This is America - People and Places
Sonntag, 22. September 2019
Tausend Meter
Sonnabend, 21.9.
Als ich um neun auf dem Campingplatz angekommen war, zeigte das Thermometer noch drei Grad Celsius an. Ich zog noch mehr an als in der vorigen Nacht, aber da ich mit warmem Auto und selbst warm dort angekommen war, wurde es mir zunächst zu warm im Schlafsack, aber irgendwann verschwanden dann die Arme samt allem anderen (außer meiner Nase) doch darin und ich zog ihn ordentlich zu. So schlief ich diese Nacht gut. Ich hatte mir auf halb sieben einen Wecker gestellt, damit ich um sieben loskomme und und um acht spätestens am Visitor Center bin, um dort auch einen Parkplatz zu ergattern. Heute waren morgens um sieben „nur“ minus zwei Grad. Ich war zehn vor acht im Yosemite Valley auf dem Parkplatz, und es war noch reichlich Platz. Ich zog dann los, um mich zu informieren und was einzukaufen, dann trabte ich zurück zum Auto und frühstückte daneben. Mit Rucksack zog ich dann los zu meiner Wanderung. Ein Ranger hatte mir zwei Schleifen am unteren Ende des Yosemite Falls sowie eine Runde zu einem See empfohlen, weil ich gesagt hatte, ich wolle nicht bis ganz oben raufsteigen. Das Tal liegt nämlich ziemlich tief zwischen riesigen Felswänden. Ich füllte unterwegs meine Wasservorräte auf, dann lief ich die erste Schlaufe. Betonierte Wege sind jedoch nicht so ganz das, was ich unter Wandern verstehe. Zum Glück hatte er mir noch den Valley Loop Trail als Alternative empfohlen, der quasi durchs ganze Tal geht. Den nahm ich mir dann vor, das wären insgesamt 24/25 km gewesen, aber es gibt eine Abkürzungsmöglichkeit und außerdem Shuttlebusse, die durchs Tal fahren. Aber so richtig hob mich das Wandern so ganz in der Ebene dann doch nicht an. Und als ich dann an einem Wanderwegschild hinauf zur Spitze des Yosemite Falls vorbeikam, das besagte, es seien 3,4 Meilen bis dort hinauf, überlegte ich kurz, ob ich nicht doch lieber die Anstrengung in Kauf nehme. Ich stieg hinauf, wollte aber nicht unbedingt das Ziel erreichen, sondern schauen, wie gut es geht und wie ich in der Zeit liege. Zehn nach zehn begann ich den Aufstieg. Es ging wirklich mit (fast) jedem Schritt hoch. Das war eine ordentliche Herausforderung. Am ersten Aussichtspunkt sah man schon schön hinab ins Tal, aber man sah auch, wie elend hoch man noch musste. Einige kehrten von dort aus zurück, aber es gab ziemlich viele Wanderer, die sich dort hochquälten! Vornehmlich junge Leute, aber auch einige Ü60-Kandidaten, mit einem Paar kam ich ins Gespräch, die Frau kehrte dann um, aber der Mann lief weiter, und nicht langsam ... Da soll noch einer sagen, die Amerikaner seien unfit. Nun gut, die wenigsten auf dem Trail waren wohl Amerikaner, aber ich habe insgesamt schon ziemlich viele fitte Amerikaner gesehen. Aber auch manch Übergewichtiger schleppte sich dort hinauf. Ich schleppte mich auch. Ich versuchte, kleine Schritte zu machen, aber das ging nicht immer. Ich gönnte mir einige Pausen zum Trinken und Luft schnappen. Ich warf mir unterwegs Traubenzucker ein. Aber ich schaffte es! Ich erreichte die Spitze des Wasserfalls. Dafür hatte ich 1000 Höhenmeter zurücklegen müssen. Die Aussicht und das Gefühl, etwas geschafft zu haben, sind aber dann doch lohnender als durch die Ebene zu schlurfen! Abseits des eigentlichen Trails gab es noch die Möglichkeit zu einem Pool zu gelangen, den der Wasserfall sozusagen durchfloss, ehe er sich die riesige Wand hinunterstürzte. Dorthin zog es mich dann auch. Einige junge Männer (ein älterer auch) sprangen in das eiskalte Nass, um sich abzukühlen. Ich hängte zumindest meine Füße hinein, die hatten ein Bad ohnehin nötig, alles sehr staubig hier. Nach der idyllischen Pause dort kletterte ich zurück zum Weg und machte mich auf den Rückweg. Es hätte da oben noch einen Weg zu einem weiteren Aussichtspunkt gegeben, der nur noch eine Meile entfernt gewesen wäre (laut Ausschilderung), aber es reichte mir, ich war schon zehn Kilometer gelaufen und einen in die Höhe, mehr musste nicht sein. Hinab ging nicht nur leichter, sondern auch deutlich schneller. Anstrengend war es trotzdem. Als ich nach zwei Stunden Abstieg unten ankam, war ich heilfroh, dass es im Tal den Shuttle-Service gibt. Ich reihte mich in die Warteschlange ein, dann ging es per Bus zurück. Ich stieg zu früh aus, weil ich nicht ganz aufgepasst hatte und hier alle Gebäude irgendwie gleich aussehen, da hieß es dann doch noch laufen. Am Auto sank ich dann in den Campingstuhl und aß erst einmal mein Abendbrot. Es war zwar noch vor um sechs, aber ich hatte Hunger. Da die Talstraße total mit Autos verstopft war, war das auch eine gute Idee. Und deshalb sitze ich jetzt hier auch immer noch und schreibe. Auf dem Rückweg halte ich vielleicht noch an dem einen oder anderen Aussichtspunkt, tanken muss ich hier leider auch. Morgen könnte ich die See-Runde probieren, die lässt sich auch in die Höhe erweitern. Da ist der Vernal Fall. Noch weiter oben ist noch der Nevada Fall. Für Wasserfälle ist es aber eigentlich die verkehrte Jahreszeit, sehr wenig Wasser jetzt. Aber vielleicht sollte ich es morgen ruhiger angehen, der heutige Tag wird mir dann sicher noch in den Knochen stecken.

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