bog ich ab und fuhr da hin. Ich landete in Picacho. Als ich vom Auto zur Anmeldung ging, wollten mich meine Beine kaum mehr tragen. Die Frau hatte deswegen auch einen Platz für 30 Dollar in bar für mich, denke ich. Als Erstes füllte ich eine Wasserflasche auf (der eine ungebrauchte Liter ist eine origninalverschlossene Packung Wasser), dann nahm ich mit Stirnlampe am Picknicktisch Platz und aß etwas. Dann ging es auch wiedermit dem Laufen. Jedenfalls ist es heute spät geworden ... Ich habe noch keinen Plan für morgen, und den überlege ich mir auch erst morgen. Heute geht nichts mehr.

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Donnerstag, 17. Oktober 2019
Staubtrockene Hitze rund um Tucson
Mittwoch, 16.10.
Punkt sechs stand ich bei Walmart vor der Tür, um die „Restrooms“ aufzusuchen. Entsprechend früh kam ich los. Ich steuerte den Coronado National Forest an. Google schickte mich zunächst über die Route 90 nach Süden, dann sollte ich rechts abbiegen in die South Whetstone Road, machte ich auch. Das war aber eine noch schlechtere „dirt road“ als die gestern, zudem standen gleich am Wegesrand Kühe mit langen geschwungenen Hörnern. Nein! Ich gab den nationalen Wald ins Auto-Navi ein. Das verortete diesen auf der anderen Seite der Interstate! Ich hatte keine Lust auf Experimente und beschloss, den Punkt im Programm zu streichen. Stattdessen fuhr ich nun direkt zum Saguaro Nationalpark (East). Ich kam gegen acht an, der Einlass war auf Vertrauensbasis, das Visitor Center öffnete erst um neun, ich hatte dadurch mal wieder keine Karte. Es war ein 11-Meilen-Auto-Rundkurs ausgeschildert, der als Einbahnstraße angelegt war. Los ging es! Als eine Picknick-Stelle namens Mica View ausgeschildert war, bog ich ein, parkte dort und lief ohne alles den Wanderweg dort in die Kakteenlandschaft hinein. Saguaro ist der Name der teils haushohen und mehrarmigen Kakteen. Ich dachte, der Weg wäre nur so ein kurzes Stück hinein und das war’s, aber er führte zu einem Trailhead, also zu einem Ausgangspunkt verschiedener Wanderwege, und man konnte auch eine Runde laufen, das machte ich. Ich hatte hier Netz, weshalb ich auf der Karte sehen konnte, wo Wege waren und hinführten. Der Cactus Forest Trail führte mich zurück. Insgesamt lief ich da 1,9 Meilen (laut Karte, jetzt habe ich eine). Es war noch früh am Morgen, und trotzdem schon ziemlich warm, ich trank am Auto dann erst einmal was. Mein nächster Halt am Desert Ecology Trail bot nur eine Mini-Runde, dafür mit Info-Tafeln. Darauf sah ich das „Gila monster“, in real leider nicht. Das Gilatier (oder die Gila-Krustenechse) wird bis zu 50 cm lang. Die Echse hat einen hochgiftigen Biss. Gila beißt aber nur nach starker Provokation und hält sich lieber versteckt. Ich legte einen weiteren Stopp ein, dieses Mal am Beginn des Loma Verde Trails. Hier traf ich ein amerikanisches Paar, das im Besitz einer Karte war (mittlerweile war es nach dreiviertel zehn), ich orientierte mich kurz und fand, dass die Runde, die die beiden gehen wollten, auch die passende für mich sei. Für diese etwas längere Runde sackte ich reichlich Wasser und was zum Snacken ein. Man bekam beim Wandern nicht nur Saguaras zu sehen, sondern auch andere Kakteenarten, wie zum Beispiel den „Teddy Bear Cholla“ (Opuntia bigelovii), den „Hedgehog Cactus“ (Echinocereus fendleri), „Pincushion Cactus“ oder den Kaktusfeigen-Kaktus („Prickly Pear Cactus“), dazu diverse andere Pflanzen wie Agave, Jojoba, Sotol, Mesquite und Mormon Tea. Ein Höhepunkt waren für mich die Kakteenblüten, auch wenn nur wenige Blüten hatten. Von der Fauna bekam ich das Highlight ja nicht zu sehen, aber viele Schmetterlinge und Vögel, winzige Miniechsen, und ich glaube, ich habe auch so eine Wüstenratte (desert pack rat) ins Gebüsch huschen sehen, da bin ich mir aber nicht sicher. Ich hatte Spaß am Entdecken. Vom „pink hill“ blickte ich rundum in die Kakteenwüste, da war es dann aber schon ziemlich heiß, Schatten Mangelware. Ich war zwanzig vor 12 wieder am Auto, nach gut 6 km Wanderung. Es waren mittlerweile 31 Grad. Klingt nicht so schrecklich viel, aber man läuft ja in der prallen Sonne. Ich fand, das reichte angesichts der klimatischen Bedingungen und schaute mir nur noch den Lehrpfad am Visitor Center an, wo ich auch meine Wasservorräte auffüllte. Halb eins verließ ich den Saguaro Nationalpark. Als Nachmittagsprogramm hatte ich mir Stadtbesichtigung überlegt. Der Park liegt direkt neben der Stadt Tucson (Arizona). Als Erstes fuhr ich zu einer Sehenswürdigkeit außerhalb der Stadt, in einem Indianerreservat gelegen: die Mission San Xavier del Bac. Die Missionsstation wurde 1700 von einem spanischen Jesuitenpater errichtet, die wundervolle Kirche 1797 von Indianern erbaut. Sie sollte beeindrucken, und das tut sie noch heute. Wieder, muss man sagen. Nach einer Fehlsanierung mit Zement sammelte sich Wasser in den Wänden und beschädigte die Wandbemalung. Sechs Jahre lang wurde dann aufwändig und originalgetrau restauriert, unter Mithilfe internationaler Spezialisten, die ihr Wissen an die involvierten Indianer weitergaben, so dass diese die Erhaltung danach übernehmen konnten. Es gab ein Video dazu, das ich ganz aufschlussreich fand. Und in der Kirche gibt es nicht nur reichlich Wandbemalung, sondern auch jede Menge Skulpturen. Wie viel Ikonographie in der Ausgestaltung des Innenraums steckt, hätte sich mir ohne das Video nicht erschlossen. Ich ließ dann Geld im Andenkenladen. Auf einem benachbarten kleinen Hügel gab es noch ein Kreuz, und am Weg rundherum eine Gebetsgrotte. Auf dem Platz vor der Missionskirche verkauften Indianer „fry bread“ mit Füllung, ich probierte das mal. Lecker, aber schrecklich fettig, aber ich esse ja sonst fast kein Fett hier. Ich überlegte, was ich weiter machen sollte. Ich war auf dem Hinweg an einem Flugzeugmuseum vorbeigefahren und zog in Betracht, mir das anschauen oder das Desert Museum, aber - nicht für zwanzig Dollar ... So scharf war ich auf beides nicht. Danach ging es daher ins „historische Stadtzentrum“. Leider hatte Google auch mit Tucson so seine Probleme, ich sollte einen Fußweg entlangfahren. Ich irrte eine Weile in der Stadt umher, ehe ich den Weg fand. Ich parkte auf einem Stundenparkplatz, aber länger wollte ich auch gar nicht in der Stadt herumlaufen bei der Hitze, mittlerweile 34 Grad. Ich lief eine kleine Runde, beäugte die St. Augustine Cathedral, die aber ganz düster, weil kaum beleuchtet war, das Kunst- und das historische Museum ließ ich aus. Ich hatte einen ganz trockenen Hals, als ich wieder am Auto ankam. Und genug gesehen. Ich suchte mir in Nähe meines für morgen angedachten Wanderwegs „Ventana Canyon Trail“ ein Walmart Supercenter, wo ich zu Abend aß – es gab sogar eine überdachte Picknickecke draußen, und dort sitze ich nun mit offener Tür im Auto, damit ein Lüftchen hineinweht. Es sind halb acht immer noch 27 Grad ... Weniger als 20 sollen es hier heute Nacht auch nicht werden. Ich muss bei solchen Temperaturen morgen früh frische Milch kaufen. Sitze ja an der Quelle.

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Mittwoch, 16. Oktober 2019
Tag der Echse
Dienstag, 15.10.
Am Morgen hatte der Nebel alles befeuchtet. Ich saß beim Frühstück deshalb auf „meinem“ Campingstuhl. Heute wollte ich gen Westen fahren, dort sah der Himmel allerdings etwas düster aus. Es stellte sich heraus, dass das aber auch nur Nebel war, dunkler Nebel, angereichert mit Wüstenstaub! Auch auf der Interstate 10 West traf ich auf einen Checkpoint der US Border Patrol. Aber hier leuchtete die Ampel grün, es durften gerade alle durchfahren. Dann kam ich mal wieder in ein Gebiet, es war kurz bevor ich New Mexico verließ und wieder in Arizona war, wo vor Sandstürmen gewarnt wurde. Hier gab es auch per Schild Anweisungen, wie man sich verhalten solle bei einem Sandsturm: an den Rand fahren, Fahrzeug ausstellen, Füße von den Bremsen runter, angeschnallt bleiben. Das Vorletzte finde ich fragwürdig. Vielleicht kann es mir jemand erklären. In Bowie bog ich von der Interstate ab. Hier gab es auch Baumplantagen wir rund um Las Cruces, es waren aber keine Pekannüsse wie dort. Ich wollte zu einem weiteren National Monument, kam aber zunächst zu einem Historic Site, also einem geschichtsträchtigen Ort, Fort Bowie nämlich. Es gab einen 1,5 Meilen langen Wanderweg dorthin, aber so brennend interessiere ich mich nicht für die amerikanische Geschichte, schon gar nicht für klägliche Reste eines alten Forts. Auf der Info-Tafel wurde auch gewarnt, man solle die Augen offen halten, weil man nahe der Grenze zu Mexiko sei und Drogenhandel in der Gegend möglich sei. Außerdem wurde nach einem allerdings seit über 20 Jahren vermisstem Ranger gesucht. Alles nicht sehr einladend ... Die Straße war hier auch schon eine sogenannte „dirt road“, also ungeteert und unasphaltiert. Eine Passstraße war es dazu. Dort schickte Google mich lang! Ein Jeep kam mir mit Tempo entgegen. Das Beste war, dass ich von dieser Straße dann links abbiegen sollte auf eine noch kleinere „dirt road“. Vor der war ein verschlossenes Gatter. Ich orientierte mich selbst auf der Karte und fuhr geradeaus weiter, wo ich auf die US 186 stieß – Zivilisation! Da kamen auch gleich zwei Autos lang, die dasselbe Ziel hatten wie ich. Zugegeben, der kürzeste Weg (und wahrscheinlich auch der schnellste) war das letztendlich. Das Ziel war Chiricahua, das Land der aufrecht stehenden Felsen. Die sah man auch bald. Ich ließ mich im Visitor Center kurz beraten, dann fuhr ich zum hintersten Punkt, dem Massai Point, wo ich einen winzigen Naturpfad entlanglief. So erfuhr ich, dass die Felsen nichts anderes sind, als Vulkanasche, die durch Hitze und Druck zu Fels zusammengepresst und –geschmolzen worden ist. Die Gegend erinnert ein wenig an die Sächsische Schweiz, nur dass hier nichts aus Sandstein ist. Farbliche Nuancen stammen nicht von Mineralien, sondern von Flechten. Es gibt auch einige „balanced rocks“ hier, manche Fels-Stelen scheinen sich an andere anzulehnen, manche sind ulkig geformt, andere bilden Grotten oder Schluchten. Das alles bekam ich bei meiner Wanderung im Echo Canyon zu Gesicht – und jede Menge Echsen! Ich verpasste einen Abzweig, weswegen ich noch den Mushroom Rock Trail entlanglief – auf dem traf ich zwei deutsche Wanderer (damit hatte ich in so einem unbekannten Park nicht unbedingt gerechnet), das Paar kam aus Hohenstein-Ernstthal! Durch meinen Abstecher wurden aus 5 km 8,5 km, die ich aber genoss. Danach fuhr ich noch zu einem kurzen Wanderweg (3 km), der führte hinauf auf den höchsten Berg des Parks, den Sugarloaf Mountain. Ich erfreute mich wieder an den Blumen am Wegesrand, entdeckte weitere Echsen und ergötzte mich an den grandiosen Aussichten. Oben auf der Spitze war ein kleines Häuschen, das eine historische Feuerwachstelle ist. Mir waren auf dem Weg hinauf sechs/sieben Leute begegnet, aber es kam keiner nach mir hoch – es war unglaublich still dort oben, vom Summen der Insekten mal abgesehen. Als ich wieder unten ankam, traf gerade ein Auto dort ein – insgesamt ist es aber recht ruhig und entspannt dort in dem Park. Ich wollte nicht noch mehr Kilometer zurücklegen, ich lief heute ohnehin mit meinen Sneakern, weil meine wunden Zehen Abwechslung brauchten. Ich hatte gestern in der weißen Wüste feinen Sand in die eng anliegenden Sportsocken hineinbekommen, wie auch immer. Damit war ich dann in den Organ Mountains herumgekraxelt, das hat etwas wundgerieben. Am Visitor Center füllte ich an der „Trinkwassertankstelle“ – es gibt mindestens an jedem Visitor Center einen Trinkwasserspender – meine leer getrunkenen Flaschen auf. Es ist tags hier im Süden schon ziemlich warm. (Aber wenn die Sonne weg ist, kühlt es deutlich ab.) Meine Milch war heute morgen mal wieder sauer, hatte mir aber vorsorglich abends frische besorgt. Am späten Nachmittag verließ ich den Park und fuhr die 186 jetzt durch bis zur Interstate. Auf einem Rastplatz hielt ich an, denn mir war aufgefallen, dass ich den ganzen Tag lang kein Netz hatte – und dass das daran lag, dass meine US-SIM als nicht vorhanden angezeigt wurde. Gestern Abend hatte ich ja den Schacht geöffnet, um die SD-Karte auszutauschen ... Ich kramte meine Nagelschere heraus, um den Slot aufzubekommen, es war eigentlich alles ordentlich drin, ich ruckelte ein bisschen an der SIM-Karte herum und schob dann alles wieder rein, danach funktionierte sie wieder. Heute ganz ohne Panik, nur eine leichte Unruhe hatte mich bewogen, das auf dem nächsten Rastplatz zu klären. Ich aß dort dann gleich mein Abendbrot. Jetzt bin ich in Benson bei meinem neuen Lieblingssupermarkt. Morgen geht es wahrscheinlich zum Coronado National Forest, später zum Saguaro National Park.

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Dienstag, 15. Oktober 2019
Durch die Wüste wandern
Montag, 14.10. (Columbus Day)
Ich ließ mir morgens Zeit, gegen neun zuckelte ich los, eine gute Stunde Richtung Osten über die Route 70. Ich passierte einen Immigration Checkpoint, bei dem ich meinen Pass zeigen musste. Kurz dahinter gibt es ein ganz spezielles „National Monument“, so heißen die Mini-Nationalparks. Dieses heißt „White Sands“ und ist eine tatsächlich weiße Sanddünenwüstenlandschaft! Sie bedecken 275 Quadratmeilen. Es sind uralte Gipsschichten, die vor Millionen Jahren im Meer lagen. Das musste ich mir natürlich anschauen! Gleich beim ersten Stopp, einem kurzen Bretterweg in die Dünen hinein, kollabierte mein Handy. Es ging aus und nicht wieder an, obwohl ich es immer im Auto lade, es also keinesfalls leer sein konnte. Das trieb mich zur Verzweiflung. Trotzdem fuhr ich weiter in die weiße Sandlandschaft hinein, bis zum finalen Wendepunkt, wo ein %_Meilen-Rundwanderweg durch die weiße Wüste war, den ich zu gern gehen wollte. Ohne GPS und ohne Tracking leider. Und ohne Handynetz natürlich auch. Ganz allein ... Aber der Pfad war wunderbar markiert, alle paar hundert Meter steckte ein Pfahl im Sand als Markierung, man sah immer mindestens einen weiteren. Der weiße Sand reflektiert die Sonne aber bestimmt genauso gut wie Wasser, wenn nicht besser, Sonnenschutz war Pflicht. Außerdem wurde es ordentlich warm dort, obwohl es noch später Vormittag war. Man sollte für die 8 km drei Stunden veranschlagen, aber die Zeitangaben hier sind meistens zu hoch gegriffen, während es bei den Entfernungsangaben eher umgedreht ist. Vor mir lief noch ein junger Kerl, ein Pärchen hinter mir kehrte irgendwann wieder um. Ich versuchte, in seiner Sichtweite zu bleiben, nur sicherheitshalber. Es ist schon ein spezielles Erlebnis, durch die Wüste zu laufen, auch wenn es eine eigentlich ja kurze Strecke war. Der Wind hinterließ Wellen im Sand, an anderen Stellen war er aber auch glatt. Natürlich gab es auch reichlich Fußstapfen. Ein Witzbold hatte über die gesamte Höhe einer Düne „GO“ in den Sand gestapft. Leben gab es auch: ein paar karge Pflanzen und einige Tiere auch. Ich sah einen großen schwarzen Käfer, Ameisen und einen „bleached earless lizard“, also eine ausgebleichte – an den weißen Sand angepasste – und ohrlose Eidechse. Es war schwer, dort Fotos zu machen, weil es ringsum so extrem hell war, sah man schlicht nichts auf dem Display. Zum Glück konnte ich ja wenigstens mit meiner Kamera Fotos machen. Es ging die Dünen hinauf und hinunter, hinauf war natürlich schwierig in dem Sand, aber hinunter flutschte es wunderbar. An vielen Stellen war der Sand auch fest. Nach weniger als zwei Stunden (1:50) hatte ich den Rundweg absolviert. Ich war ordentlich ins Schwitzen gekommen und froh, keine weiteren Pannen erlebt zu haben. Es gab noch zwei kurze Wege dort, aber da sieht man auch nichts anderes, weshalb ich dann Richtung Parkausgang fuhr. Ich hielt nochmal am Visitor Center, wo mir der Sonnenuntergang dort empfohlen worden war (aber das war einfach noch zu lange hin), um mir helfen zu lassen. Ich konnte ja nicht mal was googeln. Ich ließ mir einen Handyladen in Las Cruces raussuchen. Auf dem Weg zum Auto unternahm ich nochmal einen letzten verzweifelten Versuch, mein Handy zu starten, indem ich den Startknopf eine halbe Minute lang hielt, und da erwachte es Gott sei Dank wieder zum Leben! Ich hatte vielleicht in meiner Panik zuvor nicht lange genug gedrückt gehalten. Danach war die Welt wieder in Ordnung. Ich war wegen des Handys echt den Tränen nahe gewesen, denn da ist einfach alles drauf (und nicht auf der bereits vollen SD-Karte). Es war noch zu früh, um zurück zum Campingplatz zu fahren, also schaute ich bei Google, was es noch Interessantes in der Nähe gibt. Ich fand ein weiteres „National Monument“, das auf meiner Rückfahrroute lag – perfekt! Es handelte sich um das „Organ Mountain Desert Peak“-National Monument. Ich steuerte es an. Die Straße endete in einer Schleife, dort gab es einen einfachen Campingplatz und Wanderwege. Der erste, den ich fand, war aber 6 Meilen hin und 6 zurück, das kam nicht in Frage. Ich hatte ja schon 8 km in den Beinen. Mein linkes Knie ist übrigens wieder schmerzfrei, aber ich setze immer noch den linken Fuß zuerst nach unten, ist schon fast automatisiert. Die Schonung der letzten Tage war sicherlich mitverantwortlich für die Besserung. Dann schob ich ein Telefonat nach Hause ein, und danach kam ich zu einem 4-Meilen-Rundweg. Das passte. Ich hätte den Pine Loop Trail nur andersherum gehen sollen. Ich stieg nämlich bergauf in der brütenden Sonne und bergab im Schatten der Felsen ... Die Berge heißen Orgelberge, weil ihre Spitzen wie Orgelpfeifen nebeneinander aufgereiht sind, ich kann die Bergkette auch vom Campingplatz aus sehen – stehen nur ein paar Wohnwagen im Weg. Wüstengipfel sind es tatsächlich auch, am Wegesrand wachsen Yucca, verschiedenen Kakteen, Wacholder, dürres Gras und eine große Vielfalt an Wüstenblumen, die meisten gelb oder lila, einige rot blühend. Weiter oben, im Schatten der Felsen, wachsen die Kiefern , die dem Weg wohl seinen Namen gaben. Die Aussicht ins Land – unglaublich! Man kann herrlich weit blicken. Nicht weit entfernt sah man auch eine Raketenstation der US Army, die NASA hat in der Gegend auch Objekte. Man sah natürlich da nicht viel. Für den Rundweg brauchte ich 2:10 h, danach war ich platt. Ich habe heute auch über 4 Liter Wasser getrunken ... Ich kutschte zurück nach Las Cruces, wo ich noch tankte und Milch kaufte, dann folgte mein übliches Abendprogramm.

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Montag, 14. Oktober 2019
Von den heißen Quellen in die Grenzstadt
Sonntag, 13.10.
Es waren acht Grad heute Morgen dreiviertel acht. Zu der Zeit hatte ich bereits gefrühstückt und machte mich gerade auf den Weg zu den Riverbend Hot Springs in Truth or Consequences. Ich bezahlte meinen Eintritt, zog mich um, und kurz nach acht spazierte ich in den „Public Pool“-Bereich. Die acht Pools dort haben alle Badewannentemperatur (zwischen 95 und 108 Grad Fahrenheit, das sind 35 bis 42 Grad Celsius) und enthalten mineralisches Wasser aus den heißen Quellen. Sie sind open-air, direkt neben dem Rio Grande, dahinter thronen in der Ferne Berge – ein wunderbares Setting. Zum Relaxen ist auch genug Platz auf Liegen oder Stühlen. Die kühle Außentemperatur am Morgen kam gerade recht, denn zwischendrin musste man sich mal kurz abkühlen. Es gab auch eine kalte Dusche, aber die war nicht notwendig. Ich hatte für eine Stunde 12 $ bezahlt, und ich muss sagen: Das war es wert! Ich fand es dort wohltuend entspannend, und die Atmosphäre war auch sehr angenehm. Der dort eingeforderte Flüsterton trug sicherlich dazu bei. Wenn man im dazugehörigen Hotel übernachtet (das sollte man zeitig buchen!), ist der Bereich mit den „öffentlichen Becken“ inklusive. Außerdem gibt es auch „Private Pools“ – man kann sich einen eigenen kleinen Pool mieten, der mit Sichtschutz von anderen abgetrennt ist, alle auch direkt am Fluss mit Bergblick. Kann ich echt nur weiterempfehlen. Ich fühlte mich nach dem Bad fantastisch, fuhr bester Laune weiter Richtung Süden. Nach 40 Meilen schoss mir in den Kopf, dass ich meinen geliebten Bikini dort unter der Dusche hab hängen lassen – ich wendete und düste zurück, den wollte ich nicht einbüßen. Er hing noch genau dort, wo ich ihn vergessen hatte. Danach musste ich erst einmal tanken, was ich eigentlich erst am Zielort machen wollte. Mein Ziel war ein Koa-Campingplatz außerhalb von Las Cruces. Dort checkte ich für zwei Nächte ein, um eins machte ich mich wieder auf den Weg. Obwohl mehrere Leute mir erzählt hatten, in El Paso gäbe es nichts zu sehen und die Stadt sei eher öde, wollte ich dorthin. Sie hatten Recht. Ich parkte mein Auto in der Innenstadt bei einem KFC und aß dort auch (mein erstes Fastfood hier!) Burritos, aber nur, um quasi eine Parkberechtigung zu erwerben. Ich legt meinen Bon aufs Armaturenbrett, damit keiner auf die Idee kommt, mein Auto abschleppen zu lassen, denn der Parkplatz war nur für Kunden, und ansonsten gab es rundum auch nur Kurzzeitparkplätze mit diesen altertümlichen amerikanischen Parkuhren, mit denen ich mich nicht abgeben wollte. Dann lief ich Richtung Grenze. El Paso ist ja eine geteilte Stadt. Auf mexikanischer Seite heißt sie Ciudad Juárez. Der Rio Grande ist die Grenze. Zu Gesicht bekommt man ihn hier nicht. Davor verläuft eine große Schnellstraße, dahinter noch Schienen ... Ich kam am Areal des US Customs and Border Protection am Paso del Norte vorbei, ein Obdachloser bettelte dort an der Einfahrt für die Angestellten. Ich gab ihm einen Quarter und fand das hinterher ziemlich kleinlich. Was man von der Grenze sehen kann, ist eben dieser Grenzübergang namens Paso del Norte. Es gibt eine Straßenbrücke und eine Fußgängerbrücke. Am Eingang zu letzterer tummelte ich mich dann. Ich war versucht, mal kurz nach Mexiko hinüberzuschauen (1Dollar/2 Peso Maut!), aber hatte Bedenken, dass das Probleme geben könnte, also ließ ich es. Ich schaute dort aus nach Menschen, die ich ansprechen könnte wegen einer Geschichte über das Leben in der geteilten Stadt. Aber alle, die ich fragte:„¿Habla inglés?“, die antworteten mit „No“. Mir fiel auf, dass die zurückkehrenden Mexikaner fast alle mit Beuteln beladen waren. Sie hatten offensichtlich auf amerikanischer Seite eingekauft. Das irritierte mich. Ich kam kurz mit einem Security Officer ins Gespräch, der aber keine Zeit für eine längere Erzählung hatte, der erzählte mir, sie würden billiges chinesiches Zeug hier kaufen, das es in Mexiko nicht gäbe, dort sei alles teurer. Das überraschte mich. Er meinte außerdem, dass viele der Leute unnütze Dinge kaufen würden, und einige mehr, als sie bräuchten, weil sie das Zeug auf der anderen Seite mit Gewinn verkaufen würden. Er selbst war dafür zuständig sicherzustellen, dass die Leute, die im Duty-free-Shop eingekauft hatten (in erster Linie ging es um Alkohol) auch tatsächlich die Grenze passieren. Er erklärte mir auch, seit der Zaun so richtig dicht dort sei, gäbe es weniger Drogenschmuggelei, dafür auf der anderen Seite mehr Gemetzel. Dann musste er weiter seinen Job machen. Ich versuchte, auf Spanisch zu einer Geschichte zu kommen. Ich schaffte es auch mit Ach und Krach, mein Anliegen zu erklären, verstand aber kein Wort von der Antwort und musste aufgeben. Außerdem: Wer hätte mir das übersetzen sollen? Und wie hätte die junge Frau meine Einverständniserklärung unterschreiben können? Die ist ja in Englisch. Es war gar nicht so einfach, jemanden zu finden. Einige konnten auch Englisch, hatten es aber eilig. Schließlich hatte ich doch Glück, und zwar richtiges. Denn die junge Amerikanerin, die sich bereiterklärte, mir vom Leben in der geteilten Stadt zu erzählen, hatte eine allzu passende Biographie. Ich kehrte zufrieden zu meinem Auto zurück, durchlief dabei die Straße, die alle aus Mexiko ankommenden als Erstes passieren – und da gab es wirklich einen Ramschladen neben dem nächsten. Ansonsten gab es in El Paso wirklich nichts Sehenswertes. Ich versuchte noch, an anderer Stelle zum Grenzzaun vorzudringen, aber vergeblich, es war alles verbaut oder vorab abgesperrt. Daraufhin machte ich mich auf den Weg zurück zum Campingplatz. Dort aß ich, meisterte endlich das Problem mit meinem Diktiergerät – mittels Formatierung – und nun, um sieben, ist die Sonne schon untergegangen, ich habe mir etwas Langärmeliges übergezogen – aber tags waren es bis zu 26 Grad. Es soll nicht kälter als 16 Grad werden kommende Nacht, aber selbst wenn der Wert wieder vier Grad tiefer liegen sollte, ist das eine komfortable Temperatur. Ich mache mir nur Sorgen, dass mein Essen morgen tagsüber zu warm wird ...

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Sonntag, 13. Oktober 2019
Hoch hinaus und ab in den Süden
Sonnabend, 12.10.
Ich schlief außergewöhnlich lange in Albuquerque, so wurde nichts daraus, um neun an der Seilbahn zu sein. Dafür war es nach dem Frühstück spät genug, um an Jerzys Trailer anzuklopfen, denn ich hatte vergessen, ein Foto zu machen (davon abgesehen, dass es gestern auch schon zu dunkel dafür war). Seine Frau Barbaralee, die an der Rezeption so entgegenkommend gewesen war, machte auf und schickte ihn dann raus. Dann fuhr ich zur Station der Skytram. Man musste gleich einmal 3 $ Parkgebühren abdrücken, so zehn nach zehn fand ich dann heraus, dass ich mich dort an eine Riesenschlange anstellen muss. Ich stellte mich also an. Jemand meinte, man müsse mit 2 ½ Stunden Wartezeit rechnen. Aber eines zumindest hatte ich ja, genug Zeit. Mich treibt ja keiner. Es ging aber in durchaus akzeptablem Tempo voran. Als ich eine halbe Stunde gewartet hatte, während der ich mich mit der Gruppe vor mir unterhielt und den Tipp bekam, auf dem Weg Richtung El Paso einen Zwischenstopp einzulegen, kam einer von der Skytram und rief, ob jemand allein sei. Mein Arm schnellte in die Höhe und ich rief „Here!“ – und ich war die Einzige, die sich meldete – ich wurde direkt zum Ticketschalter geleitet, bezahlte schnell meine 25 Dollar (läuft unter „Extras“), und durfte schwuppdiwupp mit der nächsten Bahn mitfahren, weil darin noch genau ein Platz frei war. Die nehmen es da genau. Glück für mich! Die Seilbahn überwindet in 15 Minuten eine Strecke von 2,7 Meilen (knapp 4 ½ km), sie ist die zweitlängste der Welt. Dabei überwindet sie 1562 Höhenmeter. Sie führt auf den Sandia Peak. Das Faszinierendste ist, dass sie nur zwei Stützen braucht, und von der zweiten Stütze zur Bergstation beträgt die Spannweite sage und schreibe 2353 m! Es sind nur zwei Gondeln unterwegs, die genau gleichschnell fahren, nur in entgegengesetzter Richtung. Oben angekommen hat man einen extrem weiten Rundum-Ausblick! Außerdem gibt es einige Wanderwege da oben. Ich entschied mich für eine Runde über Sandia Crest. Dabei lief ich erst ein wenig bergab auf dem La Luz Trail, der bis nach ganz unten führt – einige kamen auch von ganz unter herauf – und der ein Klippenweg war, ich legte entsprechend größte Vorsicht an den Tag. Die Ausblicke unterwegs waren grandios. Dann bog ich ab und es ging relativ steil hinauf zu Sandia Crest, mit 3255 m dem höchsten Berg der Sandia Mountains. Und dort oben war ein Parkplatz ... Außerdem gab es dort das „ Two Mile High Café“ (oder Sandia Crest House), wo ich mir einen unterklassigen Burger einverleibte. Die Aussicht war auch hier erstklassig. Nach der Stärkung wanderte ich über den South Crest Trail und den Kiwanis-Meadow-Trail zurück. Einen einmaligen Ausblick hat man da auch von Kiwanis Cabin, einem einfachen Steinhaus auf der Klippe. Die Wanderung selbst dauerte nur gut anderthalb Stunden, aber ich hatte mir ja eine ausgiebige Pause gegönnt. An der Seilbahn hieß es dann wieder warten, auch wenn die Schlange kurz war – und genau vor mir stand wieder die gleiche Truppe. Wir unterhielten uns gut, so verging die Wartezeit flugs. Noch vor um drei war ich wieder unten. Ich machte mich nun auf den Weg in den Süden. Als heutiges Ziel diente mir dabei der Tipp aus der Truppe: Truth or Consequences („Wahrheit oder Konsequenzen“). Ich musste erst einmal nachfragen, als ich den seltsamen Stadtnamen hörte. Die Stadt heißt tatsächlich so. Und ich hatte auch erfahren, warum: Es gab eine Radiosendung, die so hieß, und der Macher hatte versprochen, sie in der Stadt zu produzieren, die sich als Erste in den Titel der Show umbenennt. Die Bürger von Hot Springs, so hieß die Stadt vorher, zugegeben: ein Allerweltsname, beschlossen mit 1294 zu 295 Stimmen, das zu tun. Das ist kein Scherz! Passierte 1950 genau so. Unterwegs kam ich an einem Wegweiser zu einem großen Teleskop mit Besucherzentrum vorbei und bog auch spontan ab dahin, stellte beim Googeln dann aber fest, dass es am Wochenende geschlossen ist, also ging es zurück auf die Interstate 25 South. An einer Raststätte – die sind hier nicht so das A und O – aß ich Abendbrot, und noch vor Sonnenuntergang war ich in der Stadt. Ich bleibe mal wieder bei Walmart, gönne mir dafür morgen früh ein Thermalbad ... Hier soll es heute Nacht nicht kälter als 12 Grad werden, das hört sich sehr angenehm an.

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Samstag, 12. Oktober 2019
In der Stadt des Heiligen Glaubens
Freitag, 11.10.
Es fühlte sich sehr kalt an am frühen Morgen. Ich nutzte zeitig die Restrooms von Walmart und kaufte gleich noch was dort ein. Die Milch aus dem Kühlregal, die ich dann mit meinem Müsli zu mir nahm, war eiskalt, das machte es nicht besser. Ich fuhr zur benachbarten Tankstelle, wo ich für nur 2,319 pro Gallone volltankte und mir einen plürrigen Kaffee holte, aber der war zumindest schön heiß! Ich steuerte dann einen zentrumsnahen Supermarkt an, wo ich mein Auto parkte. Von dort aus erkundete ich die Stadt zu Fuß. Als Erstes passierte ich das State Capitol Building, in dem, wie ich später erfuhr, auch Bilder ausgestellt sind. Mein Weg führte mich zur San Miguel Church, der ältesten Kirche der USA. Sie wurde im frühen 17. Jh. von Tlaxcalan-Indianern aus Mexiko unter Anleitung eines Franziskaner-Paters erbaut, und die Grundstrukturen sind noch erhalten. Ich war um neun dort, aber ausgerechnet diese Kirche öffnete erst um zehn. Ich musste also vorerst mit dem Außenanblick vorlieb nehmen. Nur ein paar Meter weiter war aber schon die nächste Kirche, die Loretta Chapel. Man bezahlt 5 $ Eintritt. Das hat einen Grund. Sie beherbergt ein Wunder. Das meine ich ernst. Es handelt sich um eine Treppe. Man hatte beim Bau der recht hohen Orgelempore vergessen, dass man da auch irgendwie hochkommen muss. Eine normale Treppe hätte den halben Kirchenraum eingenommen, niemand wusste Rat. Nun kommen wir zum legendenhaften Teil der Geschichte. Kein Zimmermann sah eine Lösung. Die Schwestern des Ordens hielten daraufhin eine neuntägige Andacht ab (Novene), an deren letztem Tag ein alter Mann auf einem Esel dahergeritten kam, der eine einfache Werkzeugkiste mit Säge, Winkel und Hammer bei sich hatte und meinte, er könne behilflich sein. In Bottichen mit Wasser wurde Holz eingeweicht, die 33-stufige Wendeltreppe, die entstand, macht zwei volle Drehungen und hat keinerlei zentrale Stütze. Oben ist sie an den Chor gelehnt, unten ruht sie auf dem Kirchenboden. Es ist kein Nagel in ihr, alles Holz ist nur mit Dübeln und Verzapfungen aneinandergefügt. Wenn man darauf hochsteigt (was man nicht darf), soll sie federn. Im ursprünglichen Zustand war sie ohne Geländer. Die Wendeltreppe ist dazu noch schön. Selbst heute kann man nicht nachvollziehen, wie das Meisterwerk gelingen konnte. Es ist wie mit der Hummel, die nach den Gesetzen der Aerodynamik eigentlich nicht fliegen können dürfte. Die Treppe dürfte eigentlich nicht halten. Sie hat aber nun schon seit Ende des 19. Jh. gehalten. (Das ist für amerikanische Verhältnisse eine Ewigkeit!) Ach ja, der alte Mann verschwand danach, ohne sich bezahlen zu lassen. Ich war aber tatsächlich angetan von der Konstruktion, Holz liebe ich ohnehin. Ich kam nicht umhin, mir im Laden einen Hoodie der Kapelle zu holen. Kann auch nicht schaden bei der Kälte .... Es wurde heute nicht wärmer als 12 Grad, selbst hier nicht. Aber das soll der kälteste Tag gewesen sein, vorerst. Von der Loretta-Kapelle aus ging es direkt zur nächsten Kirche, der St. Francis Cathedral, gemeint ist Franziskus von Assisi, denn mit vollem Namen heißt die Stadt eigentlich „La Villa Real de la Santa Fe de San Francisco de Asis“. Die Basilika wirkte auch wie eine, alles etwas protziger. Aber im Detail doch ganz volksnah. Von dort stiefelte ich den Stadtberg hinauf zum Märtyrer-Kreuz. Man blickt von dort hinab auf Santa Fe. Wenn man bedenkt, dass Santa Fe die Hauptstadt New Mexicos ist, dann ist sie doch eher klein. Albuquerque ist jedenfalls deutlich größer. Vom Kreuz aus lief ich zum historischen Marktplatz, an deren Ecke ein Straßenmusiker sein Bestes gab, gleich daneben unzählige Verkaufsstände bzw. – sitze für Schmuck, Kunst und dergleichen Touri-Ware. Auf der anderen Seite des Platzes gab es zwei preiswerte Imbissstände, ansonsten war aber nicht viel los, ich glaube, dass sieht an wärmeren Tagen anders aus. Ich steuerte wieder auf den Straßenmusiker zu, wollte schauen, ob er mir seine Geschichte erzählt. Er wurde gerade von einem Uniformierten des Platzes verwiesen. Und als ich was davon sagte, dass ich die Geschichte aufnehmen wolle, war er nach anfänglichem Nicht-abgeneigt-Sein ganz schnell weg. Habe ich wohl etwas ungeschickt angestellt. Vom Plaza (das heißt nicht nur New Mexico, hier ist vieles mexikanisch) kehrte ich nun zurück zur San Miguel Church, der ältesten des Landes. In deren Innern sind die ursprünglichen Mauern zum Teil freigelegt und hinter Glas zu betrachten. Eine alte Glocke ist ausgestellt, die man zum Klingen bringen darf. Insgesamt eine eher schlichte Kirche für katholische Verhältnisse. Das gilt aber für alle Kirchen hier. Gleich nebenan erkundete ich im Anschluss das älteste Haus der Stadt. Auf dem Weg zur Canyon Road, dem Kunstmekka mit x Galerien, kam ich an einer Galerie vorbei, deren Werbeschild mich hineinlockte: Women in the Bible. Das interessierte mich. Ich war gleich ganz angetan von der „Judith“ im ersten Raum und schoss ein Foto, da stürzte die Künstlerin herbei und bat mich, das Foto zu löschen, was ich sogleich tat. Wir kamen aber ins Gespräch, und ich witterte eine Geschichte. Ich bekam sie. Eine, die perfekt zu Santa Fe passt. Denn Kunst spielt dort eine große Rolle, in diversen Museen und unzähligen Galerien. In der Canyon Road fand ich dann einige interessante Objekte, manches war auch so gar nicht mein Fall. Ich sprach auch mit einem anderen Künstler dort, ich fragte mich, ob er mich für einen möglichen Käufer hielt, wohl eher nicht, aber er kam dennoch auf mich zu, um mir sein Werk näher zu bringen. Unterwegs snackte ich kurz, auch wenn es in der Stadt nur so von einladenden Restaurants wimmelt. Ein Ziel hatte ich dann noch: die Old Guadalupe Santuario oder Our Lady of Guadalupe. Es ist die älteste Kirche in den Staaten, die ihr gewidmet ist. In Mexico ist die Basilika Unserer Lieben Frau von Guadalupe Nationalheiligtum, muss man wissen. Als ich eintrat, hörte ich laut gesprochene Gebete im rechten Querhaus. Ich nahm Platz und lauschte. Es waren drei Frauen und ein Mann dort, die wenig später, so erzählten sie mir, ein dreistündiges Gebet beendeten. Ich bewunderte den Schrein, der dem Gedenken an die Marienerscheinung eines aztekischen Bauern aus Tepeyac im Jahre 1531 dient. Ich hatte das Gespräch eröffnet, und man gab mir erfreut Auskunft über alles, am Ende bekam ich eine Gebetskarte und Reisesegenswünsche mit auf den Weg. Ich spazierte durch einen Park mit alten Gleisbetten zurück zum Laden, wo mein Auto stand. Ins Navi gab ich einen Koa-Campingplatz in Las Cruzes ein, 4 Stunden entfernt, dicht vor El Paso. Aber es war schon halb vier. Mir kamen Zweifel, ob ich noch so weit fahren sollte. Dazu fiel mir ein, dass Jim mir die Skytram in Albuquerque als Highlight empfohlen hatte. Ich programmierte kurzerhand um und fuhr zum Koa-Campingplatz von Albuquerque. Dort war alles voll, weil in der Stadt gerade eine große Ballon-Fiesta stattfindet. Bestimmt kam daher gestern das Feuerwerk. Als ich nachhakte, dass ich nur ein winziges Plätzchen für mein Auto bräuchte, fand man eines für mich. Das gibt Pluspunkte. Ich wurde dann mit einem Elektrobuggy zu meinem Platz geleitet. Der Fahrer, als er erfuhr, woher ich bin, meinte im ersten Satz, er sei in Deutschland geboren. Und im zweiten, dass seine Mutter dort im Zwangsarbeiterlager war. Ich ging darauf ein. Es stellte sich heraus, dass sie drei jüdische Freundinnen mit Essen versorgt hatte, deshalb wurde sie inhaftiert. Ich bekam meine zweite Geschichte des Tages, auch wenn die Mutter darin dann eine Nebenrolle spielte, eine ganz interessante. Jerzy erzählte, während er mit dem Buggy nebenbei seinen Job machte, mit mir auf dem Beifahrersitz. Leider streikte mein Diktiergerät dann und zeichnete nicht mehr auf, weil der Speicher voll war. Auch nach dem Löschen war er nach 47 Sekunden wieder voll. Deshalb ist seine Geschichte etwas stückelig geworden. Am Ende habe ich mein Handy zum Aufzeichnen genutzt – mit dem Problem, dass ich die Datei nun nicht sichern kann auf dem Rechner, weil das IPad mein Android-Handy ignoriert. Ich glaube, wir sind da bald zwei Stunden über den Campingplatz gekurvt. Jerzy fiel dann immer noch mehr ein. Von seinen Navy-Erfahrungen in Vietnam und im U-Boot unterm Eis berichtete er ebenso wie von seinen Frauengeschichten und seinem vollinvaliden Sohn, der im Irak zerfetzt wurde. Dann war es halb acht, dunkel, ich hatte noch nichts gegessen und ich sehnte mich nach dem 1-A-Badezimmer. Jetzt ist es schon ziemlich spät dadurch, halb elf, ich krabbele gleich in meinen Schlafsack. Es soll nachts nicht kälter als vier Grad plus werden.

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Freitag, 11. Oktober 2019
Petrificus Totalus
Donnerstag, 10.10.
Plusgrade, was will man mehr! Der starke Wind hatte auch nachgelassen. Ich frühstückte an der Raststätte, halb acht ging es los. Man ließ mich und einige andere noch vor um acht ein ins Meteor Crater Discovery Center. Ich blechte meine 18 §, eine 4-D-Vorführung hätte noch mal extra gekostet. Als Erstes stolperte ich über ein vor dem Einschlag abgesprengtes Stück des Meteoriten, das dort ausgestellt war. Vom eigentlichen Eisen-Nickel-Meteoriten ist nämlich nichts übrig, nur kleinste Bruchstücke wurden gefunden. Er soll einen Durchmesser von ca. 150 Fuß gehabt haben, mehrere hunderttausend Tonnen gewogen haben und mit einer Geschwindigkeit von 26.000 Meilen pro Stunde auf die Ebene von Arizona zugerast sein, bevor er einschlug. Im All soll er noch schneller, nämlich 40.000 Meilen pro Stunde, unterwegs gewesen sein. Ich begutachtete dann die Auswirkung des Einschlags (the ‚impact’). Der Krater ist wohl der älteste Einschlagsort und trotzdem der besterhaltene, offensichtlich wegen der Wüstenbedingungen. Und er hat, das sieht man gar nicht so ohne Weiteres, einen Durchmesser von 4.000 Fuß, das ist eine dreiviertel Meile. Wenn man bedenkt, dass der Meteorit nur einen Durchmesser von 150 Fuß hatte, kann man sich vorstellen, wie unermesslich hoch die Aufprallgeschwindigkeit gewesen sein muss. Gut, dass es auch dort Fernrohre gibt, sonst hätte man keinerlei Details sehen können, denn man darf nur vom Rand herabschauen. Interessant fand ich, dass von 1964 bis 1972 dort im Krater die Apollo-Crews wissenschaftliche Trainings durchgeführt haben. Die Ausstellung mit vielen Probierstationen fand ich auch ansprechend, ich habe da zum Beispiel eine Simulation zu einem Asteorideinschlag getestet. Oder man konnte unter Mikroskop betrachten, wie Steine durch den Aufschlag „geschockt“ wurden. Die Filmvorführung dagegen war nur mäßig. Insgesamt aber eine interessante Abwechslung. Vom Krater fuhr ich zu meinem nächsten Nationalpark, dem Petrified Forest. Versteinerter Wald. Und gleich am Visitor Center gab es einen kurzen Weg, der an allerlei Stämmen vorbeiführte, deren Querschnitt man betrachten konnte. Außen sah man noch die einstige Rinde, im Innern schimmerte der blanke Stein, und das in verschiedenen Farben – das war mehr, als ich erwartet hatte. Zauberhaft! Poliert sehen sie dann noch fantastischer aus. Man kann rund um den Park auch Stücke käuflich erwerben, sind nur leider ziemlich schwer ... Ich war auch versucht, im Park ein winziges Stück aufzusammeln, was natürlich verboten ist, ich hielt auch eins kurz in der Hand, ließ es aber Sekunden später wieder fallen. Aber das ist schon verlockend, so viele Stücke, wie da herumliegen ... Mein zweiter Stopp galt dem „Crystal Forest“, wo ein 1,2 km langer Rundweg durch Badlands-Landschaft führt, in der ebenfalls wunderschöne Exemplare des versteinerten Holzes verstreut sind. An der „Agate-Bridge“ hat Erosion durch Wasser einen versteinerten Baumstamm zur Brücke gemacht. Von dort ging es nach „Blue Mesa“, wo ein 1,6 km langer Pfad durch die Badlands führt. Das besondere hier sind die Farben. Es gibt nicht nur Ockertöne, sondern auch bläulich-violette Färbungen, das macht diesen Ort zu etwas Besonderem. Überhaupt fand ich, dass der Park ein kleines Juwel ist. Man ist zwar in vier Stunden durch, aber ich bin froh, dass ich dort war. Es gibt außerdem noch Ruinenreste eines indianischen Dorfes aus dem 12./13. Jh., einen Stein mit Markierung für die Sonnenwende und einige ganz interessante Petroglyphen. Außerdem kann man einen Oldtimer besichtigen, und zwar an der Stelle, wo einst die Route 66 verlief. Heute ist ein Großteil der historischen Route durch die Interstate 40 ersetzt. Den Abschluss bildet dann, jedenfalls wenn man von Holbrook aus über die 180 hineinfährt, die sogenannte „painted desert“, die im Grunde auch nichts anderes ist als Badlands mit verschiedenen Farbschichten, hier aber meiner Meinung nach nicht so toll ausgeprägt ist wie etwa in Blue Mesa. Von dreiviertel 12 bis viertel 4 verweilte ich im Park. Danach ging es wieder auf die Piste. I 40 East. Unterwegs suchte ich drei indianische Souvenirläden auf, fand ein paar schicke Mokassins von Minnetonka, die ich zu gern erworben hätte, aber der rechte Schuh war dann doch zu eng. Die Größe 11 bei Frauenschuhen ist kleiner als die Größe 10 bei Männerschuhen ... Jedenfalls zog ich ohne Mokassins ab, nahm allerdings eine Quarzsteinkette mit, meine einzige Kette, die ich mithabe, ist mir nämlich zerrissen. Ich glaube, meine Shoppingtour hat alles in allem eine Stunde gedauert. Ich fuhr dann noch, dreiviertel sechs ging die Sonne unter – blöde Zeitzone, im Dunkeln weiter bis Santa Fe. Von Albuquerque sah ich unterwegs auch nur die Lichter – und ein großartiges Feuerwerk konnte ich beim Durchfahren bestaunen. Ich habe mal wieder bei Walmart Zuflucht gesucht. Heute Nacht sollen es bis minus ein Grad werden, aber das ist Spaß gegen die minus acht, die jetzt in Bryce erwartet sind ...

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