This is America - People and Places
Freitag, 20. September 2019
Abschied von der warmen Sonne der Ebene – Abenteuer Yosemite
Donnerstag, 19.9.
Ich hatte mir auf um sieben einen Wecker gestellt, um nicht am Bad im Stau zu stehen, wachte aber noch eher auf und konnte in Ruhe duschen. Dann ging ich runter in den Frühstücksraum, der dort abends auch als Küche fungiert, und stopfte mich mir vier Scheiben Toast, jeder Menge leckeren Obstes und reichlich Kaffee voll. Ich checkte aus und lief viertel neun zum Parkhaus. Ich kam an einigen Obdachlosen vorbei, es zieht sicher viele auch dorthin, wo es nicht so kalt wird. Besonders sauber ist die Stadt auch nicht. Am Parkhaus war ich froh, dass ich nicht das Auto rausfahren musste, das machen die hier oftmals selbst. Ich hatte mir mittlerweile auch überlegt, dass ich das mit dem Lombard-Street-Parcour besser lassen sollte. Stattdessen fuhr ich zu den „Painted Ladies“, so heißt eine schmucke Häuserzeile mit, ich glaube, viktorianischen Häusern. Kann ich nicht verifizieren, weil ich kein Netz habe. So früh am Morgen (was Touri-Ziele angeht) war es auch kein Problem ganz in der Nähe einen Parkplatz zu finden. Nach dem kurzen Stopp schlängelte ich mich die Straße zum Twin Peaks Vista Point hinauf. Das sind zwei Hügelspitzen am Stadtrand, die den höchsten Punkt in der Umgebung darstellen und deshalb einen grandiosen Ausblick auf die Stadt ermöglichen. Das genoss ich bei warmem Sonnenschein. Für die kommende Woche sind hier Temperaturen von über 80 Grad Fahrenheit angesagt, und man merkte schon, dass es in die Richtung ging. Ich allerdings verließ die sonnenverwöhnte Stadt über die Brücke nach Oakland und weiter Richtung Osten. Mein Ziel war der Yosemite Nationalpark. Ursprünglich hatte ich vor, so nah wie möglich heranzufahren, um am nächsten Tag zeitig da zu sein und einen Campingplatz zu ergattern. Alle reservierbaren waren nämlich längst ausgebucht, es blieben nur die mit „First come“-Regel, und von denen gab es nur zwei mit Trinkwasser, was für mich ein Muss ist. Mir fiel dann aber auf, dass morgen ja Freitag und damit Wochenendbeginn ist, so dass ich spekulierte, die Chancen am Donnerstagnachmittag einen Platz zu bekommen seien größer als am Freitagvormittag/-mittag. Das bestätigte mir der Ranger am Eingang auch. Er empfahl, es auf dem White-Wolf-Campingplatz zu probieren, weil der am nahesten ran war. Bis zum anderen wäre ich noch eine Stunde länger gefahren, und auf der Seite ist auch noch ein Eingang. Jedenfalls folgte ich der Empfehlung, und als ich zehn vor drei dort ankam, fand sich auch noch genug Platz dort. Was mir der Ranger nicht gesagt hatte, ist, dass der Platz hier Montagmittag schließt. Aber genau so lange wollte ich ohnehin nur bleiben. Nun bin ich hier wieder auf zwischen 1500 und 2000 m Höhe, genau weiß ich es nicht, und es ist wieder entsprechend kalt ... Ich zog mir als Erstes was Langärmeliges und noch was darüber an. Dann checkte ich ein, sozusagen – Umschlagmethode mit Zettel am Pfosten. 18 Dollar pro Nacht, ich bleibe vier. Dann packte ich meinen Wanderrucksack und sockte los. Ich hatte auf Google Maps gesehen, dass es ab hier einen Wanderweg geben muss, der auch als Rundkurs möglich ist. Offline konnte ich aber nicht feststellen, wie weit das sein würde. Deshalb suchte ich nach dem Pfadanfang, der den kürzeren Weg zum Harden Lake darstellte. Dabei irrte ich erst einmal 2 km auf dem Campingplatzgelände herum, das sehr unübersichtlich ist, halt mitten in den Wald hinein angelegt. Dreiviertel vier hatte ich den richtigen Startpunkt gefunden und marschierte los. Ich rechnete aus, dass ich 17:15 umkehren müsse, damit ich im Hellen zurückkomme. Auf dem ganzen Weg traf ich nicht einen einzigen Wanderer. Zum Glück auch keinen Bären oder Berglöwen. Ich machte auch wieder Krach. Der Weg war auch nicht besonders gut ausgeschildert. Aber nach einer Stunde war ich am Harden Lake angekommen. Ein stiller Bergsee mit flachem Ufer und großen flachen Steinen in dem Bereich, umrandet von Nadelwald. Einige Pinien hatten hier wieder enorm lange Nadeln und riesige Zapfen. Vom See aus ging ich dann nach rechts weiter, ich wollte ja eine Runde laufen und lag gut in der Zeit. Dann aber offenbarten sich mir nicht nur herrliche Aussichten in eine weite Schlucht, sondern der Weg ging auch im Zickzack in diese hinab. Ich lief ein Stück hinab. Dann stellte ich aber fest, dass sich mein Googel-Maps-Punkt kein Stück bewegte, weil ich nur runter lief, aber keine Strecke in dem Sinne zurücklegte. Das einkalkulierend und die Tatsache, dass ich alles auch wieder würde hinaufsteigen müssen, trieben mich zur Umkehr. Eine weise Entscheidung mal wieder. Noch ehe ich den See wieder erreicht hatte, hörte ich es hinter mir grummeln. Eigentlich wollte ich am See noch einmal eine Pause machen, aber angesichts des drohenden Gewitters beschleunigte ich stattdessen meinen Schritt. Ich hatte es jetzt sehr eilig zurückzukommen. Es fing an, leicht zu regnen. Meine Regenjacke hatte ich aber dabei. Zehn nach sechs, nach 13 km, war ich wieder an meinem Auto, heilfroh, nicht weitergegangen zu sein. Das hätte ich nie vor dem Dunkelwerden geschafft, bei solchem Wetter wird es ja auch noch eher dunkel. Ich schmierte mir schnell Schnitten, griff noch einen Apfel, dann floh ich damit ins Auto. Alle Lebensmittel sind wieder in der Bärenbox. Um sieben abends waren es schon nur noch sieben Grad hier. Mal sehen, wie es morgen früh aussieht. Ich werde mich ordentlich einmummeln in meinem Schlafsack. Morgen geht es dann mit dem Auto an andere Stellen im Park, was einkaufen muss ich auch noch. Vielleicht gibt es ja irgendwo im Park WiFi, dann fahre ich da mal hin ...

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Letzte Aktualisierung: 2019.12.01, 10:14
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