This is America - People and Places
Montag, 4. November 2019
Quer durch Texas
Sonntag, 3.11.
Bei unserem Sonnenuntergangsspaziergang hatten wir wieder das pelzige Wassertier gesehen, das wohl doch kein Nutria ist, sondern tatsächlich ein Biber. Wir stießen auf dem Zeltplatz dann auch auf eine kleine Gruppe, die Kanus neben ihren Zelten liegen hatten – sie wollen eine neuntägige Tour auf dem Rio Grande machen, wie Cliff erklärte. Wir erlebten dann eine ruhige Nacht. Der Sternenhimmel ist hier übrigens auch wieder unglaublich funkelnd. Am Morgen nach dem Frühstück – heute wieder draußen – fuhren wir zum Laden vor, um die dortigen Restrooms zu nutzen, weil auf dem Zeltplatz Kakerlaken die Arena übernommen hatten. Gegen halb neun brausten wir davon – zurück in die Zivilisation. Der Big Bend Nationalpark ist wohl einer der entlegensten, die es hier gibt. 120 Meilen bis zur nächsten Autowerkstatt, meinte einer. Die nächste Tankstelle (außer der im Park) ist auch 100 Meilen entfernt. Bevor wir diesen verlassen hatten, begegnete uns wieder zweimal dieser merkwürdige Laufvogel, und dieses Mal konnten wir ihn mit der Kamera einfangen, nachdem er die Straße überquert hatte. Mittlerweile wussten wir auch, was für ein Vogelvieh das ist. Sein Name ist herrlich bezeichnend: Roadrunner! Er ist bis zu 20 mph schnell unterwegs, jagt Eidechsen und kleine Klapperschlangen, die er mit Schnabelpower zu Tode pickt. Beeindruckendes Tier! Wir konnten die erste Tankstelle außerhalb des Parks in Marathon noch auslassen, die auch noch ziemlich teuer war, und tankten erst in Fort Stockton. Dort funktionierte meine Kreditkarte nach Carlsbad das zweite Mal nicht, aber mit EC-Karte konnte ich bezahlen. Und beim zweiten Tanken des Tages haute auch wieder alles hin. Wir legten heute ca. 470 Meilen zurück, quer durch Texas, vornehmlich auf der Interstate 10. Viel zu sehen gab es da unterwegs nicht. In Ozona pausierten wir kurz, in Boerne kauften wir ein. Und wunderten uns, dass Sprit hier sogar nur 2,21 $/Gallone kostet! Das ist regional wirklich sehr unterschiedlich. Halb fünf trafen wir am Crane Mill Park ein, wo wir campen wollten. Ohne Reservierung wird man aber gar nicht erst eingelassen. Onlinebezahlung Pflicht sozusagen. Das hatte ich vom Big Bend aus ja nicht machen können. Ich erledigte das vor Ort, dann bezogen wir unseren RV-Stellplatz. Die Zelt-Stellplätze waren nämlich komplett nicht verfügbar, obwohl nicht belegt. Aber 30 $ pro Nacht ist akzeptabel. Nebenan lief vorhin Countrymusik, und es gibt hier auch ein privates WLAN namens Trump2020, man merkt, dass man in Texas ist. Die kirchliche Männerwandergruppe aus Austin, die wir gestern getroffen haben, schien auch ziemlich republikanisch zu sein – im engsten Wortsinn: Einer meinte, seine Vorfahren seien aus Deutschland nach Texas gekommen (Mitte 19. Jh.), als Texas noch eine Republik war und dass es ja eigentlich auch noch eine sei. Ich lasse so etwas unkommentiert. Auf die Bemerkung hin, dass Deutschland ja jetzt wohl ein ziemliches Problem mit Ausländern hätte, habe ich nur gesagt, dass ich das gar nicht bestätigen könne. Erstaunlich, wie gut man sich mit allen Leuten verstehen kann, wenn man kein Öl ins Feuer gießt! Wir haben hier am See – der zwischen San Antonio und Austin liegt - dann nur unser Zelt aufgestellt, uns mit Blick auf den Guadalupe River, der zum Canyon Lake angestaut wird und hier auch breit wie ein See ist, in die Sonne gesetzt und Abendbrot gegessen. Wir zogen kurz in Betracht, hier morgen ein Kayak zu mieten, aber nicht für 140 Dollar! Die Sonne geht hier wieder etwas zeitiger unter, ich komme mit den Zeitzonen völlig durcheinander, jetzt sind wir wieder 7 Stunden statt 6 von Zuhause entfernt, obwohl wir östlicher sind, das soll mir mal einer erklären. Zum Glück zeigt mein Handy immer die richtige Uhrzeit an.

... link (1 Kommentar)   ... comment


Sonntag, 3. November 2019
Vom Winde geweckt
Sonnabend, 2.11.
Unser Sonnenuntergangsspaziergang hatte uns so gefallen, dass wir beschlossen, ihn heute zu wiederholen. Der Tag begann allerdings weniger romantisch, wir wachten früh am Morgen auf (vielleicht um sechs), weil der Wind so stark war. Er rüttelte nicht nur an unserem Zelt, dass es nur so flatterte, sondern drückte es regelrecht platt, so dass es sich immer mal wieder auf uns schmiegte. Erstaunlicherweise ging dabei nichts kaputt. Wir machten uns jedoch Sorgen, dass das Zelt ohne uns drin wegfliegen könnte. Beim Aufstehen sah ich, dass noch alle vier Nägel in dem hier campinggeeigneten Boden steckten, ein gutes Zeichen. Zumindest fixierte ich noch die Unterlegplane mit zwei Nägeln. Wir frühstückten heute im Auto. Draußen war es zu ungemütlich. Uns wären ja die Frühstücksflocken aus den Schalen davongeweht. Am Laden hielten wir wieder zur WiFi-Nutzung. Wozu freies WLAN leider überhaupt nicht taugt, ist zum Buchen der nächsten Campingplätze. Nächstes Wochenende könnte es eng werden wegen des Veterans Day am Montag, und überhaupt scheint es im Südosten der USA, so ergaben meine Recherchen, fast nur RV-Plätze zu geben, Zelt-Campingplätze sind rar. Das kann für uns noch ein Problem werden bzw. teuer, wir werden sehen. Mit dem Auto ging es heute etliche Meilen westwärts Richtung Chino Basin. Wir hatten Glück, am Wanderweganfang noch einen Parkplatz zu ergattern. Zehn nach elf starteten wir unsere heutige Wanderung – bei mittlerweile bzw. dort schwachem Wind und mächtiger werdender Sonne. Es lief sich gut auf dem Lost Mine Trail. Die 350 Höhenmeter waren angenehm verteilt, die meisten Stufen niedrig. Die Aussicht vom Weg aus war fast durchgängig herrlich. Und je höher wir stiegen, desto weiter konnten wir sehen. Nach zwei Stunden hatten wir den finalen Punkt erreicht, wo man rundum Berge, fern und nah, die weite Ebene sowie Felsformationen bewundern konnte – ein wirklich lohnender Aufstieg! Wir aßen dort oben was, übten uns in Small-Talk und genossen Aussicht und Sonnenstrahlen. Es gab auch einige „Mexican Jays“ (die blauflügligen Vögel) dort, ein Eichhörnchen und einen phänomenalen Grashüpfer - riesig und farbenfroh. Der Rückweg dauerte nur eine Stunde, es ging bergab. Wir fuhren noch zum Chino Basin Visitor Center, dort suchten wir den Laden auf, die Restrooms, füllten Wasser auf und spazierten noch die wirklich kurze „WIndow View“-Runde entlang. Den Window Trail hätten wir nicht mehr geschafft, der wäre noch einmal 8 km lang gewesen. Und man hätte zuerst den Abstieg gemacht, das mögen wir nicht so. Es wäre noch ein Scenic Drive in Frage gekommen, aber da wir morgen lange fahren werden, war das eher keine gute Wahl. Stattdessen begaben wir uns zurück ins „Rio Grande Village“, zunächst wieder zum Laden, dann zu unserem Stellplatz. Das Zelt stand noch da bzw. lag, denn es war noch platt gedrückt. Es ließ sich aber problemlos wieder aufrichten und steht jetzt wieder prima. Wir saßen wieder ein wenig in der Sonne herum, aßen zeitig Abendbrot, und spätestens halb sieben werden wir wieder zu unserem Sonnenuntergangsspaziergang aufbrechen.

... link (0 Kommentare)   ... comment


Samstag, 2. November 2019
Morgens bibbern, nachmittags baden
Freitag, 1.11.
Am Morgen wurde es doch relativ kalt mit vier Grad, was uns lange liegenbleiben ließ, ganz davon abgesehen, dass die Sonne wegen der verqueren Zeitzone erst spät aufging. Beim Frühstück war es auch noch unangenehm kalt, aber je höher die Sonne stieg, desto wärmer wurde es. Wir fuhren als Erstes vor zum nahegelegenen Laden, denn dort sollte es WiFi geben. Das nutzten wir, um Fotos zu verschicken, den Blog zu aktualisieren und mit Christine zu telefonieren, die ja heute frei hatte. Zu Hause hatten wir gestern von unterwegs angerufen. Nach unserer Stippvisite im Visitor Center, das heute Saisoneröffnung hatte, waren wir ratzfatz mit einem Plan für den heutigen Tag ausgestattet. Zunächst fuhren wir zum Boquillas Canyon Overlook und zum Boquillas Canyon Trail, einem kurzen Wanderweg in die 1300 Fuß tiefe Schlucht hinein, die der Rio Grande dort gegraben hat. Uns begegnete ein herrenloses Pferd. Ein Mexikaner, der offenbar mit einem Kanu herübergekommen war, bot Schmuck und Kinkerlitzchen feil. Weit kam man allerdings nicht, denn die Schlucht wurde so eng, dass nur noch Fels den Fluss säumte. Wir kehrten um und bekamen auf dem Rückweg mit, dass offenbar ein mexikanischer ‚Cowboy’ durch den Fluss geritten war, um das Pferd wieder einzufangen. Leider sahen wir das nicht selbst. Aber der Fluss soll dort nur so tief sein, dass ein Reiter dabei nicht nass wird. Die Strömung ist allerdings relativ stark dort. Anschließend fuhren wir zum Historic Hot Springs Area, wo es nicht nur eine heiße Quelle, sondern auch einen drei Meilen langen Wanderweg gibt (sechs hin und zurück). Unser Plan sah vor, erst zu wandern und dann in der heißen Quelle zu baden. Helene trug wegen der morgendlichen Kälte eine Leggings unter der Jeans, ich Thermohose – ein Fehler. Wir hätten mit dem WiFi auch das Wetter noch einmal googeln sollen. Es wurden 25 Grad! Wir kamen ganz schön ins Schwitzen. Es ging auch etwas auf und ab, ohne Schatten. Wir kehrten vor dem Wegende um, denn wir wollten auf jeden Fall noch genug Zeit für das Bad haben und vor um fünf wieder am Laden sein, denn wir brauchten Milch. An der heißen Quelle war es bei unserem Rückweg weniger voll als beim Hinweg, das erfreute uns. Wir zogen uns etwas abseits um, dann stiegen wir (so gegen um drei nachmittags) in das gemauerte Becken, das direkt am Fluss lag und in dem das Wasser Badewannentemperatur hatte. Ich hing bald meine Füße zum Kühlen in den Fluss, Helene folgte später. Ich stieg später auch noch ganz in den Fluss, direkt am Beckenrand war dort noch eine Standfläche. Einer schwamm auch hinein, das wagte ich angesichts der Strömung nicht. Wir hielten es fast eine Stunde dort aus. Als wir hinausstiegen, kam gerade ein mexikanischer Hirte mit seiner Ziegenherde ans andere Ufer. Nachdem wir wieder in unsere Sachen geschlüpft waren, zuckelten wir zurück Richtung Campingplatz, mit Zwischenstopp am Laden. Wir beschlossen, auch noch die Nacht von Sonnabend zu Sonntag hier zu bleiben, um am Sonntag dann bis zum Canyon Lake zwischen San Antonio und Austin zu fahren, der ist sieben Stunden entfernt von hier. Für morgen sind noch ein kurzer Besuch der heißen Quellen und der Lost Mine Trail im Chino Basin geplant, da wird es weniger warm sein. Jetzt sitzen wir hier in der Sonne herum, genießen sie, werden bald Abendbrot essen, danach den Nature Trail hier am Fluss noch als Ganzes in Angriff nehmen, das wird sozusagen unser Sonnenuntergangsspaziergang.

... link (0 Kommentare)   ... comment


Freitag, 1. November 2019
Von der warmen Höhle an den Rio Grande
Donnerstag, 31.10.
Um sieben piepte der Handywecker, dreiviertel neun verließen wir die Econo Lodge, nach einem sogenannten kontinentalen Frühstück, das völlig unter Niveau war. Immerhin gab es heiße Schokolade für Leni. Draußen war es wirklich sehr frostig, aber wir kamen ja aus dem Warmen. Halb zehn standen wir vor dem Höhleneingang. Man kann auch mit einem Fahrstuhl hinabfahren, aber wir nutzten natürlich den natürlichen Höhleneingang und liefen zwei Kilometer hinab. Und da drinnen wurde uns wirklich bald warm, denn es herrschten nicht nur die angekündigten ganzjährigen 13 Grad Celsius, sondern auch eine relative Luftfeuchte von 90 Prozent! Die Kalksandsteinhöhlen „Carlsbad Caverns“ sind riesig. Die immensen Dimensionen sind sehr beeindruckend. Wie gesagt, man läuft zwei Kilometer durch Höhlen hinab, bis man im „Big Room“ ist, das ist die große Höhle, genauer die größte natürliche Kalksteinkammer der westlichen Hemisphäre, zu der man mit dem Fahrstuhl hinabfahren kann. Dort gibt es einen Rundgang, der auch noch mal zwei Kilometer lang ist! Die Fläche des Big Rooms soll etwa 600.000 Quadratfuß umfassen. Der Weg durch die Höhle ist asphaltiert, mit Geländern versehen und komplett dezent beleuchtet. Einige Highlights werden angestrahlt, aber mit dem Handy bekam ich keine ordentlichen Fotos zustande. Zum Glück schafft so etwas dann die Kamera einigermaßen gut. Einige Stalagmiten waren bis zu 19 Meter hoch, wahre Giganten! Manche Strukturen haben ob ihres Aussehens Namen bekommen, wie zum Beispiel der „Whale’s mouth“. Höhlen-„Popcorn“ (kleine Gnubbel) und „Soda straws“ (lange dünne Stalaktiten) gab es natürlich auch, an einigen Stellen kleine Wasserpools – alles zusammen ein phänomenales Gesamterlebnis! Es gibt auch einige verschlossene Gitter dort unten, wenn man eine extra Führung bucht, bekommt man offenbar noch mehr zu sehen. Aber uns reichte dieser Rundgang vollends aus, wir verbrachten fast zweieinhalb Stunden im Erdinnern. Für den Rückweg ins Freie wählten wir die Fahrstuhloption, es ging 750 (Fuß?) hinauf. Man landet oben im Souvenirladen an. Fledermäuse gibt es bis Oktober dort auch, die „Mexican freetail“, dann migrieren diese in den Nachbarstaat. Wir sahen angesichts der Tageszeit natürlich keine. Außerhalb der Höhle gibt es auch noch Wanderwege und Aussichten, aber die interessierten uns heute nicht. Wir fuhren zurück nach Carlsberg, wo wir einkauften und tankten, und halb eins starteten wir unsere Fahrt in den Süden. Die Fahrt sollte 5:10 h dauern, die Ankunft war für 18:42 vorausgesagt – wieder eine Stunde Verlust durch Zeitzonenwechsel. Unterwegs tankte ich sicherheitshalber noch einmal voll, im Nationalpark muss das ja nicht sein, da ist es immer deutlich teurer. Texas zeigte sich dann wie erwartet, brennende Öl- oder Gasfackeln auf beiden Seiten der Straße, meilenlange Baustellen wegen Pipeline-Baus, ansonsten eher karge Landschaft. Dann aber kamen einige Berge in Sicht. Und im Tal des Gebirgszuges fließt der Rio Grande, auf der anderen Seite ist Mexiko. Wir erreichten den Rio Grande Village Campground im Big Bend National Park um 18:25 Uhr, noch bei Sonnenschein. Auf der Zufahrtsstraße ist vor uns zweimal ein seltsamer Vogel über die Straße gelaufen, mal sehen, ob wir herausfinden, was das für einer ist. Der Campingplatz liegt ganz nah am Grenzfluss. Es herrschten noch 18 Grad, als wir ankamen. Wir belegten und bezahlten einen Stellplatz für zwei Nächte. Das Visitor Center ist geschlossen – „off season“. Allerdings ist das hier nicht nach der Saison, sondern vor der Saison! Man kann deshalb auch erst ab Mitte November Plätze reservieren, vorher gilt „first come, first served“. Der landschaftlich wohl spektakulärere Chino Basin Campground wurde als „voll“ angezeigt, aber dort wollten wir ohnehin nicht hin, weil es dort viel kälter ist. Nach Zeltaufbau und Abendessen war die Sonne eigentlich schon untergegangen, aber es war noch einigermaßen hell, so dass wir uns noch auf den kleinen „Nature Trail“ zum Rio Grande begaben. Ich sah ein Kaninchen in den Büschen. Weit kamen wir nicht mehr, aber wir genossen die abendliche Stimmung dort, dachten erst, einen Otter entdeckt zu haben, aber es war wohl tatsächlich ein Nutria – hier in seinem natürlichen Habitat. Die Hintergrundgeräusche hier am Fluss klingen fast tropisch. Wir hoffen auf eine ruhige Nacht bei nicht weniger als sieben Grad plus.

... link (0 Kommentare)   ... comment


Donnerstag, 31. Oktober 2019
Eisiger Indian Summer in Texas
Mittwoch, 30.10.
Es wurde nicht kälter als neun/zehn Grad nachts, das war sehr angenehm. Am Morgen sahen wir dann, in welch schöner Umgebung sich der Oliver Lee Campground befindet – im Osten verdeckte ein angrenzendes Bergmassiv noch die Sonne, im Westen sah man in der Ferne die Organ Mountains. Ein Platz für Langschläfer, wegen des morgendlichen Bergschattens. Wir waren aber viertel acht auf, nach der gestrigen Zeitzone wäre das viertel sieben gewesen. Da war es noch sehr sehr ruhig auf dem Platz. Es war überhaupt ein sehr ruhiger Platz. Am Abend und frühen Morgen hatten wir es auf unserem Zelt tripppeln gehört, wahrscheinlich waren das Vögel. Man kann ja nur spekulieren. Gegen halb neun etwa verließen wir die Campingidylle bei Alamogordo und jetteten zum nächsten Nationalpark. Google routete uns über die 54 nach Süden und dann über die 62 nach Osten. Bei El Paso hätten wir noch einmal für 2,39 pro Gallone tanken können, aber wir dachten, das könnten wir auch anderswo in Texas noch. Falsch gedacht. Denn bis zum Nationalpark gab es am gesamten Highway keine einzige Tankstelle mehr. Vielleicht hätten wir es bis in den Park und wieder hinaus und nach Carlsbad geschafft, aber das war nicht sicher, deshalb bog ich noch vor dem Park links ab nach Dell City, wo es drei Tankstellen geben sollte. Zwei gab es. An der teureren war viel los, an der billigen gar nichts. Das hatte seinen Grund, die Säule gab keinen Sprit her, obwohl sie meine Kreditkarte samt ZIP-Code (PLZ) „autorisiert“ hatte und die Pumpe angeblich freigegeben hatte. Ein Einheimischer an der vollen Tankstelle meinte, das sei dort normal, da würde immer irgendeine Fehlermeldung kommen. Also tankten wir für 2,79. Ich bekam nette Hilfe beim Zurücksetzten des Säulenzählers vom selben auskunftsfreudigen Einheimischen. Man konnte dort auch nicht mit Kreditkarte direkt bezahlen oder einen bestimmten Betrag vorab bezahlen, nein, man tankte und bezahlte anschließend drinnen. Fühlte mich wie zu Hause. Bezahlte auch in bar dann. Dell City ist im Übrigen ein Dorf mit 365 Einwohnern, man sollte sich nicht vom Namen täuschen lassen ... Wir kamen auf dem Weg vom Highway dorthin und zurück an Baumwollfeldern vorbei. Keine Ahnung, was der Flughafen am Ortsrand da soll. Wahrscheinlich ist der für Agrarflieger, die Pestizide sprühen ... Oder für private Spaßflieger. Die Guadalupe Mountains sahen wir schon lange, bevor wir sie erreichten. Hinter ihnen kam eine Wolkenwand, die sich über die Berge wälzen wollte, wie es schien. Es schien nicht nur so. Als wir im Guadalupe Mountains National Park ankamen, waren die Berggipfel ganz in Wolken verhangen, und nicht nur das, es herrschte hier auch eine feuchte Kälte von ein Grad. Im Visitor Center fragten wir nach, welchen Wanderweg man uns angesichts dieses Wetters empfehlen würde. Ursprünglich hatte ich den Devil’s Hall Trail im Visier gehabt, aber wir folgten bei der Sichteinschränkung lieber der Empfehlung und fuhren zum McKittrick Canyon, um den Weg in die Schlucht hinein zu laufen. Auf der Zufahrt zum Wanderweg lief vor uns ein Koyote auf die Straße, kehrte aber flugs wieder um. 12:40 Uhr trabten wir mit Apfel und Banane noch schnell gestärkt und ordentlich eingemummelt los. Wir wollten bis zur „Grotto“ wandern, aber spätestens 15:15 Uhr umkehren, weil das Tor aus dem Park heraus 18 Uhr schließen sollte. Laut Infobroschüre würde man 4-5 Stunden brauchen für die 7 Meilen. Aber der Weg lief sich gut, es gab kaum Steigung, das Einzige, was uns aufhielt, waren unsere Fotostopps. Wir verließen auch einmal kurz den Trail, um über einen Trampelpfad zum Bachlauf hinunter zu gelangen, dabei ließ sich Helene (wie ich bei Tuscon) von einer Agave durch die Jeans hindurch ins Bein pieksen – es blutete tüchtig. Aber das machte ihr nichts aus. Weiter ging es. Anfangs erfreuten wir uns an den vernebelten Felswänden, den Wüstenpflanzen und an den Querungen des Baches über einzelne Steine, bald jedoch ergötzte uns das krasse Gelb und Rot des Laubes zunächst vereinzelter, später vermehrt den Weg säumender Ahornbäume – Indian Summer in Texas bei ein bis zwei Grad! Das Beste daran – je mehr Herbstlaub unseren Weg zierte, desto mehr kam doch noch die Sonne heraus! Nach 5,8 km und 1:50 h hatten wir die Grotte erreicht – und waren überrascht, welch idyllisch-romantischen Anblick sie bot. Nahe der Grotte gab es Picknick-Sitzgruppen, dort ließen wir uns nieder bei Wasser und Müsliriegel. 14:50 Uhr brachen wir wieder auf, weil uns sitzend kalt wurde. Ich zog noch meine Regenjacke über, die hielt auch den kalten Wind ab. Helene war ohnehin viel dicker angezogen als ich. Für den Rückweg, die Sonne verschwand da am Ende auch wieder, brauchten wir nur 1:25 h, so viel machen die vielen Stopps aus. Es waren vom Parkplatz aus nun noch 50 Minuten bis zur Econo Lodge in Carlsberg (das schon wieder in New Mexico ist). Wir checkten dort ein und bezogen ein geräumiges Zimmer, dessen Sauberkeit, insbesondere im Bad, allerdings nicht der Preisklasse entsprach. Dafür ist das WLAN leistungsstark, was insbesondere Helene erfreut, die damit sogar YouTube-Videos gucken kann. Ich freute mich über die kleine Kaffeemaschine, die ich sogleich in Betrieb nahm, um mir ein entkoffeiniertes Heißgetränk zu gönnen. Ich hatte die Heizung anfangs auf 78 Grad Fahrenheit hochgedreht, nach dem Googeln, wie viel das ist, aber auf 74 heruntergeregelt. Aber wir haben es hier schön warm. Da können es von uns aus heute Nacht hier ruhig minus 6/7 Grad werden, ist uns egal! Morgen Vormittag wollen wir in den Carlsberg Caverns National Park – in der großen Höhle sollen ganzjährig 13 Grad plus herrschen, da machen wir also auch nichts falsch, wenn wir da hinabsteigen. Und danach fahren wir 5 Stunden weiter gen Süden zum Big Bend National Park, wo kein Frost herrschen wird, er liegt im südwestlichsten Zipfel von Texas direkt an der mexikanischen Grenze. Die momentane Kältewelle endet auch mit dieser Woche, so dass wir danach auch getrost wieder in etwas nördlichere Gefilde (z. B. Austin, Tx) vordringen können, ehe es weitergeht Richtung Louisiana und Florida.

... link (0 Kommentare)   ... comment


Mittwoch, 30. Oktober 2019
Wüstenpflanzen, -tiere und -sand
Dienstag, 29.10.
Wir kamen heute erst viertel neun vom Campingplatz los, waren zwei Stunden später im Saguara-Nationalpark bei Tuscon, denn der lag auf der Strecke. Wir drehten dort eine kleine Runde durch den Kakteenwald, der sich schon verändert hat, seit ich allein hier gewesen bin. Es gab fast nur noch verblühte Kakteen, die Wüstenpflanzen mit den langen dünnen Stängeln hatten schon gelbe Blätter jetzt. Dafür blühten Gräser mit weichem weißen Flaum. Helene freute sich besonders über die großen Saguaras, die scheinbar kuscheligen Kakteen namens „teddybear cholla“ und die Farbtupfer in der Wüstenlandschaft. Wüstenschildkröten oder das „gila monster“ liefen uns heute auch nicht über den Weg. Nach Beendigung der Runde durch den Park mussten wir erst einmal eine Tankstelle anfahren, dann ging es weiter gen Osten. Unterwegs hatte Helene das unglaubliche Glück zuzusehen, wie ein Raubvogel eine Schlange erbeutete! Unglaublich. Wir hielten unterwegs noch einmal, um eine Kleinigkeit zu uns zu nehmen und versuchten vergeblich, zu Hause anzurufen, dann fuhren wir durch bis zum White Sands National Monument. Ich weiß gar nicht, wie viele Meilen wir heute geschrubbt haben, aber viele. Eigentlich wollte Helene nur mal die weiße Wüste sehen und mal kurz barfuß durch den Sand laufen. Daraus wurde dann aber doch die komplette 3,5 km lange Backcountry-Trail-Runde, denn das abendliche Licht zauberte wundervolle Bilder vor unsere Augen. Wir konnten uns kaum daran satt sehen. Trotzdem blieben wir nicht, bis die Sonne richtig untergegangen war, denn wir hatten noch einige Meilen vor uns bis zum Campingplatz und wussten noch nicht mal, ob dort auch noch was frei sein würde. Ich hatte noch einen anderen Campingplatz ausfindig gemacht, der kurz hinter White Sands lag und auch nur 10 Dollar kosten sollte, der zudem ordentliche Sanitäranlagen haben sollte und wo außerdem nicht schon 18 Uhr die Schranke fiel. Dorthin düsten wir nun, aber alle Eile half nichts, es war dunkel, als wir um sieben (jetzt nur noch mit acht Stunden Unterschied zur Heimat) dort ankamen. Wir fanden ein Plätzchen, füllten den Selbstzahlungsumschlag aus und mit Geld, bauten im Scheinwerferlicht das Zelt auf – auf Splitt – und aßen dann im Licht meiner Stirnlampe Abendbrot. Dabei bewunderten wir die vielen Sterne am Nachthimmel, denn man kann hier mangels großer Städte ganz viele sehen.

... link (0 Kommentare)   ... comment


Dienstag, 29. Oktober 2019
Schnee in der Wüste
Montag, 28.10.
Es wurde minus ein Grad kalt, und es sah aus, als läge etwas Schnee auf unserem Zelt, als wir aufwachten. Zunächst kuschelten wir uns lieber noch in unsere Schlafsäcke als aufzustehen. Halb acht mussten wir los zur gebuchten Tour, und wir beschlossen, das Frühstück angesichts der Temperatur auf eine Banane zu beschränken und dann später nachzuholen. So konnten wir länger im warmen Schlafsack bleiben. Als ich meinen Kopf dann aus dem Zelt herausstreckte, war es Gewissheit. Verharschter Schnee auf unserem Zelt, auf dem Auto, auf der Sitzgruppe, auf dem Wüstensand. Aber die Sonne schien. Beim Zeltabbau froren mir fast die Finger ab. Wir waren 8:40 bei Dixies am Canyon für die 9:15 gebuchte Tour, man soll eine halbe Stunde vorher da sein. Man fragte, ob Helene gleich die 8:45 Tour machen wolle, da sei noch ein Platz frei, und sie stimmte zu. So ging es direkt los. Ich gab ihr die Oregon-Ducks-Handschuhe von John und Jane mit, weil die metallenen Treppengeländer bestimmt sehr kalt sein würden. In der Sonne, so fand ich, fühlte es sich viel wärmer an, als es tatsächlich war. Ich wartete die ganze Zeit draußen. Einige Guides (Führer) standen auch dort herum, die gerade nichts zu tun hatten, weil so früh noch nicht der große Andrang da war. Die Chance nutzte ich, ich sprach die jungen Navajo an, und einer erklärte sich tatsächlich bereit zu einem kleinen „Interview“. Kaleb studiert ansonsten und will später selbst Tour-Betreiber werden. Die Navajo scheinen insgesamt ganz gut aufgestellt zu sein, wie mir scheint. Helene kam mit strahlenden Augen zurück, fotografierte zum Abschluss ihrer Tour durch die herrlichen Sandsteinformationen des Lower Antelope Canyon noch einen Kaktus im Schnee, dann ging für uns die Reise Richtung Süden. Wir verließen zwar bald die faszinierende verschneite Wüstenlandschaft, aber es blieb sehr kalt draußen, weshalb wir unser ausgiebiges Frühstück immer weiter nach hinten verschoben. Erst nachdem wir hinter Flagstaff den Coconino National Forest hinter uns gelassen hatten und aus Höhen von 6000 bis 7000 Fuß in solche von 2000-3000 Fuß gelangten, stieg das Thermometer minütlich an. Wir frühstückten dann mittags halb eins an einer Raststätte. Wenig später machten wir einen Abstecher zum Montezuma Castle, das ist eine sehr gut erhaltene Felsbehausung aus dem 13./14. Jh., die im schönen Verde Valley gelegen ist. Ab Phoenix wurde es wieder richtig warm dann. Eigentlich hatten wir angepeilt, bis Tucson zu fahren. Ich rief aber vorher den dort nun gefundenen Campingplatz an, und die wollten 45 Dollar pro Nacht plus Steuern für einen einfachen Zeltplatz haben. Das war doch ziemlich üppig. Wir wählten deshalb den Koa in Picacho, wo wir für 35 Dollar unterkamen und viel Platz hatten. Das Zelt war noch nass, als wir es aufbauten. Wir schauten dann auf unsere weiteren Ziele und stellten mit Erschrecken fest, dass es selbst im Süden New Mexicos in der Nacht zu Donnerstag deutlichen Frost geben sollte. Ein zwischenzeitlicher Kälteeinbruch. Nach dem Abendessen überlegte ich hin und her, wie wir das umgehen könnten, schließlich buchte ich für die Nacht ein Motel in Carlsbad. Kommende Nacht wollen wir nahe White Sands auf dem sehr einfachen und sehr preiswerten Aguirre Spring Campground verbringen, das gleicht sich dann wieder aus ... Das Tagesbudget habe ich mit Helenes Ankunft nur leicht auf 60 Dollar angehoben, mal sehen, ob wir damit auskommen werden. Bis dahin kam ich mit den 55 tatsächlich aus, ich hatte sogar zuletzt einen Überschuss von 70 Dollar, den wir aber schon zur Hälfte verbraten haben. Ich tendiere dazu, meinem an sich genügsamen Kind mehr gönnen zu wollen. Ist auch eine ganz gute Ausrede, sich selbst mehr zu gönnen ...

... link (1 Kommentar)   ... comment


Montag, 28. Oktober 2019
Steinpilze
Sonntag, 27.10.
Wir froren nicht in unseren Schlafsäcken. Weil wir zeitig hineingekrochen waren, schlüpften wir auch viertel sieben morgens schon wieder hinaus. Kurz nach halb acht zuckelten wir davon. Auf dem Weg aus dem Grand Canyon Nationalpark hinaus nahmen wir noch den einen oder anderen Aussichtspunkt mit, auch wenn es uns dabei jedes Mal wegzuwehen drohte. Auch außerhalb des Parks gab es noch Aussichten, etwa die auf die Schlucht des Little Colorado Rivers an der Route 64, über die wir den Grand Canyon verließen. Ab Cameron fuhren wir nach Norden, die Route 89 hinauf. Es ging durchweg durch Reservatsgebiet, so dass ich kein Netz hatte und lange nicht dazu kam, den Blog zu aktualisieren. Nach einem weiteren Aussichtspunkt-Zwischentstopp erreichten wir den Parkplatz zur „Horseshoe Bend“. Wem das bekannt vorkommt, ja, da war ich schon. Aber ich hatte für Helene für morgen eine Antilope Canyon Tour gebucht, deshalb fuhren wir nach Page. Und wenn man hier in der Gegend ist, muss man diese herrliche 270-Grad-Kurve des Colorado Rivers einfach sehen. Erstaunlicherweise gab es auf dem Zehn-Dollar-Parkplatz sogar WLAN. Danach fuhren wir zu einer Attraktion, die ich noch nicht besucht hatte, die mir aber eine der Seglerinnen empfohlen hatte: die Toadstool Hoodoos. Sie liegen eine halbe Stunde nördlich von Page an der Route 89. Der Weg dorthin ist nicht viel länger als ein Kilometer und führt bereits durch interessante Sandsteinformationen. „Hoodoos“ heißen hier alle durch Erosion entstandenen turmartigen Gebilde aus Sedimentgestein, ganz viele davon gibt es ja im Bryce National Park. Diese hier sehen aus wie Pilze (toadstool = mushroom). Echte Steinpilze sozusagen. Wir erfreuten uns daran. Anschließend suchten wir – schon früh heute – unseren gebuchten Campingplatz, den Lake Powell Campground, auf. Nach dem Check-in bauten wir unser Zelt auf – auf einem mit Sand gefüllten Feld, Helene duschte lieber jetzt gleich, wir probierten das schwache WLAN aus, dann fuhren wir noch einkaufen, und ich genoss anschließend ein Bad im Indoor-Pool inklusive Whirlpool. Noch war es warm, 21 Grad. Leider wussten wir, was die Vorhersage für hier androhte: null Grad am Morgen. Wir beschäftigten uns dann jeder für sich, Helene mit medizinischen Texten, ich mit vergleichsweise leichter Kost. Beim Abendessen dunkelte es schon. Wir werden uns erst wieder zum Schlafen ins Zelt verkriechen.

... link (0 Kommentare)   ... comment


Sonntag, 27. Oktober 2019
Ein tierischer Tag
Sonnabend, 26.10.
Es lag sich ganz gut im Zelt, auch wenn ich der Länge nach geradeso reinpasse. Nachts hörte ich wieder mal seltsame hochtönige Tiergeräusche, die ich nicht zuordnen konnte. Wir waren früh wach (viertel sieben), kamen schon halb acht los. Zunächst waren mehr als drei Stunden Fahrt angesagt. Helene freute sich über die wechselnde Landschaft, ich freute mich, dass ich es vor dem Grand Canyon noch schaffte, preiswert zu tanken. Vor elf erreichten wir den Mather Campground am South Rim der großen Schlucht, zu früh zum Platz beziehen, er war noch belegt. Also fuhren wir zum nahegelegenen „Market Plaza“, wo ein großer Parkplatz war, ein Laden, ein Restaurant, eine Shuttlebus-Haltestelle – und WiFi. Netz gibt es hier leider nicht. Wir beschlossen, mit dem Shuttle zum Visitor Center zu fahren und von dort aus auf dem Rim Trail, also am Rand des Canyon entlang zurückzulaufen. Der Weg bot uns verschiedenste Ausblicke, ein „Mexican Jay“, so heißen die Vögel mit den schönen blauen Flügel, glaube ich, flatterte uns auch mehrfach über den Weg, und nach knapp 5 km hatten wir alle Aussichtspunkte abgelaufen und waren wieder am Auto. Es war erst viertel zwei, wir konnten uns also noch etwas vornehmen. Dieses Mal nahmen wir das Auto und fuhren hinter zum Ausgangspunkt des „Bright Angel Trail“. Wir fanden dort auch einen Parkplatz. Am Startpunkt des Weges fanden wir heraus, dass dieser Weg bis tief in den Canyon hineingeht, bis zum „Indian Garden“ waren es 7,2 km, bei einem Höhenunterschied von 925 m, die Strecke war als anstrengend klassifiziert und man sollte dafür 6 bis 9 Stunden einplanen. Kam natürlich nicht in Frage. Nicht nur, weil es schon zu spät dafür war. Das 3-Mile Resthouse war auch noch 4,8 km entfernt und 645 Höhenmeter waren zu überwinden, der Weg dorthin war als sehr schwierig eingestuft und man sollte 4-6 Stunden einplanen. Es war halb zwei. Dreiviertel sechs geht die Sonne unter. Ging also auch nicht. Und hätte ich Helene am ersten Wandertag auch nicht zumuten wollen. Das wäre auch für mich am ersten Tag nichts gewesen. Blieb als potentielles Ziel das 1 ½ -Mile Resthouse. Wie der Name schon sagt, waren anderthalb Meilen bzw. zweieinhalb Kilometer hinabzusteigen – und eben dann auch wieder hinauf. 330 Meter Höhenunterschied (112 Treppen) überwindet man dabei, auch hierfür sollte man 2-4 Stunden einplanen, Klassifizierung: schwierig. Helene wollte das machen. Ich musste sie beim Abstieg ausbremsen, da war sie mir zu schnell. Das Besondere beim Abstieg war ein tierisches Erlebnis: eine Bergziege und ein Bergziegenbock mit geschwungenem Horn kreuzten mehrfach den Weg, direkt vor und hinter uns, es war atemberaubend mit anzuschauen, wie sich diese Tiere im Gelände bewegen! So was von halsbrecherisch, unglaublich! Wir durchliefen zwei kleine Tunnel, es ging immer steiler bergab, dann ließ die Steigung nach, und wir erreichten das angestrebte Ziel. Ich drang dort auf eine Pause mit Stärkung, ehe wir wieder hinaufstiegen. Das war dann auch atemberaubend. Helene machte sich Gedanken, sie würde mich zu sehr ausbremsen und wollte mich quasi vorschicken, dabei war ich froh, mit ihr zusammen dort hinaufzusteigen, wie schnell und mit wie vielen Pausen, war völlig egal. Ich bin froh, dass ihr der Tag trotz dieser Anstrengung sehr gefallen hat. Nach der Wanderung ging es zum Zeltplatz, wir bauten unser Zelt auf, räumten die Isomatten hinein – die Schlafsäcke wollten wir bis zum Schlafengehen im warmen Auto lassen. Dann aßen wir ein frühes Abendbrot, denn wir hatten zum einen Hunger, zum anderen wollten wir zum Sonnenuntergang noch einmal am Rand der Schlucht sein. Dazu fuhren wir wieder vor zu dem Parkplatz und liefen dann Richtung Schlucht, allerdings nicht den richtigen Weg. Das Quer-durch-den-Wald-Laufen hatte aber einen entscheidenden Vorteil: Tiere! Helene entdeckte sie. Zwei riesige Exemplare. Ich sage mal, riesige Hirsche. Es können Elche gewesen sein. Kein Geweih. Deshalb schwierig. Die waren jedenfalls beeindruckend. Danach sahen wir auch noch eine Herde normaler Hirsche mit Jungtieren dabei, die waren dagegen winzig. Wir schafften es trotz dieses kleinen und erfreulichen Umweges, vor Sonnenuntergang am Rand der Schlucht zu sein. Wir liefen noch ein Stück daran entlang, bis wir ein herrliches Plätzchen zum Verweilen und Genießen gefunden hatten. Auf dem Rückweg nutzten wir noch das WLAN, dann fuhren wir zurück zum Campingplatz. Halb sieben war es dann schon stockfinster. Wir hatten einen wunderschönen Tag bei angenehmen Temperaturen. Heute Nacht soll diese hier aber auf bis vier Grad zurückgehen.

... link (0 Kommentare)   ... comment


Samstag, 26. Oktober 2019
Waiting for Helene
Freitag, 25.10.
Halb zwölf nachts stellte ich fest, dass ich kein Netz mehr habe. Wegen der unterschiedlichen Zeitzonen war meine Karte wohl schon 23 Uhr ausgelaufen. Die Frage war, wann die Wiederfreischaltung erfolgen würde, denn das soll mindestens 24 h dauern, und ich hatte erst 10:15 am Vortag nachgebucht. Das wollte ich eigentlich eher machen, aber es war in Vergessenheit geraten. Dieses Mal klappte aber alles bestens, und ich war am Morgen, als ich gegen sieben aufwachte, schon wieder online. Sehr beruhigend. Ich drehte mich gleich nochmal um. Ich würde heute sowieso nichts Gescheites anfangen können, weil ich viel zu unruhig war wegen der bevorstehenden Ankunft von Helene. Ich duschte und frühstückte in Ruhe, und dann beschäftigte ich mich mit Flight-Radar ... Es sah so aus, als wenn der Flieger von Frankfurt nach Denver überpünktlich ankommen würde, das war sehr gut, denn sie würde da nicht nur umsteigen, sondern auch samt Gepäck durch die Immigration hindurch müssen. Dann räumte ich weiter im Auto auf und um. Das Zelt baute ich noch nicht auf, denn es war nach wie vor stürmisch draußen. Ich vertrieb weitere Zeit mit Lesen. Dann hatte der Wind glücklicherweise nachgelassen, und ich machte mich daran, das Zelt auszupacken und aufzubauen. Ich entschied mich, es auf die asphaltierte Fläche hinter dem Auto aufzustellen, denn jenseits davon war der ebenso harte Boden mit Steinen übersät. Die dienten mir dann als Befestigung. Der Aufbau klappte ganz gut allein, das Zelt reicht zum Schlafen, aber bei schlechtem Wetter würde ich dann doch die Enge im Auto bevorzugen. Ich schaute hinüber zum Aussichtspunkt auf der anderen Straßenseite und sah, dass heute nun wieder ein Segelrennen in Gange war. Ich erkannte per Kamerazoom auch Jims Boot, es schien aber nicht so gut im Rennen zu liegen, aber das machte dem Segelperfektionisten gar nichts aus, denn er wollte in erster Linie Zeit mit seiner Tochter verbringen, wie er beteuert hatte. (Ich hatte ein wenig Mediator gespielt.) Meine Gedanken kreisten auch ständig um meine Tochter – ob sie in Denver den Anschlussflug erreichen würde? Ich war hocherfreut, als sie sich dank WLAN von dort meldete – und mitteilte, dass alles ganz schnell gegangen sei und sie nun noch Zeit habe bis zum Abflug. Das Gate wurde nochmal geändert, aber es war reichlich Zeit, es pünktlich zu erreichen. Mich hielt nun nichts mehr auf dem Campingplatz. Ich machte mich auf den Weg. Die gut einstündige Fahrt zum Flughafen Phoenix wollte ich nämlich noch mit zwei Zwischenstopps versehen – einkaufen und tanken. Beim Tanken hatte ich mir die mit Abstand billigste Tankstelle auf der Route herausgesucht, dort war dann auch anstehen angesagt. Als ich an der Zapfsäule war, musste ich feststellen, dass man bei Costco nur als Mitglied tanken kann. Ein Mann an einer benachbarten Säule war so nett, seine Mitgliedskarte für mich durchzuziehen, aber danach wurde meine Kreditkarte nicht akzeptiert – das System ließ sich wohl so leicht nicht überlisten. Ich musste zu einer anderen Tankstelle fahren und war froh, so zeitig losgefahren zu sein, denn der Verkehr war sehr zäh. Dennoch fuhr ich 15:49 auf den Parkplatz direkt am Terminal 2, wo Helene ankommen würde. Planmäßige Ankunft war 16:35, aber auch dieser Flieger sollte überpünktlich sein. Er landete 16:15, war 7 Minuten später am Gate, und nachdem jede Menge anderer Leute in den Empfangsbereich gestrudelt waren, sah ich endlich auch mein Kind kommen! Helene war auch froh, gleich dort von mir in Empfang genommen zu werden. Die Freude war groß ... Es war 16:36 – es flutschte also alles. Wir gingen gemeinsam zum Gepäckband, wo es auch sehr schnell ging, und schafften es, innerhalb einer Stunde nach meiner Ankunft, den Parkplatz zu verlassen. Die Fahrt zum Campingplatz dauerte auch über eine Stunde, währenddessen sahen wir, wie die Sonne immer tiefer rutschte und schließlich hinter den Bergketten verschwand. Sie geht hier mittlerweile gegen dreiviertel sechs unter. Als Erstes huschten wir hinüber zur Aussichtsplattform, um noch etwas von der Sonnenuntergangsstimmung am See einzufangen, dann aßen wir gemeinsam Abendbrot, bei dem allerletzten Licht. Ist schon schöner als allein ... Helene hat sich ihr Schlafzeug eingerichtet, ich bin gespannt, wie es sich im Zelt auf Asphalt schlafen wird. Der vorher extrem ruhige Campingplatz selbst ist heute auch voller und lebendiger geworden, es ist ja wieder Wochenende.

... link (0 Kommentare)   ... comment


Freitag, 25. Oktober 2019
Sturmtag
Donnerstag, 24.10.
Weil wegen des für heute Morgen angesagten stürmischen Wetters die Segelrennen nicht vor um eins starten sollten, hatte Jim mich für heute Morgen zu einem Frühstücks-Diner namens „First Watch“ eingeladen. Wir hatten vereinbart, uns dort halb acht zu treffen. In der Nähe war außerdem ein Walmart-Supercenter, zu dem ich heute mal aus anderem Grund wollte. Mal davon abgesehen, dass ich ein paar Lebensmittel einkaufen musste, hatte ich vor, ein billiges Zelt zu erwerben. Denn wenn meine Tochter morgen zu mir stößt, wird es im Auto etwas eng zum Schlafen. Das ginge zur Not, wenn man die Koffer auf die Vordersitze bugsiert, aber das wäre immer eine ganz schöne Kramerei. Ich fand ein Dreimannzelt für 25 Dollar und nahm dazu noch eine Plane für 5 Dollar mit. Noch liegt das Zelt im Auto, denn der Wind ließ den ganzen Tag über nicht nach – kein einziges Boot war auf dem See, so stürmisch war und ist es. Ich begab mich danach auf den „Burro Trail“. „Burro“ ist das spanische Wort für Esel, ich hatte gestern ja schon vom Auto aus wilde Esel gesehen. Und der Weg hielt, was sein Name versprach. Auf dem Hinweg sah ich einen Esel, allerdings war er relativ weit weg. Auf dem Rückweg dann kam ich nah an zwei wilden Eseln vorbei, einer schwarz, einer grau. Ich war zufrieden. Nun wollte ich schauen, was die "Dripping Spring" nördlich des Sees ist, eine"dirt Road" führte dort hin, aber dort war nichts. Auf dem Rückweg kam ich dazu, wie Parkmitarbeiter einen dekorierten Kürbis in einem Saguara-Kaktus platzierten, mitten in der Pampa. Ich erkundigte mich nach dem Grund - das sei einfach Tradition. Und nach Halloween sei es üblich, dass diese Kürbisse in den Kakteen als Schießscheibe dienten! Man sollte sich dann wohl besser davon fernhalten ... Insbesondere in einer Gegend wie dieser, wo es mehr als einen Schießstand am Straßenrand gibt ... Ich schaute nun zum Discovery Center, das ist quasi das Besucherzentrum. Dort findet man reichlich Informationen zur Wüste, die Wüstenschildkröte, die dort in einem Gehege lebt, ließ sich aber nicht blicken. Danach wusste ich allerdings nicht so recht, was ich anstellen sollte. Es gab keine Regatta zu beobachten, zum Baden war es mir zu stürmisch, und das hätte ich auch an der Bootsrampe machen müssen, denn das Ufer ist ringsum extrem steinig. Die Wanderwege hier hatte ich fast alle abgelaufen. Es gab noch einen ganz langen, der hier nur vorbeiführt, also fuhr ich zu einem Zugangspunkt zu diesem Weg. Der offenbarte aber nicht viel mehr als Blicke auf einen betonierten Kanal, auf eine Rückhaltebecken und ähnliches, ich kehrte nach anderthalb Kilometern um. Irgendwie hatte ich auch keine große Lust zum Laufen heute, der Wind war zu unangenehm, mir summte auch etwas der Kopf. Deswegen war ich um vier bereits zurück auf dem Campingplatz. Ich ruhte mich etwas aus, dann sortierte ich den riesigen Haufen des auf dem Beifahrersitz gesammelten Papiers, Kreditkartenzahlungsbelege, Nationalparkbroschüren etc. Ich musste dort ja Platz schaffen. Meine „Küche“ und „Vorratskammer“ vor dem Beifahrersitz zieht morgen dann hinter den Beifahrersitz um, wo ich jetzt noch die Beinfreiheit auf meinem „Lounge-Sitz“ genieße. Außerdem musste ich heute meine amerikanische SIM-Karte wieder verlängern, denn die läuft schon wieder aus. Für die nächsten zwei Nächte nach der morgigen hier am Lake Pleasant habe ich auch schon Campingplätze gebucht. Das lasse ich aber nicht zur Regel werden, etwas Spontanität darf gern erhalten bleiben. Es ist hier trotz des Windes warm, aber ich habe dennoch lieber im Auto mein Abendbrot gegessen. Hoffentlich hat der sich bis morgen etwas beruhigt. Und hoffentlich klappt alles bei der Anreise – bei zweimal umsteigen (Frankfurt/Denver) ja vielleicht keine Selbstverständlichkeit.

... link (0 Kommentare)   ... comment


Donnerstag, 24. Oktober 2019
Sommerfeeling
Mittwoch, 23.10.
Ich schlief unruhig, war wohl zu aufgeregt, dass meine Tochter bald bei mir sein würde, aber relativ lang dann, frühstückte gemütlich, währenddessen trockneten meine Haare im Nu, denn es wehte ein warmer Wind. Anhand der Parkinfo-Karte suchte ich mir zwei Wanderwege aus, die ich miteinander kombinieren konnte. Beide starteten am nordwestlichen Ufer des Sees. Bei der Anfahrt begegneten mir wilde Esel, der Parkplatz war fast leer. Ich lief zunächst den Pipeline-Canyon-Trail, dessen bestes Stück, eine Brückenquerung, leider nur in Einzelteilen zu besichtigen war. Aufgrund des niedrigen Wasserstands kam man mit etwas Klettern aber weiter. Es ging durch Wüstenlandschaft. Auf dem Rückweg bog ich dann ab zum Yavapai Lookout Point, der Weg wurde schmal, führte hinauf und belohnte wie immer mit einem phänomenalen Ausblick. Der See sah von oben viel verzweigter aus, man erkannte Inseln, viele Buchten ... - wirklich schön. Eine Bank lud oben zum Ruhen und Genießen ein. Nach der 10-km-Runde war es mittlerweile ordentlich heiß geworden. Ich fuhr nun zur Marina am Hafen des Sees, denn Jim hatte während der Segelrennen sein Auto dort stehen, und er hatte mir angeboten, mir sein Kajak auszuleihen. Ich lud es von seinem Dach diagonal in mein Auto, Paddel und Schwimmweste dazu, dann fuhr ich zurück in den nordwestlichen Teil des Sees, denn ich hatte vom Aussichtspunkt aus eine Bootsrampe dort gesehen, und die Gegend sah einfach besser aus zum Paddeln als in Hafennähe, wo eine schwimmende Bootsstadt wie auch ein Damm war, während es im nördlichen Bereich des Sees viele Buchten und Inseln gab. Ich fuhr mit dem Auto direkt bis ans Wasser, lud das Kajak dort aus, parkte und trabte dann mit Zubehör und Verpflegung beladen zum Boot. Ich schaffte es, trockenen Fußes ins Boot und damit ins Wasser zu gelangen. So fünf vor eins startete ich meine Paddeltour. Ich umkurvte ganz kleine und größere Inseln, in einer geschützten Bucht einer der Inseln pausierte und snackte ich, dann sah ich in der Ferne die Segelbootregatta, aber offenbar war ich zu weit entfernt, um etwas zu erkennen. Ich nahm mir vor, mir das am nächsten Tag aus der Nähe anzusehen. Ich fuhr am anderen Ufer des Sees in eine Bucht hinein und stellte dabei fest, dass es sich eher um den See hinter zwei Inseln handelte, hinter denen ich nun entlangschipperte. Man konnte gar nicht alles erkunden. Die Wellen des Sees ließen sich ganz gut kreuzen, und um vier landete ich wieder an. Ich kam wieder trockenen Fußes hinaus aus dem Boot und zog es komplett an Land. Nach dieser Abwechslung im Boot fühlte ich mich ganz wie im Sommerurlaub. 31 Grad ... Ich fuhr zurück zur Marina, wo ich vom Vista Point aus sehen konnte, wie die Segler die Ziellinie passierten. Viel mehr konnte man aber nicht erkennen. Ich versuchte mich dann beim Ausbooten und Bootabdecken etwas nützlich zu machen, und Jim schleuste mich wieder in die Seglertruppe ein, wo ich in netter Runde zu Abend aß, ein Bierchen trank und letztlich gar eingeladen wurde, am morgigen Tag das Rennen vom Kontrollboot aus zu verfolgen. Muss aber vielleicht nicht sein ... Es soll morgen allerdings so windig werden, dass mir abgeraten wurde, abermals mit dem Kajak herumzufahren. Sonnenuntergang sieht gut aus in der Wüste. Bald war ich aber müde, und das ging auch vielen Seglern so, und der Abend klang aus. Ich fuhr zurück zu meinem Campingplatz, der nur 2 Meilen von der Marina entfernt ist, wenn überhaupt, aber man muss einen Umweg fahren, so dass es zehn werden!

... link (1 Kommentar)   ... comment


Mittwoch, 23. Oktober 2019
Vor und nach dem Boxenstopp
Dienstag, 22.10.
Acht Grad am Morgen. Nach der morgendlichen Routine rief ich bei der Autovermietung an, denn mein Auto, das mittlerweile mehr als 9800 Meilen gefahren ist, verlangte nach einem Ölwechsel. Alamo teilte mir mit, ich könne das am Flughafen Phoenix machen lassen (bei der Autovermietung), bei ihrem Vertragspartner Firestone oder in irgendeiner Werkstatt, dann müsste ich die Rechnung später einreichen. Ich fand eine Firestone-Filiale in Prescott und rief gleich dort an. Man hatte einen Termin heute um 12 für mich, fand ich in Ordnung. Ich überlegte nun, wofür die Zeit zwischen acht und zwölf reichen würde. Der Lynx Lake! Er lag nicht nur nah an der Werkstatt, sondern bot auch eine Wanderrunde von passender Länge. Dorthin fuhr ich also, und zwar zu einem Parkplatz, der nicht direkt am See lag, und ich schaffte es so auch, die Gebühren zu umgehen. Eigentlich war dort auch „fee area“, aber es gab vor Ort keine Bezahlmöglichkeit. Ich fand sogar ein schattiges Plätzchen für meinen Ford Flex. Es war vor halb neun, als ich lossockte. Der Zuweg führte an einem Bach entlang, zwischen und über Felsen, rundherum war es entsprechend grün bzw. rot-gelb. Es ist aber Obacht geboten – die Blätter mit den schönsten Farben dort waren mal wieder giftige. Nach circa zwanzig Minuten erreichte ich den See, den ich dann via den Uferweg umrundete. Sehr idyllisch alles, Enten, andere Wasservögel, Reiher – und wieder ein Weißkopfseeadler, ein Prachtexemplar und relativ nah! Leider war er schnell hinter Bäumen verschwunden, kein Foto. Auf dem See ein, zwei Anglerboote, unmotorisiert. Ein wunderschöner Morgenspaziergang war das! So manche Bank lud auch zum Verweilen ein. Ich nahm das an, denn ich merkte bald, dass die Zeit weniger knapp war, als ich dachte. Auf dem Rückweg sah ich noch einmal eins der Wappentiere hoch oben kreisen. Noch vor dreiviertel elf war ich wieder am Auto, viel zu früh. Ich fuhr zurück Richtung Prescott, bis ich wieder Netz hatte, dann hielt ich an der Seite an und holte den Anruf nach. Ich hatte mich gestern vertan, der Zeitunterschied war neun, und nicht acht Stunden, so dass mein Anruf wirklich zu spät kam. Heute erreichte ich meine zwei daheim. Ich unterbreitete meiner Großen, weil sie gerade in der Luft hängt, den Vorschlag, zu mir zu stoßen und mich die restliche Zeit zu begleiten. Hoffentlich klappt das alles wie gewünscht. Ich war dann halb zwölf bei Firestone, wo ich letztlich bis halb zwei herumsaß. Die Zeit nutze ich zum Planen und Kommunizieren, ging schnell vorbei. Kostenlosen Kaffee gab es dort auch. Am Nachmittag legte ich auf dem Weg zum Lake Pleasant einen Zwischenstopp in Yarnell ein. Dort gibt es einen St. Joseph-Schrein mit Kreuzweg in idyllischem Setting. Ziemlich bekannt hier, aber ich war ganz allein dort, richtig was los ist hier nur an Wochenenden. Nun zog es mich zum für vier Nächte online gebuchten und schon bezahlten Campingplatz am See – hier ist es wieder richtig warm, nachts 18-21, tags 30-32 Grad. Ich kam auf Empfehlung von Jim hierher, der mit seiner Tochter hier an Segelwettbewerben teilnimmt. Die beiden luden mich am Abend dann in eine Kneipe in der Gegend ein, wo sich mehrere Segler trafen. Es war eine nette Runde. Und es stellte sich heraus, dass Jim wohl so etwas wie der Guru des Segelns unter ihnen ist, wenn ich alles richtig mitbekommen habe. Seine Tochter ist auch super nett, sie hat mir gleich Mexiko ans Herz gelegt. Wenn man sich von den nördlichen Grenzregionen fernhalte, sei es dort sicherer als im Rest von Südamerika. Nach den Unruhen in Chile bin ich fast versucht, das zu glauben.

... link (0 Kommentare)   ... comment


Dienstag, 22. Oktober 2019
Vom National Forest zum Freak-out-Center der Stadt
Montag, 21.10.
Man sollte annehmen, dass ich im Bett wie in Watte wunderbar geschlafen hätte, aber es war eine eher unruhige Nacht, warum auch immer. Halb acht sollte es Frühstück geben, ich war zu der Zeit bereit und die Erste dort. Das Buffet war wie erwartet eher spärlich: Kaffee, Orangensaft, Porridge (Tütchen zum Aufgießen mit heißem Wasser), Süßgebäck. Es gab aber immerhin auch frisches Obst: Bananen, Äpfel, Clementinen. Ich war damit zufrieden. Ich sammelte meinen letzten Kleinkram zusammen. In der örtlichen Zeitung hatte ich einen Vortrag zu „Art & Social Commentary: Changing the Narrative“ von einer amerikanischen Künstlerin und Ureinwohnerin gefunden, der heute 10:30 stattfinden sollte, und ich überlegte, ob ich dorthin gehe statt zu wandern, aber ich fuhr doch zum Wanderparkplatz namens Williamson Valley Trailhead. Auf der Internetseite des Prescott National Forest hatte ich mir aus einer Liste von ca. 250 aufgeführten Wegen einen Loop (eine Runde) in der Nähe von Prescott herausgesucht, den Baby Granite Loop. Er sollte 10,5 Meilen lang sein und von mittlerer Schwierigkeit, das klang so weit gut. Der Startpunkt war nur 6,5 Meilen von Prescotts Zentrum entfernt an einer Straße gelegen. Deshalb war ich überrascht, dass ich dort kein Netz hatte. Damit hatte ich nämlich auch keine vernünftige Karte (Google kannte dort keinen Weg), sondern nur eine sehr grobe Wegbeschreibung von der Internetseite, die ich immerhin noch offen hatte. Aber in der Regel sind die Wege ja gut beschildert bzw. markiert. Und zur Not musste ich eben umkehren und zurücklaufen, meinen Weg konnte ich ja zumindest „tracken“, also aufzeichnen. Anfangs war alles ganz einfach, mir begegnete ein Hundausführer, der Weg war gut erkennbar und leicht zu laufen. Ich erschreckte mich nur, als vor meinen Füßen ein Krabbelvieh plötzlich im Zickzack herumsprang, damit hatte ich nicht gerechnet. Keine Ahnung, was das war. Ich frage mich auch, was das für Insekten sind, die grau und unscheinbar herumhocken und mit einem Knattergeräusch herumfliegen, wobei sie farbige Flügel offenbaren. Nach einer halben Stunde stand ich vor einem ganz anderen Rätsel. Der Weg verzweigte sich, kein Schild, kein Steinhäufchen. Ich lief erst eher geradeaus weiter, aber da kam man aus der „Granite Mountain Wilderness“, deren Grenze markiert war, wieder heraus, weswegen ich umkehrte und den anderen Weg nahm. Aber der endete in einem „Wash“, also einem trockenen Flussbett. Die sehen zwar manchmal verlockend nach einem Weg aus, sind sie aber nicht. Sie werden höchstens gequert. Aber ich fand keinen anderen Weg dort. Ich war drauf und dran zurückzukehren und woanders wandern zu gehen. Aber dann entschied ich mich, dem ersten Weg doch eine Chance zu geben, und auch wenn der nirgendwo beschildert war, führte er wieder in die „Wilderness“ hinein, und nach einer weiteren halben Stunde kam ich dann doch wieder zu einem Wegzeichen. Ich absolvierte anderthalb Kilometer extra so, rechnete ich mir aus. Den Rest des Weges fand ich besser, allerdings war der Weg selbst ziemlich unspektakulär. Es gab auch hier die buckligen Granitfelsen, es wuchsen auch hier Kakteen, Agaven, Wacholder und Pinien. Ich scheuchte etliche interessante Vögel auf, bekam aber keine vor die Linse. Ich bin auch zu ungeduldig, um ihnen aufzulauern und tauge daher schon gewiss nicht zu einem Ornithologen. Erdlöcher zeugten von anderen Bewohnern (Kaninchen/Koyoten), aber die bekam ich nicht zu Gesicht. Nur deren Kot, der aussah, als würden sie auch Kaktusfeigen verspeisen. Wer weiß ... Der Weg stieg dann etwas an, wodurch man in die Ferne schauen konnte, und am Horizont war eine riesenlange Rauchschwade zu sehen, man erkannte auch den Ursprungsort. Ich nehme an, das war auch wieder so ein absichtliches kontrolliertes Feuer, das der Pestbekämpfung bzw. Landschaftspflege dienen oder unkontrollierte Feuer verhindern soll. Ob das wirklich der Weisheit letzter Schluss ist, wage ich zu bezweifeln. Bald hatte ich die eigentliche „Runde“ beendet, denn 3 Meilen waren Zuweg, den man auch wieder zurückgehen musste. Ich ging den Weg, den ich gekommen war, ohne die Extras, keine Ahnung , ob das nun der richtige Weg war. Da traf ich noch auf einen Reiter, ansonsten war mir hier niemand begegnet. Aber nach knapp 20 Kilometern hatte ich es geschafft. Ich war auch etwas geschafft, obwohl der Weg leicht zu laufen war. Vielleicht lag es daran, dass ich Hunger hatte. Deshalb fuhr ich nach dem Tanken (da hatte ich wieder Netz, aber es war offenbar zu spät für einen Anruf zu Hause) auch ins Stadtzentrum von Prescott, wo ich vor einem kleinen Museum parkte und den Rest erlief. Ich suchte mir ein kleines Grillrestaurant, wo ich mal wieder einen Burger verspeiste. Danach fühlte ich mich wieder wie neu! Ich hatte noch den Goldwater Lake auf der Liste. Eigentlich gibt es zwei, aber der Weg zu beiden ist hin und zurück genauso lang wie der von heute Morgen, das ging natürlich nicht mehr. Stattdessen fuhr ich zum „Recreational Area“ direkt am See, wo zwar wieder 3 $ Parkgebühren fällig waren, aber dafür war ich gleich am See und konnte noch bis zur Staumauer daran entlanglaufen. Bei abendlicher Stimmung, das war schön. Auf dem Rückweg habe ich sogar über dem See einen Weikopfseeadler kreisen sehen! Leider nur unscharf auf meinem Kamerafoto ... Ich fand, das sei ein herrlicher Tagesabschluss gewesen. Aber auf dem Rückweg in die Stadt wartete noch ein Highlight: die South Mount Vernon Street. Keine besondere Straße, aber ich hatte schon auf der Hinfahrt gesehen, dass dort außerordentlich viele Häuser mit außerordentlich extravagantem und überbordendem Halloweenschmuck ausgestattet waren. Als ich zurückkam, dämmerte es gerade, und jetzt leuchtete auch noch alles. Ich hielt an, stieg aus und lief die Straße rauf und runter. Nicht nur, dass viele Teile beleuchtet waren, es gab auch unzählige, die sich bewegten, sprachen oder Geräusche machten, wenn man vorbeiging. Wie im Gruselkabinett. Und ganz schön freakig. Und typisch amerikanisch. Die armen Normalos, die dazwischen wohnen und von allen Seiten von dem Gedöns umgeben sind! Nach diesem nun wirklich finalen Abendspaziergang steuerte ich eines der drei Walmart-Supercenter der Stadt an. Ich kaufte etwas ein, dann aß ich Abendbrot, nun sitze ich auf meinem „Lounge-Sitz“, dem hinter dem Beifahrersitz, und hoffe, dass es nicht allzu kalt wird heute Nacht, acht Grad sind vorhergesagt, wär schön, wenn es auch nicht weniger werden.

... link (0 Kommentare)   ... comment


Online seit 1724 Tagen
Letzte Aktualisierung: 2019.12.01, 10:14
status
Menu
Suche
 
Kalender
Mai 2024
Mo
Di
Mi
Do
Fr
Sa
So
 
 
 1 
 2 
 3 
 4 
 5 
 6 
 7 
 8 
 9 
10
11
12
13
14
15
16
17
18
19
20
21
22
23
24
25
26
27
28
29
30
31
 
 
 
 
Letzte Aktualisierungen
Die Texte müssen...
Die Texte müssen mühsam transkripiert und...
by a.a. (2019.12.01, 10:14)
Danke dafür, dass...
Danke dafür, dass du uns auf deine Reise mitgenommen...
by luemmel1501 (2019.11.24, 19:54)
FAZIT
Sonntag, 24.11 Seit drei Tagen bin ich – sind...
by a.a. (2019.11.24, 18:12)
Abflug und Ankunft
Mittwoch, 20.11. und Donnerstag, 21.11. Um acht standen...
by a.a. (2019.11.21, 18:35)
Novembertag in Chicago
Dienstag, 19.11. Nach dem Frühstück und...
by a.a. (2019.11.20, 05:19)

xml version of this page

made with antville