This is America - People and Places
Mittwoch, 11. September 2019
Umgeben von Wasser
Dienstag, 10.9.
Früh am Morgen war ich schon wach. Es sah sehr trübe aus. Ich wollte auch frühestmöglich am Fährterminal sein, um einen Parkplatz zu finden, ein Ticket zu besorgen, dann zu frühstücken. Ich fand in Anacortes zuerst den öffentlichen Parkplatz direkt vor der Fährzufahrt, der sollte 12 $ kosten und war telefonisch zu bezahlen. Da kehrte ich lieber um, und nahm 50 m davor einen privaten Parkplatz in Anspruch, wo ich für 7 $, die in einen Umschlag mit den Fahrzeuginfos darauf zu stecken und einzuwerfen waren. Gegen acht war ich am Ticketschalter und erwarb für 13,75$ einen Fußgängerfahrschein nach Friday Harbour (roundtrip, also hin und zurück) auf St. Juan Island. Ich wollte dann die Fähre nach Sidney nehmen, weil die dort Zwischenstopp einlegte, aber man ließ mich nicht rauf. Es hieß. Die Fähre würde in Friday Harbour nur Gäste aufnehmen, aber nicht von Bord lassen. Liegt wohl daran, dass Sidney auf Vancouver Island, also in Kanada liegt ... Die nächste nach Friday Harbour ging 5 nach 9, also holte ich mir dort erst einmal einen Kaffee und aß einen Müsliriegel. Die Fähre fuhr etwas verspätet ab, war auch später angekommen, wieso, wurde später klar. Vor Anacortes gibt es ein regelrechtes Labyrinth aus Inseln, zwischen denen wir entlangschipperten. Wale gab es aber erst einmal nicht zu sehen. Und bald war auch fast gar nichts mehr zu sehen, denn der Nebel wurde so dick, dass man auf Sicht nicht mehr hätte navigieren können, obwohl rundherum Inseln waren, die Fähre wurde entsprechend langsam und ließ mehrmals ihr Horn ertönen. Schließlich kamen wir aber bei wieder besserer Sicht und aufgeklartem Himmel auf der Insel an. Ich wollte zum Lime Kiln State Park auf der anderen Inselseite, weil man von dort aus mit Glück Wale, insbesondere Orcas, sehen kann. Ein Autoticket für die Fähre hätte aber 65 $ gekostet, das war mir zu teuer gewesen. Stattdessen hielt ich an der Ausfahrtstraße der netten kleinen Hafenstadt meinen Daumen raus und wurde auch ziemlich prompt von einem Ruheständlerpaar aus Seattle mitgenommen. Die beiden wollten drei Tage auf der Insel bleiben und setzten mich auf dem State Park Parkplatz ab. Dort war schon der „Whale Watching Point“ ausgeschildert. Es gibt hier auf der Insel Zedern, Douglasien, Hemlocktannen, glaube ich, auch und einen Laubbaum mit rötlicher, abblätternder Rinde und fünffingrigen, länglichen und spitz zulaufenden Blättern, den keiner, den ich ansprach, kannte. Sah sehr schön aus, insbesondere im Kontrast mit den Nadelbäumen. Am Aussichtspunkt gab es mehrere Sitzgelegenheiten, ich gesellte mich zu einer jungen Frau mit Kamera. Das Wasser war fast spiegelglatt, so dass man Wale, wenn sie denn da wären, auch wirklich sehen würde. Wir entdeckten aber nur zwei Delfine in der Ferne, zu weit weg, um das kurze Auftauchen mit der Kamera einzufangen. Dafür ließen sich schwarze Ufervögel mit roten Schnäbeln ablichten. Kannte auch keiner. Und Seemöwen kenne ich selbst ;) Man konnte von dort aus auch Vancouver Island sehen, jedenfalls, bevor wieder kurz Nebel hereinzog. Nach einer Dreiviertelstunde dort, die ich auch nutzte, um noch was zu essen, begab ich mich auf den Wanderweg durch den Park. Er führte zunächst zum Leuchttum, der in einem wunderbar altem Stil dort erhalten ist. Draußen stand eine Tafel mit der letzten Walsichtung - gestern – und drinnen gab eine Frau in nicht enden wollendem Redeschwall interessierten Hörern Auskunft über die Wale. Auf einer Tafel hier waren die Walsichtungen der letzten Monate dokumentiert – im Juni/Juli gar kein, danach dann fast jeden Tag. Aber da muss man dann wohl von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang da sitzen ;) Ich sah jedenfalls keine heute. Das machte aber nichts, denn das schöne Wetter und die schöne Insel hatten mich längst in beste Stimmung versetzt. Es gab auch noch einen alten Kalkbranntofen dort am Uferweg, dann war der State Park zu Ende, und der Wanderweg ging in den Wald hinauf. Dort war ich dann mal wieder ganz allein unterwegs, aber hier gab es keine wilden Tiere zu befürchten. Wo der Weg wieder ans Ufer stößt, lag massenwiese angeschwemmtes Holz, das der hiesigen Industrie wohl abhanden gekommen ist. Angeschwemmt wurden auch ulkige Wasserpflanzen mit flaschenkürbisartigem, sehr langem Körper und Blättern am Schopf. Ich fotografierte auch noch einen mir unbekannten Vogel. Auskunftstafel gab es hier nur zu ein paar ausgewählten Pflanzen, die ich aber meist ohnehin kannte. Der Wanderweg war nicht sehr lang, aber vielleicht habe ich auch nicht alles abgeschritten, denn ich war ohne jegliche Karte unterwegs gewesen. Ich setzte mich noch einmal mit Blick aufs Wasser dort in die Sonne, dann trabte ich vor zur Straße und ging bis zu einer Haltebucht, dort stellte ich mich hin und trampte wieder zurück. Es kamen zwar wenige Autos jetzt, die in Richtung Hafen fuhren, aber ich hatte wieder ziemliches Glück. Dieses Mal hielt ein Paar aus Anacortes, das selbst zum ersten Mal auf der Insel war. Die Frau hatte - mal wieder – unter anderem deutsche Vorfahren. Kaum zu glauben, wie viele das sind., mir begegnen laufend Menschen mit (zumindest teilweise) deutschem Hintergrund. In Friday Harbaur suchte ich mir dann ein Lokal, denn ich wollte mal wieder was Warmes essen – heute war der „Ich gönne mir was“_Tag. Nach Bier und Burger schlenderte ich gemütlich zur 15:40 ablegenden Fähre und war gut eine Stunde später wieder auf dem Festland. Mit meinem Auto ging es nun noch hinauf zum Mount Erie, nur wenige Kilometer südlich von Anacortes. Man kann ihn besteigen oder befahren, ich fuhr hinauf, denn es war ja schon relativ spät. Von oben kann man herrlich auf den Pudget Sound, die weitverzweigte lange Meeresbucht bei Seattle, und deren Inseln blicken. Das war einer der vielen Tipps von Dave gewesen, sich diesen Anblick nicht entgehen zu lassen. Weiter fuhr ich nun zur historischen (im amerikanischen Sinne, sie wurde in den 30er Jahren gebaut) Deception Pass Bridge im gleichnamigen State Park, die zwei Inseln in der Meerenge verbindet. Mein Ziel war der Cranberry Campground, wo ich für 32 $ nächtige und damit auch im State Park parken darf. Duschmarken sind allerdings nicht inbegriffen. Die gab es an einem Automaten. Leider zog der zwar meine Dollarnote ein, spuckte aber keine Marken aus. Ich war ziemlich sauer, aber da es schon um acht war und ich zu Fuß dahin gelaufen war, gab ich auf.
Ab und an hört man hier Militärjets, viele Stützpunkte soll es hier auch geben.

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Dienstag, 10. September 2019
Ausgeschlafen an Seattle vorbei
Montag, 9.9.
Nach einer ruhigen Nacht erwartete mich ein grauer Morgen mit etwas leichtem Regen. Ich schlappte zum Raststättenhäuschen, wo eine gemeinnützige Organisation, die Red Eagle Foundation, gegen Spenden Kaffee und Kekse ausgab. Bei dem Wetter hatte ich keine Lust, dort auf dem Rastplatz zu frühstücken, also trank ich nur zwei Kaffee und fuhr los weiter gen Westen. Am nächsten Rastplatz war dann schon schönes Wetter, so dass ich dort mein Frühstück genoss. Es gab aber immer wieder etwas Regen. Ich tankte für 2,79 pro Gallone, Rekord. Allerdings sah ich sogar eine Tankstelle mit über 3 $. Verglichen mit deutschen Spritpreisen ist das ja Spaß, aber mein gemieteter SUV (ein Ford Flex) schluckt leider ja auch mehr als mein Mondeo ... (23,2 Meilen pro Gallone, das sind 10,3 l auf 100 km etwa) Als Wanderort hatte ich mir für heute bei GoogleMaps was am Rande des Iron Horse State Park rausgesucht – bei Cedar Falls sollte es schöne Wanderwege geben. Als ich dort eintraf, regnete es zum Glück auch nicht mehr. Ich parkte am Rattlesnake Lake (dabei soll es in Washington gar keine Klapperschlangen geben?!) und fand dort per komoot-App den Rattlesnake Ledge Trail, der mir mit 7,5 km heute völlig ausreichend erschien. Er startete am See, der aussah, als sei ihm eine Menge Wasser abhanden gekommen, und rundherum gab es jede Menge abgesägter Baumstümpfe, zum Teil im Wasser stehend. Bald ging es beständig bergan, durch üppiges Grün, dass noch von Nässe triefte. Der Wald sah ein wenig mystisch aus mit den vielen Farnen und dem wuchernden Moos, das Felsen und Bäume gleichermaßen bekleidete. Rundum war einfach alles grün. Obwohl heute ja Montag war, begegneten mir dort ziemlich viel Wanderer, ausnahmsweise vornehmlich junge Leute. Ich kam mal wieder ins Schnaufen, und wie immer, wenn es kräftig bergauf geht, gibt es am Ende eine schöne Aussicht. Diese hier war mal wieder überwältigend! Das grüne Tal zu beiden Seiten, der See unten, die Berge im Hintergrund, ziehende Nebelschwaden ... Ich verweilte dort oben, dann ging es deutlich schneller wieder bergab. Ich traf dort auch auf Leute aus Frankfurt/Oder – die Welt ist klein. Nur eine Geschichte gab es heute nicht erzählt. Von Cedar Falls fuhr ich weiter Richtung Seattle/Anacortes. Ab Bellevue war der Verkehr sehr zäh, ich hatte zu tun, immer die richtige Spur zu befahren: Mautspuren (5 $ für 10 Meilen, ne!) meiden, Ausfahrtsspuren meiden (rechts wie links!), klappte aber ganz gut. Leider wurde es immer enger auf der Route 5 Richtung Norden, es war wohl auch gerade rush hour. Von der Starbucksstadt bekam ich erst einmal nichts zu sehen, und mit dem Auto da reinzufahren ist wahrscheinlich auch keine allzu gute Idee, wenn es ringsherum schon so stockt. Nun nächtige ich am Pilot Truck Stop bei Arlington, wo es bis eben noch geregnet hat.

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Montag, 9. September 2019
Wasserfälle, Nebel und keine Nacht in Idaho
Sonntag, 8.9.
Ich war so spät auf den Platz gekommen und heute Morgen so früh wieder weg, dass keiner da war, der sich um den Campingplatz gekümmert hätte. Eine Duschmarke hatte ich ja zum Glück noch übrig. Die Gegend östlich des Naturparks ist übrigens auch Reservatsgebiet, und zwar das der Blackfoot-Indianer. Jedenfalls war ich heute mal eine der Ersten im Park, allerdings waren selbst so früh am Morgen (um sieben) schon viele Leute unterwegs. Ich frühstückte mit Blick auf den Saint Mary Lake, dann fuhr ich zum Parkplatz an den St. Mary Falls. Es war heute ganz grau und immer mehr Nebel zog in den höheren Lagen herein, da war es sicher eine gute Idee, im Tal zu wandern. Ich wollte heute vor der Weiterfahrt Richtung Washington noch die Wasserfälle erwandern, eine eher kleine Runde. Die Wasserfälle hier sind nicht so riesig und gewaltig wie im Yellowstone Nationalpark, aber dafür malerisch. Zunächst lief ich zu den St. Mary Falls, man konnte auch ans obere Ende steigen, wo ich einen seltsamen Vogel sah. Er war ziemlich groß und pummelig, aber recht flink. Der Weg führte weiter zu den Virginia Falls, wobei hier die Mehrzahlform wirklich angebracht ist, denn es gibt nicht den einen Wasserfall, sondern eine ganze Reihe, da gab es viel zu erkunden. Ich lief dann zurück zur Weggabelung und bog ab Richtung Gunsight Pass, um noch zu den auf der Karte entdeckten Florence Falls zu wandern, auch wenn die nicht weiter ausgeschildert waren. Das lag wohl daran, dass sie noch ziemlich weit weg waren. Der Pfad führte zunächst durch viel kleines Grün, dass seine Nässe an meinen Beinen abstreifte. Dort war kein Mensch weiter unterwegs. Als ich an der Kreuzung am Reynolds Creek ankam, sollten es immer noch 4,5 km bis zu dem Wasserfall sein, zumindest war er jetzt ausgeschildert. Ich zögerte schon, aber zu verlockend war die Wackelbrücke über den Fluss, von Stahlseilen gehalten und mit Holz belegt. Auf der anderen Seite war ein Campingplatz für Wanderer, also einer, der nur zu Fuß erreichbar war und ohne jegliche Einrichtungen. Das Essen soll man abseits aufhängen. Das wär mir nichts dort! Dort waren aber zwei Kerle, die da offenbar gecampt hatten, einer putzte sich gerade am Fluss die Zähne. Ich ging weiter und der Weg führte nun nicht mehr durch lichten, weil 2015 abgebrannten Wald, sondern durch richtigen. Und kein Mensch da unterwegs. Und kein Pfefferspray dabei. (Ich hatte versucht, in Chicago welches zu kaufen, aber finde mal einen Laden!) Jedenfalls bekam ich Muffengang und kehrte um. Als ich am Camp vorbeikam, brachen die beiden Kerle gerade auf, sie wollten Richtung See, wo ich hergekommen war, ich trabte ihnen dann hinterher. Zurück auf dem mittlerweile stark frequentierten Pfad bog ich dann noch ab in Richtung der Baring Falls, die dort auch ausgeschildert waren. Der Weg führte am See entlang und bog dann links ab. Dort versuchte ich auch hochzuklettern, das war mir aber zu steil. Ich snackte kurz mit Blick auf den Wasserfall, dann lief ich zurück zum Auto. Knapp 13 km waren dann doch wieder zusammengekommen, mehr als genug nach der gestrigen Tour, die mir noch in den Gliedern steckte. Ich fuhr nun Richtung westlichen Ausgang aus dem Park, und rund um den Logan Pass durch ganz dicke Nebelsuppe, da oben war wirklich nichts mehr zu sehen heute. Weiter unten und weiter westlich dann wurde es dann auf einmal warm und sonnig. Ich war bei 6 Grad (kurz vor 7) losgefahren, am Logan Pass waren es gegen elf immer noch nur 8 Grad, am Mc Donald Lake dagegen 19! Aber wohl in der Sonne, die dort aber zumindest schien. Von West Glacier aus fuhr ich die Route 2 Richtung Columbia Falls, tankte und kaufte Lebensmittel ein, dann ging es erst einmal nach Süden, durch Flathead-Land, am Flathead-See entlang, wo ich pausierte, um etwas zu essen, später am Flathead-Fluss entlang über die Route 200 und 135 westwärts nach St. Regis, wo ich auf die Interstate traf. Der I 90 folgte ich Richtung Westen, wechselte dann von Montana nach Idaho und in die nächste Zeitzone. Ich hatte einen Rastplatz kurz hinter Coeur D’ Alene angepeilt, aber dort war Übernachtparken ausdrücklich verboten, weshalb ich es nicht wagte, dort zu bleiben. Idaho ist mir da gleich unsympathisch. Ich fuhr also weiter und kam nach Washington, aber der nächste Rastplatz war erst hinter Spokane, kurz hinter Sprague, dort bin ich jetzt.

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Sonntag, 8. September 2019
Aufregung nach einer sehr erschöpfenden Wanderung
Sonnabend, 7.9.
Ich wachte nicht allzu zeitig auf, fuhr dann gleich los Richtung Logan Pass Visitor Center, um dort einen Parkplatz zu ergattern, aber als ich 8:20 Uhr dort ankam, war schon alles voll, also wieder ein Stück abseits parken, dieses Mal war die Ausweichmöglichkeit aber nur eine gute halbe Meile entfernt. Ich frühstückte dort mit wunderbarem Ausblick. Dann stellte ich meine Kühlbox halb unters Auto auf der Schattenseite und weil der Parkplatz abschüssig war und ich dem Automatik-Parkmodus nicht so recht traute, legte ich auch noch einen Stein vors Hinterrad. Dann lief ich hoch zum Startpunkt der heutigen Wanderung. Das Wetter schien noch besser zu werden als angekündigt, super! Kurz nach neun startete ich dann auf dem Highline Trail, der ziemlich lang ist, und an dessen Ende man mit einem Shuttle zurückfahren kann. Das ist inklusive. Wenn denn die Kapazität ausreicht – first come, first served. Zusätzlich zu diesem hoch über dem Tal mehr oder weniger steigungslosen Weg gibt es noch einen Abzweig zum Mount Gould, den ich auch mitnehmen wollte. Als es dann auf einen Pass hoch gegangen war, gab es eine Weggabelung, aber ohne Ausschilderung. Ich nahm den rechten Weg, in der Annahme, das sei der Abzweig auf den Berg. Es ging durch Nebel aufwärts. Irgendwann ging es aber auch wieder abwärts, das kam mir komisch vor, aber ich ging erst einmal weiter. Als ich dann jemanden fragte, wie weit es noch bis zum Gletscherausblick sei, meinte der irgendwas mit etlichen Meilen. Ich war verwirrt und wäre fast umgekehrt. Dann schaute ich aber mal in Ruhe auf meine Komoot-Karte und stellte fest, dass ich noch auf dem regulären Highline Trail war und der Abzweig erst viel später kam. Das war beruhigend. Unterwegs gab es heute kein großen Tiere zu sehen, aber neben Streifenhörnchen und Erdhörnchen noch zwei anderer Hörnchenarten, die ich leider (noch) nicht zuordnen kann. Eins sah fast orange-braun aus, war schlank und lang, das andere war rundlich und hatte einen dicken Streifen. Dann, nach 10 km, erreichte ich den vorbildlich ausgeschilderten Abzweig. Dort ging es ziemlich steil hoch, nur eine Meile, aber die war extrem steil. Ich musste mehr als einmal verschnaufen und kam nur sehr langsam voran. Der Ausblick aber lohnte! Vom Berg aus blickte man jetzt nicht nur auf den Gletschersee mit den Eisbergen hinab, sondern sah alle Seen aufgereiht. Das war schon ein absolutes Highlight. Hinunter musste man allerdings dann genauso steil, das strengte an. Auf dem Highlinetrail dagegen lief es sich dann fast von selbst. Unterwegs gab es Blaubeeren, dann kam man zu einem Chalet, wo zwar alles „privat“ war, aber ein Toilettenhäuschen und Sitzgelegenheiten für die Wanderer gab es zumindest. Von dort an ging es abwärts. Zuerst durch schönen Hemlocktannenwald, wo es aber Bären geben sollte. Wenn kein anderer Wanderer in der Nähe war, sang ich deshalb „Bär, bleib weg! Bleib weg, Bär! Sehn möchte ich dich nur aus der Ferne!“ Nun ja, es begegnete mir keiner. Stattdessen stand auf einmal zwei Meter neben dem Weg ein Reh (was für eins auch immer, keins wie es sie bei uns gibt) im Grün und labte sich daran! Es ließ sich willig ablichten und fühlte sich überhaupt nicht gestört. Der Großteil des Abstiegs ging dann aber durch verbrannten Wald, das heißt, es gab nur kleine Pflanzen und nackte Stämme, also pralle Sonne. Dazu ging es dann massiv abwärts. Das schlauchte nach den vielen Kilometern ganz schön! Ich würde empfehlen, ab dem Chalet eher in Richtung Many Glacier abzusteigen, weiß aber jetzt nicht, wie weit das ist und wie man da wegkommt. Nach 22,6 km ab Visitor Center kam ich an der Loop-Kurve an, wo der Shuttel fuhr. Es war zehn vor fünf, und ich war ziemlich erschöpft. Ich fragte andere Wanderer dort, wann der nächste Shuttle käme, und erfuhr, dass 16:30 der letzte führe. Ein Pärchen stand schon trampend dort. Ich stellte mich hinter die Kurve an die Ausfahrt eines weiteren Parkplatzes, eine andere Wanderin gesellte sich zu mir. Aber es nahm uns erst einmal keiner mit. Um fünf dann kam plötzlich doch noch ein Shuttle, offiziell fährt aber tatsächlich halb fünf der letzte ... Glück gehabt. Dann mussten meine brennenden Füße mich noch zu meinem Auto schleppen. Dort sah ich, dass die Box weg war. Unterm Scheibenwischer klebte eine Ranger-Zettel. Nicht bärensicher und deshalb nicht erlaubt und deshalb eingezogen, im Visitor Center abzuholen. Ich düste sofort dorthin und rannte jetzt sogar die Stufen dazu hoch, denn es war schon zehn vor sechs mittlerweile. Hätte ich mir sparen könne, die machen sogar schon um fünf zu! Ich beschloss es beim ST. Mary Entrance zu versuchen, vielleicht hatte das Center länger auf. Aber denkste. KeinRanger weit und breit zu finden. Es gab auch eine Telefonnummer, aber ich war hier ohne Netz. Ich fand das Büro des dortigen Shuttle Service und dort war noch jemand. Die beiden waren sehr hilfsbereit und riefen für mich bei den Rangern an. Ich handelte dann aus, dass ich am (18 Meilen entfernten) Logan Pass Visitor Center warte, bis jemand kommt, es sollte eine Stunde dauern. Da war es halb sieben, um sieben war ich da, und halb acht kamen dann zwei weibliche Ranger angefahren. Ich bekam zum Glück keine Strafe, nur eine Warnung, und ich bekam meine Box zurück, gut gekühlt! Damit fuhr ich dann zu einer Picknickstelle und aß erst einmal Abendbrot. Weil es nun schon so spät war, beschloss ich, noch eine Nacht auf dem Campingplatz zu bleiben.

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Samstag, 7. September 2019
Eisberge und geschmolzenes Eis
Freitag, 6.9.
Als ich aufwachte, hörte ich Regentropfen auf dem Autodach. Da brauchte ich mich wohl nicht beeilen aufzustehen. Ich wollte aber trotzdem wandern gehen. Es regnete auch nicht richtig, nur ab und an einige Tropfen. Um sicher zu gehen, einen Parkplatz zu bekommen, fuhr ich dann ohne zu frühstücken los zum Many Glaciers Entrance, dem nordöstlichsten Zugang. Die Tore werden hier wohl nicht zugemacht, so dass man auch schon sehr früh reinfahren kann bzw. sehr spät raus. Gegen halb neun war ich am Ziel, ich nahm einen Parkplatz kurz vor dem eigentlichen Wanderparkplatz, war nah genug und es waren vor mir schon viele Autos reingefahren. Dort wollte ich dann erst einmal frühstücken, aber als ich ausgestiegen war, kam ein Pärchen vom See hoch (dort konnte man Boote zu Wasser lassen) und meinte, ein Elch stünde im Wasser. Also huschte ich ganz schnell zum See runter, wo auch noch andere beobachteten, wie der „moose“ sich dort erfrischte. Er war vielleicht 60/70 m entfernt. Als ich das Schauspiel lange genug genossen hatte, begab ich mich wieder zum Auto und holte meine Frühstückszeug raus. Leider musste ich feststellen, dass die Milch sauer geworden war. Es gibt hier auch keine ungekühlt haltbare (obwohl sie pasteurisiert und homogenisiert ist), habe ich jedenfalls noch nicht gesehen. Und dass sie wirklich Kühlung braucht, dafür hatte ich jetzt den Beweis. Meine Kühlakkus waren natürlich längst hinüber. Fünf vor neun lief ich los, am eigentlichen Parkplatz füllte ich nochmal die Wasservorräte auf, dann begann der Trail. Zunächst ging es am Swiftcurrent Lake entlang, zum Teil direkt am See, zum Teil in Ufernähe durch den Wald. Ich schien die Einzige dort zu sein, von den Leuten auf einem Boot auf dem See mal abgesehen. Deswegen machte ich anfangs auch immer mal laut, aber singen und wandern zusammen war dann doch zu anstrengend auf Dauer. Als ich den direkten Uferweg wieder verlassen hatte und etwas oberhalb durch den Wald lief, da sah ich ihn dann: einen Schwarzbären direkt auf meinem Weg! Ungefähr 20/30 m vor mir. Ich blieb erschrocken stehen, dann holte ich meine Kamera raus, aber in dem Moment verschwand er im Wald Richtung See, worüber ich aber durchaus erleichtert und erfreut war. Als er weit genug weg war vom Weg, beeilte ich mich, die Stelle zu passieren. Am Ende des Wegabschnitts, den ich nun fast rennend absolvierte, lud das Boot gerade die Leute aus, unter die ich mich dann gerne mischte. Waren aber alles unfitte Rentner, die ich dann doch hinter mir ließ, ganz davon abgesehen, dass sie nur zum nächsten See liefen, um dort ins nächste Boot zu steigen ... Aber wenig später wurde ich dann überholt, und von da an waren mehr Leute unterwegs, die zum Teil auch von woanders dazustießen. Oberhalb des Lake Josephine, an dem es nun entlangging, konnte man von hoch oben auf einen weiteren badenden Elch schauen. Von nun an ging es beständig aufwärts, ich überholte eine von einem Ranger geführte Gruppe und einige andere Leute, aber ich wurde auch von einigen überholt. Manche traf man auch immer wieder. Das nächste große Oh des Tages war der Blick auf Grinnell Lake, der so unglaublich türkis im Talkessel lag, dass sich das Auge gar nicht satt daran sehen konnte. Es ging immer höher, und der Weg war definitiv nichts für Leute mit Höhenangst. Rechts Felswand, daneben der Weg, links Abgrund. Aber er war breit genug, dass man überall aneinander vorbeigehen konnte. Bald kamen auch die ersten Leute aus der anderen Richtung. Ein anderer Wanderer wies mich auf ein „ground squirrel“ (Erdhörnchen) hin. An einer zu passierenden Felswand sprudelte auch Wasser herunter, eine „weinende Wand“ sozusagen (so hieß eine andere derartige Wand). Je höher es ging, desto anstrengender wurde der Aufstieg. Er lohnte jedoch. Von unten sah man immer nur die kalte weiß-graue Gletscherwand, aber wenn man das Ende des Pfades erreicht hatte, sah man nicht nur ringsum die Felsen von „The Garden Wall“, den Wasserfall dort und die Eismassen, sondern man blickte auf den Upper Grinnell Lake, den Eisbergsee, denn in dem glasklaren Wasser schwammen kleine Eisberge. Das sah wundervoll aus. Man konnte auch direkt ans Ufer gehen. Auf die Idee, dort zu baden, wäre ich niemals gekommen ... Ganz davon abgesehen, dass es heute nicht wärmer als 14 Grad wurde. Dort oben pausierte ich eine Weile, aß und trank etwas, dann machte ich mich auf den Rückweg, denn es zog sich zusehends zu. Und bald wurden aus den wenigen Tropfen auch viele, während ich bergab lief. Es regnete sich so richtig ein. Ich holte den Schirm raus, den ich von John und Peggy mitbekommen hatte. Manch einer mag die Augenbrauen verziehen ob der Idee, mit einem Schirm wandern zu gehen, aber, das haben mir so manche Wanderer bestätigt, die ich heute traf, die Idee ist „smart“! Den Rest des Weges hinab und zurück zum Auto absolvierte ich also beschirmt. Die Nebel- und Wolkenschwaden mystifizierten die Landschaft, und ich fand trotz des Wetters, dass das ein perfekter Tag sei. Am Auto entledigte ich mich der pitschnassen Regenjacke (ich hätte eher den Schirm rausholen sollen!) und stieg flugs ein und startete es. Mir war kalt. Ich regelte die Temperatur auf 27 Grad hoch, während ich zurückfuhr. In St. Mary kaufte ich neue Milch usw., dann fuhr ich zum Campingplatz und parkte an der Rezeption wegen des WLANs, das nicht weit reichte. Und musste erfahren, dass gestern unser Pfarrer Helge Voigt verstorben ist. Das war schwer zu fassen, so sehr es sich auch abgezeichnet hatte. Habe deshalb ganz vergessen, meine Fotos zu teilen (unter anderem sind die aktuellen Fotos bei meinem WhatsApp-Status einsehbar, wer das hier vermisst), das werde ich später nachholen, wenn ich das hier online stelle. Dann ging ich zur heute geöffneten Rezeption, wo sich herausstellte, dass meine Buchung nicht erfolgt war. Meine Kreditkarte war auch nicht belastet worden, wie ich dann überprüfte. Irgendwie musste ich irgendwo die letzte Bestätigung verpasst haben. Ich bezahlte also in bar, bekam meine zwei Duschmarken und fuhr zu meinem Plätzchen. Nach essen und schreiben wagte ich mich noch einmal hinaus in die Kälte, denn Nicky hatte mich gestern Abend eingeladen, bei ihrer Wandergruppe vorbeizuschauen, denn dort würde ich bestimmt jemanden finden, der eine Geschichte zu erzählen hätte. Als ich ankam, sprach ich zunächst eine Frau an, die meinte, sie sei die Falsche dafür und mein Mut sank schon. Aber ich stand dann dort am Feuer und kam hier und da ins Gespräch, mir wurden Leute empfohlen. Aber dann gab es dort erst einmal essen und danach die Tagesauswertung, währenddessen Nicky mich mit einem Stück Karottenkuchen versorgte. Dann wurde ich aber offiziell vorgestellt vor ca. 60 Wanderern, größtenteils im Rentenalter, und es wurde aufgerufen, mich anzusprechen, wer eine Geschichte habe. Das klappte so gut, dass ich gleich Geschichten bekam, eine jede ganz anders als die andere, sehr schön! Das Gute an diesem Projekt ist, dass ich mich so selbst zwinge, mit Menschen in Kontakt zu kommen, und das ist gut. Manchmal braucht es Initiative, um mit Menschen ins Gespräch zu kommen, das klappt nicht immer von allein. Heute schmolz mal wieder das Eis, nicht nur das des Gletschers ... So verbrachte ich jedenfalls einen interessanten Abend, an dem ich mindestens genauso viel erzählen musste, wie ich erzählt bekam. John lud mich sogar ein, bei seiner Familie in Oregon Zwischenstation zu machen. Und Meg, wenn du das hier liest, es war toll dich kennenzulernen!

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Freitag, 6. September 2019
Planlos durch den Glacier Nationalpark
Donnerstag, 5.9.
Als ich morgens aufwachte, waren es nur noch 8 Grad, kaum zu glauben nach der Hitze des Tages zuvor. Ich mochte gar nicht aus meinem Schlafsack krauchen, und erst recht nicht in der Kälte draußen frühstücken. Deshalb machte ich mich auf den Weg zum East Glacier Village. Ich tankte kurz vor dem Nationalpark nochmal (weise Entscheidung, deutlich teurer drinnen) und kaufte noch Toast, eine Tüte Äpfel und Margarine (14 Dollar!), dann ging wa die Route 2 westwärts Richtung West Glacier, dabei kommt man erst einmal nur kurz am Rand durch den Nationalpark, aber ansonsten ist dort National Forest, also auch Staatseigentum. Ich hielt an einer Stelle mit Blick auf einen Fluss, um dort zu frühstücken. Mittlerweile war es auch schon um zehn. Von West Glacier aus ging es dann in den Nationalpark hinein – mit anstehen. Ich hätte nicht gedacht, dass hier im September noch so viel los ist. Möchte nicht wissen, wie das hier im Sommer ist. Ich steuerte zunächst den Parkplatz des Visitor Centers an, um Orientierung zu bekommen. Aber das war so proppenvoll, dass ich wieder kehrt machte und mir per Google ein Ziel suchte. Es gibt im Grunde genommen nur zwei Straßen im Nationalpark, eine geht nach Nordwesten hoch, die andere quer durch zum Osteingang in St. Mary, wo ich meinen Campingplatz gebucht hatte. Die wollte ich ohnehin nehmen heute. Sie führte zunächst vorbei am Mc Donald Lake, sehr malerisch, und gar nicht so überlaufen dort. Dann fuhr ich weiter die Going To the Sun Road - ja, so heißt sie! – entlang, hielt an so manchem Halte- und Aussichtspunkt. Als Ziel hatte ich mir den Avalanche Trail ausgesucht, dummerweise war der Avalanche Parkplatz rappelvoll, und die nächstgelegene Haltebucht auch, so dass ich erst knapp 2 km danach einen Parkplatz fand. Ich lief an der Straße entlang zurück, es war jetzt schon wieder ordentlich warm , aber nicht so heiß wie gestern, dann startete ich zunächst auf dem Cedar Trail, mich links haltend, einen Bach mit Wasserfall querend, dann ging links der Weg ab hoch zum Avalanche Lake. Er führte durch Wald (Schatten!), zum Teil an dem sprudelnden und sich stürzenden Bach entlang, zum Teil durch tiefe Ruhe ausstrahlenden Wald. Der Blick auf den See ist grandios, denn er wird am Ende des Tals gesäumt von rieseigen Felswänden, von denen sich schmale, lange Wasserfälle herabstürzen. Traumhaft schön. Die meisten Wanderer ließen sich dann dort irgendwo am Ufer nieder, Platz war genug. Der Pfad ging aber noch bis zum Ende des Sees, und natürlich musste ich da auch noch hin, dort waren auch einige Leute, aber ich fand ein schönes Plätzchen auf einem Ast, um zu rasten und die Natur zu genießen. Zurück ging es leider mal wieder den gleichen Weg. Kurzer Stopp an den Restrooms des dortigen (vollen) Campingplatzes, dann lief ich zurück zur Straße und zum Auto. Es war nun schon um vier, und da ich morgen eine größere Wanderung machen wollte, reichte mir das eigentlich, aber natürlich musste ich noch bei dem einen oder anderen Ausblick kurz halten, zum Beispiel beim Blick auf den Jackson Glacier. Am Logan Pass zeigte sich eine Bergziege. Am nahegelegenen Visitor Center sollte der Parkplatz auch voll sein, aber mittlerweile war es so spät, dass ich einen Platz fand. Es war allerdings auch schon so spät (gerade nach 18 Uhr), dass es schon geschlossen hatte. Wieder nichts mit Infos! Ich hatte am Loop der Straße zwei erschöpfte Wanderinnen zu ihrem Trail befragt, der war aber 14 Meilen lang ... Das kam nur bei gutem Wetter in Frage, Morgen sollte es aber ab Mittag regnen. Stattdessen fand sich dort aber noch ein kurzer Pfad zum Ausblick auf den „Hidden Lake“. Ich war mir sicher, dass dieser verborgene See nicht so verborgen sein würde wie der in Nordminnesota, und es sollte nicht weit sein, Kurzentschlossen, ohne Gepäck, lief ich da hoch. Herrlich Ausblicke in die Täter ergaben sich, oben dann der versprochene See. Aber kein Vergleich mit dem Avalanche Lake ... Auf dem Weg hoch war ich mit einer Frau aus Lettland ins Gespräch gekommen und oben dann mit Dave und Eric, die mich mit Hinweisen und Empfehlungen nur so überschütteten. Wir unterhielten uns eine ganze Weile da oben. Als ich wieder runter lief, war es schon wieder frisch geworden. Nun war es auch höchste Zeit, sich aufzumachen zum Campingplatz. Dummerweise navigierte mich das Auto (das die Adresse dieses Mal kannte) zu einem Ranger-Wohnkomplex. Das war nichts. Google wollte mich trotz Offlinekarte nicht routen, merkwürdig. Also fuhr ich in den Ort, wo ein Laden und eine Tankstelle waren und fragte nach. Nach der Beschreibung fand ich es dann. Aber das Office, es war kurz nach acht, war schon zu. Ich stellte mich also einfach auf einen von vielen freien Plätzen und registrierte mich durch Karte ausfüllen und einwerfen. Dummerweise hatte das WIFi ein Passwort, aber Rumfragen half da auch weiter. Es reichte aber nicht bis zu den Zeltstandplätzen. Ich aß also erst einmal Abendbrot, dann sockte ich vor zum Office und setzte mich dort mit meinem Handy hin, um ein paar Bilder zu verschicken. Ich traf dort auf Monica/Nicky, die jenseits der 60 und Mitglied eines Hiking Clubs ist, der dort auch sein Lager aufgeschlagen hatte. Von ihr erfuhr ich, dass man für die Duschen Tokens braucht, und da kam ich ja nicht mehr ran. Sie hatte aber einen für mich übrig. Außerdem empfahl sie mir zwei Trails, wahlweise zum Gletscher hoch oder eine entspanntere Runde mit Blick darauf. Sie gab mir auch noch ein Heftchen mit Wegbeschreibungen von ihrem Club und lud mich ein, morgen nach meiner Tour bei der Gruppe vorbeizuschauen. Ich stapfte dann im Dunkeln zurück zu meinem Stellplatz, schnappte mir mein Waschzeug und genoss die Dusche. Die Haare „fönte“ ich mir unter dem Handtrockner ... Nun ist es schon wieder sehr spät, und ich sollte morgen früh aufstehen, um möglichst vor dem Regen den Großteil meines Trails geschafft zu haben ...

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Donnerstag, 5. September 2019
Heiße Winde in Montana
Mittwoch, 4.9.
Als es hell wurde, pellte ich mich aus meinem Schlafsack und suchte die „Facilities“ auf – es gab einen Vorraum mit Waschbecken und warmem Wasser und eine Kabine mit Dusche und Toilette. Ich bekam das Wasser darin aber nicht auf „warm“ gestellt, kann an mir gelegen haben, ich weiß es nicht. Die Waschmaschinen dort muss man mit 25-ct-Münzen füttern, kann man sich ja schon mal vormerken. Da ich mich am Vorabend gleich schlafen gelegt hatte, holte ich das Dokumentieren meiner Reise jetzt nach, noch vor dem Frühstück, das ich dann halb neun zu mir nahm. Dann fuhr ich weiter nach Nordwesten die 87 North entlang. Ich wäre unterwegs abgebogen in den Helena-Lewis and Clark National Forest, um dort zu wandern, aber es gab massive Warnungen vor möglichen gefährlichen Feuern, denn es ist hier gerade extrem warm, trocken und windig zugleich. Da war ein Wald vielleicht nicht die erste Wahl. Stattdessen fuhr ich bis Great Falls, dort gibt es den Giant Springs National Park. Ich parkte gleich am Lewis and Clark Interpretive Center, dort gab es auch frisches Trinkwasser. Was es nicht gab, war ein schattiges Plätzchen fürs Auto, ich hätte zum State Park Parkplatz weiterfahren sollen, da gab es welche, kostenlos auch. Das sah ich aber erst, als ich schon am Missouri entlang dort hin gelaufen war. Die meisten Wege dort sind asphaltiert und rollstuhlgerecht. Das Sprudeln von der Quelle war zwar ganz nett, aber irgendwie doch zu eingefriedet. Es gab einen Raum zu Fischen im Missouri, ein Fischbecken mit sicher nicht einheimischen Fischen, na ja. Als ich an der Rangerstation nach Infos guckte, wurde ich direkt angesprochen, was ich suchen würde. Ich bekam eine Karte mit den Wanderwegen hier in die Hand und schon ging es weiter. Auch weiter flussabwärts gibt es einen asphaltierten Weg, ich entschied mich natürlich für den Pfad dicht am Fluss entlang. Wobei dicht relativ ist, denn er führte oben an der Schlucht entlang, die der Fluss gegraben hatte. Eine Eisenbahnbrücke führte über ihn hinweg, aber als Wanderer kam man nicht auf die andere Seite. Dann sah ich den Damm, den man schon Anfang des 20. Jahrhunderts gebaut hatte, und dahinter, leider durch das Bauwerk vermurkst, die Missouri Falls. Die Rainbow Falls und ein Stück weiter die Crooked Falls. Ich stellte mir einfach vor, wie sie ausgesehen haben mögen, bevor menschliche Bauwerke die Landschaft zerschandelten. Beim Wanderpfad konnte man mancherorts wählen zwischen „schwieriger“ oder „am schwierigsten“, später kam noch „extrem schwierig“ dazu. Aber alles keine nennenswerten Herausforderungen. Eine Herausforderung war dagegen die Hitze, es waren um zehn schon 26 Grad gewesen, jetzt steuerte das Thermometer auf 30 und mehr zu. Der Wind war teilweise so stark, dass ich mein Basecap absetzen musste, wenn ich es nicht verlieren wollte. Ich hatte permanent trockene Lippen. Ein bisschen wüstenmäßig. Ich lief den Pfad bis zu einer Stelle, wo der Fluss ein seichtes Ufer hatte. Ich hatte heute Badesachen dabei! Aber die Stelle war schon von diesen kanadischen Gänsen besetzt, und als ich näher kam, verbot auch ein Schild, dort zu schwimmen. Naturschutz. Ich hätte die Gänse ja auch nicht aufscheuchen mögen. Aber eine Erfrischung hätte mir sehr gut getan! Zurück lief ich dann den asphaltierten Weg. Zu schade, dass kein Rundweg möglich war. Als ich wieder am ordentlich aufgeheizten Auto war – da halfen die völlig verbrauchten Kühlakkus nichts mehr – war es noch relativ zeitig. Also füllte ich meine ausgetrunkenen(!) Flaschen wieder auf und guckte auf die Google-Karte. Ich fand in der Nähe noch den Sulphur Spring Trail, also routete ich dorthin. 30 Minuten. Es ging fernab der Interstate über eine Straße, die mein Auto-Navi gar nicht kannte. Ringsum Stoppelfelder größtenteils. Überhaupt bin ich bisher durch so viel landwirtschaftliche Gegenden gefahren, dass man meinen könnte, die USA seien ein reines Agrarland. Ich kreuzte einen unbeschrankten Bahnübergang, und irgendwann kam ich dann tatsächlich an einem Parkplatz mit Hinweisschildern an. Ich lief den Weg zum Aussichtspunkt, wo ein Bach, wohl der der schwefligen Quelle, in den Missouri fließt. Schöne Aussicht und farbige Schluchtwände. Von dort ging ein Pfad hinunter, der sich dann aufgabelte. Beide Wege endeten extrem steil. Keine Ahnung, ob das da hätte weitergehen sollen, aber in einer Gegend, wo ich als Einzige herumlaufe und kein Netz ist, lass ich so was lieber. Also zurück. Auf der anderen Seite der Zufahrtsstraße gab es auch einen Trail, einen der ewig lang ist, aber eben auch kein Rundweg. Ich beschloss, ihn soweit zu gehen, bis es mir reicht bzw. ich an eine schöne Stelle kam. Ich war nur mit einer Halbliterflasche Wasser in der Hand losgelaufen, weil ich ja nicht mehr weit wollte. Die brauchte ich aber auch. Es waren weit über 30 Grad jetzt. Der Ausblick auf die Ausbuchtungen des Flusses belohnte aber für die Mühen. Nach der kleinen Wanderung wollte ich bloß noch ins klimatisierte Auto. Ich fuhr weiter nach Norden, zum dem Glacier NP am nähest gelegenen Rastplatz, der ist in Conrad an der Interstate 15 North. Ziemlich modern alles hier, videoüberwacht, WiFi, was will man mehr.

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Einsame Wanderung und einsame Fahrt
Dienstag, 3.9.
Ich schlief wieder gut in meinem Auto, frühstückte wie üblich Müsli mit Milch, Joghurt, Toast mit Marmelade und Obst, dann füllte ich meine Trinkwasservorräte auf – eine 2-Liter. Und eine 0,5-Liter-Flasche – und verließ den Campingplatz. Ich parkte am John Creek’s Well, dem Startpunkt meines heutigen Rundweges, den ich anhand der Parkübersichtskarte geplant hatte. Und genau dieser Rundweg wurde dort auf einem Schild auch „angeboten“ – als „West Loop“, die Runde war laut der Karte 11,4 Meilen, also 18,3 km lang. Kurz vor halb neun zuckelte ich los, also ausnahmsweise mal vormittags, da ich ja in der Nähe übernachtet hatte und nicht weiter gefahren war. Es waren noch 14 Grad und der Wind war sehr frisch, weswegen ich zunächst meine Regenjacke anzog. Aber nach einer Stunde hielt ich darin nicht mehr aus, trotz immer noch frischen Windes. Im Laufe des Tages wurden es dann 27 Grad! Der Weg führte an einem Bach entlang, der sich ins Tal eingeschnitten hatte. Allerdings war – zu dieser Jahreszeit – kaum Wasser darin. Mir begegnete stundenlang kein Mensch. Über den Lower Talkington Trail ging es auf den Badlands Spur Trail, Gesellschaft hatte ich nur von Präriehunden. Und täglich grüßt der Präriehund könnte man sagen. Doch dann begegnete mir doch ein Pärchen, das den Loop in entgegengesetzter Richtung absolvierte. Und wenig später, am Beginn des Lower Paddock Creek Trail traf ich auf zwei Reiter, die mir sogleich eine gute Bachquerung empfohlen, ich hatte aber schon eine ausgemacht. Bäche querte der Weg nämlich häufiger, aber man fand immer eine passierbare Stelle in unmittelbarer Nähe. Das mag zu anderen Zeiten des Jahres ganz anders aussehen. Da sind die kleinen Schluchten vielleicht voll mit tobendem Wasser, wer weiß. Ansonsten ging es quasi durch Prärieland, durchsetzt von Gesteinsformationen aus Kalkstein, wie ich meine. Wind und Wasser hatten darin deutliche Spuren hinterlassen, was sie interessant machte. Auf Wildpferde stieß ich später noch, Präriehunde-Siedlungen gab es auch mehr als eine, dann näherte ich mich dem Parkplatz zum Lower Paddock Creek Trail und traf prompt auf weitere Leute. Am Parkplatz waren „restrooms“ – also Toiletten, aber auch Trockenklos mit Hand-Desinfektionsmittel-Spender. Trinkwasser könnte man an mehr Stellen anbieten, finde ich. Ich hatte ja genug dabei, aber trotzdem. Von dort musste ich aber dann noch ein Stück weiter laufen, um zu meinem Parkplatz zu gelangen. Ein Stück weit ging ich dabei die Straße entlang, zehn vor zwei war ich wieder am Auto. Meine leichten Wanderschuhe (eher Walkingschuhe), die ich darin gelassen hatte, waren trotz prasselnder Sonne noch nicht trocken geworden. Heute war ich mit den Sneakern gelaufen, ging auch ganz gut. Ich wollte den Park heute verlassen und gen Westen/Nordwesten weiterfahren, Richtung Glacier National Park. Dazu hatte ich mir schon einen Rastplatz ausgeguckt. Es war aber noch relativ zeitig, um dahin aufzubrechen. Also wollte ich noch die Straße zum Coal Vain Train hochfahren, aber die war gleich unten gesperrt. Deswegen hielt ich nur noch am Skyline Vista Aussichtspunkt, dort hatte ich auch Netz, was im Park nur an einigen Stellen der Fall war. Viel zu gucken gab es da aber nicht. Am Parkeingang stoppte ich noch am Visitor Centre, um meine Trinkwasservorräte erneut aufzufüllen. Halb sechs war ich an dem Rastplatz hinter Miles City. Man hat von dort einen herrlichen Ausblick auf den Yukon River, und die Sitzgelegenheiten wurden so arrangiert, dass man von dort aus den perfekten Blick hat! Ich aß mein Abendbrot dort, aber dort zu übernachten behagte mir irgendwie nicht. Es war wenig los dort, direkt neben mich hatte sich aber jemand gestellt. Ich guckte nach, wie weit es noch bis zum Glacier NP ist, an einem Tag nicht zu schaffen, aber wenn ich heute noch weiterfuhr, könnte ich übermorgen da sein. Ich kam auf die Idee, den Campingplatz dort zu buchen. Bei dem im Park war nichts verfügbar. Also buchte ich für den 5.-7-9. einen Platz am Rande, 58 $ für zwei Nächte. Und ich schaute nach, wo auf der Strecke nach St. Mary noch „rest areas“ sind. Abseits der Interstate waren die aber sehr dünn gesät, und Google schickte mich von dieser runter. Ich entschied mich, den weiten Weg bis zur Armington Junction auf mich zu nehmen, ich würde erst halb zwölf dort ankommen, aber was soll’s. Dann fuhr ich in Forsyth von der Interstate ab, tankte dort vorsichtshalber noch einmal voll. Es ging die Route 12 entlang nach Nordwesten, freie Straße, so weit das Auge blicken konnte. Allerdings dämmerte es bald, und prompt sah ich den ersten Hirsch am Straßenrand. Dann wurde es langsam dunkel und es kam eine Baustelle – Huckelpiste meilenweit – oh je, so würde ich nicht vor Mitternacht ankommen! Mir kamen nur wenige Trucks und Pickups entgegen auf der ganzen Fahrt. Ziemlich einsame Gegend! Und kein Netz. Ich bereute schon fast, das so beschlossen zu haben. In Roundup war dann wieder Zivilisation (Supermarkt, Motel, Tankstelle), ich hielt kurz an einer Tankstelle, um mir die Beine zu vertreten, und die Route 87 North war dann auch wieder eine schöne breite Landstraße. Von der Gegend sah ich jetzt natürlich nichts mehr, es war ja dunkel. In Grass Range sah ich am Ortsanfang eine Tankstelle, die sich als Rastplatz geeignet hätte, aber ich wollte jetzt weiter. Lewistown ist dann schon wieder ein etwas größerer Ort, sehr einladend sah er aber nicht aus. Als ich dann gegen elf einen Truck Stop mit Tankstelle und Bar sah, bog ich ein. Ich war in „Eddies Corner“, so heißt der Ort auf der Landkarte! Es gab dort sogar Dusch- und Wäscheräume, allerdings nur von 6:30-22 Uhr geöffnet. Die Bar hatte dafür aber noch auf. Ich schlief gut dort!

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Dienstag, 3. September 2019
New Leipzig und Old Roosevelt
Nach der Nacht, in der ich zwar ein paar Mal wach war, aber dafür morgens relativ lange liegen blieb, fühlte ich mich wieder gut ausgeruht. In der Küche stand alles für das hier inkludierte Frühstück bereit: Kaffee, Toast; Marmelade, Cerealien, Milch und sogar ein Tütchen mit vier kleinen Muffins. Als ich mit dem Frühstück fertig war und nur noch meinen Kaffee austrinken wollte, kam die Gastgeberin angeschlappt. Langschläferfamilie. Wir kamen ins Gespräch und ich nutzte die Gelegenheit, Gen eine Story zur Canon Ball Community abzuluchsen. Sie hatte dort nämlich einige Zeit als Vertretungslehrer gearbeitet. Jerry kam dann irgendwann auch dazu und half hier und da mit Fakten aus. Jerry kopierte mir auch noch mein General-Release-Blatt, denn ich hatte aus Gewichtsgründen nicht allzu viele Kopien mitgenommen. Nach meinem „Interview“ packte ich alles zusammen und lud meinen Kram wieder ins Auto. Dann ging es weiter gen Westen. Von meinen Gastgebern, die für meinen Besuch einen Pin in Leipzig auf ihrer Weltkarte steckten (das war drauf!), hatte ich erfahren, dass es in North Dakota „unweit der Interstate 98“ einen Ort namens „New Leipzig“ geben solle. Ich beschloss, einen Umweg dahin zu machen. Es ging dann allerdings 70 km durch Felder mit Mais, Sonnenblumen, Getreide und Wiesen und an einem See vorbei, durch eine Ortschaft hindurch, dann, im Nirgendwo: das Ziel. Kein Ortsschild, eine Sandpiste zum Ort, der hat drei Straßen und fünf Querstraßen. Alles sieht ziemlich leer aus. Ich parke und laufe durch den Ort. Mir begegnen drei Pickups, die Fahrer grüßen mich. Das war’s. Das Land ringsum ist eher flach, agrarwirtschaftlich genutzt, es gibt nicht weit entfernt ein Flüsschen und im Ort sowohl eine reformierte als auch eine lutherische Kirche. Das war’s dann auch mit Gemeinsamkeiten mit dem Original ... Dazu kam das trübe Wetter – nichts wie weg da! Ich hätte ja gern einen Einwohner angesprochen, aber keine Chance. Klingeln wollte ich nicht irgendwo ... Gut, das war etwas ernüchternd. Ich hoffte, dass das Wetter nicht noch schlechter werden würde, damit ich im Theodore Roosevelt Nationalpark, den ich als Nächstes ansteuerte, nicht durch Regen und Schlamm waten muss. Es wurde sogar besser, und wie! 27 Grad und Sonnenschein am Nachmittag! Vor dem Nationalpark war an der Interstate ein Rastplatz mit Ausblick auf den Park, den hatte ich mir als mögliches Nachtlager vorgemerkt und auch inspiziert. Im dortigen Visitor Center hieß es, man könne auch ohne Kosten mit einer Erlaubnis, also Registrierung, im Park übernachten. Das klang vielversprechend. Am Parkeingang erwarb ich erst einmal meinen Nationalparkjahrespass, der ist gültig für alle Nationalparks der USA bis Ende September 2020, Kosten: 80 Dollar. Lohnt sich, sobald man mehr als drei besucht. Im Park erfuhr ich dann allerdings, dass kostenloses Übernachten nur für Wanderer abseits der Wege möglich sei, nicht im Auto. Da die Übernachtung auf dem hiesigen Campingplatz aber nur 14 Dollar kosten sollte, fuhr ich sogleich dorthin, um mir einen Platz zu sichern, wie mir empfohlen worden war. Abends war dann auch alles voll. Ich reservierte den Platz per Anstecken eines Anmeldezettels an einen Pfosten und bezahlte per Bargeld in einem Umschlag, den man in eine Metallbox werfen musste. Dann fuhr ich hinein in den Park. An der ersten Stelle, an der ein Wanderweg startete, an der Peaceful Valley Ranch, parkte ich und stiefelte los. Ich staunte nicht schlecht, als der Trail ziemlich zu Anfang durch einen zehn Meter breiten Fluss führte. Er war nur gut knietief, aber hatte Strömung. Ich hatte glücklicherweise eine Zip-off-Hose an, so dass ich die Hosenbeine abtrennen konnte, dann zog ich die Socken aus und nahm die Sohlen aus meinen Schuhen und ging mit ihnen dann durch den Fluss. Zu viele Steine, um das barfuß zu machen, jedenfalls für meine hyperempfindlichen Füße. Danach hatte ich allerdings etliche kleine Steinchen im Schuh, die ich nicht so hundertprozentig wieder herausbekam. Das gab ein Bläschen. Der Trail war endlich mal seines Namens wert, ein echter Wanderweg, ein Trampelpfad quer durch die Natur. Aller paar hundert Meter ein Pfahl, damit man sich orientieren konnte. An jeder Wegkreuzung Hinweispfeile. Ich nahm zunächst den Ekblom Trail und war bald umrundet von Präriehunden, die ich für Murmeltiere gehalten hätte, wenn deren Baue nicht auf der Karte vermerkt gewesen wären. Ein Gepfeife und Weggehusche allerorten. In dem Talkessel wurde es ziemlich heiß, ich hatte aber zwei Liter Wasser und die Frühstücksmuffins dabei, die mir Gen noch mitgegeben hatte. Mir begegnete ein Pärchen, dass Kojoten gesehen haben wollte. Na, mal sehen. Die ganzen Präriehunde wären da bestimmt alle im Bau gewesen, waren sie aber nirgends. Die Ausblicke wurden bei jedem kleinen Anstieg schöner, ab und an war auch mal Schatten, und zehn Meter, nachdem ich neben einer Blume im Gras posiert hatte, huschte eine Schlange vom Weg ins Gras, als ich kam. Aber ich bin immer wachsam. Am grandiosesten war dann der Rundumblick vom Plateau aus, fast erhebend. Ein Stück ging es dann auch oben über gerade Fläche, das lief sich gut. Rundum wieder jede Menge Präriehunde. Als ich wieder hinabgestiegen war und wieder vor dem Fluss stand, waren meine Schuhe so richtig dreckig, da war es ganz gut, wieder durchs Wasser zu laufen. Insgesamt war der Loop mit Ekblom und Big Plateau Trail 8,5 km lang und mir sind sieben Leute begegnet. Vom Peaceful Valley aus fuhr ich dann weiter zum Wind Canyon, wo ich einen kurzen Pfad entlanglief, der aber sehr lohnenswert war. Dann ging es weiter Richtung Boicourt Overlook, unterwegs hieß es dann aber erst einmal anhalten, denn die Straße war von Bisons belagert. Sie hatten auch Junge dabei, und die großen Bullen sind schon furchteinflößend und könnten ein Auto sicher fahruntüchtig machen, wenn man sie reizt. Aber sie zogen ganz friedlich vorbei und ließen die Autos passieren, die aber alle respektvoll langsam fuhren. Am Ausblick dann schaute ich in die tiefstehende Sonne und sah nicht viel. Nur ein Kaninchen, das dort herumhockte. Ich fuhr bis zum Boicourt Trail, den ich dann auch noch in Angriff nahm. Bis zur Spitze des Trails auf einer in den Talkessel hineinreichenden Anhöhe kam ich aber nicht mehr. Ich hatte Angst bekommen. Kojoten heulten. Im Rudel sollen die durchaus gefährlich sein, und man sollte sie in der Dunkelheit, wenn sie meist aktiv werden, tunlichst meiden. Den Rat hatte ich erst heute bekommen, und die Sonne stand tief, und ich war die Einzige dort, und das Heulen war nicht so weit weg. Also kehrte ich vor dem Ziel um. Schnellen Schrittes. Besser einmal zu vorsichtig sein als einmal zu unvorsichtig. Da die Sonne dann auch fast verschwunden war, führ ich nicht mehr weiter, sondern – die Rundstraße war ohnehin ein paar Meilen weiter gesperrt – kehrte um und fuhr zurück zum Campingplatz. Wilde Pferde begegneten mir noch auf dem Rückweg. Ich nahm meinen Platz ein, holte mein Abendbrot heraus und aß es an der Sitzgruppe. Es war schon ziemlich dämmerig, fast dunkel. Im Dunkeln dann suchte ich die Sanitäranlagen und fand nur Trockenklos. Fließendes Wasser gab es zum Glück aber ein paar Meter weiter. Bis kurz vor elf habe ich dann noch versucht, mein Handy per Bluetooth mit dem Rechner zu koppeln, was auch klappte, die Dateiübertragung schlug aber dann fehl. So dass ich das erst einmal aufgab und stattdessen hier diese Zeilen schrieb.

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Montag, 2. September 2019
Auf den Spuren von Sitting Bull
Sonntag, 1.9.
Nach WiFi-Ausnutzung, Frühstück und Katzenwäsche ging es gegen neun auf die Piste, weiter die I 94 West entlang. Hier darf man übrigens sogar 74 Meilen pro Stunde fahren, das sind so 112 km/h. Meine für heute per Airbnb gebuchten Gastgeber in Bismarck hatten kommuniziert, dass sie gegen eins aus der Kirche zurück sein würden und ich ab da kommen könne. Da ich aber schon so halb 12 in Bismarck (seit Fargo bin ich in North Dakota) war, beschloss ich, zuerst ins Indianerreservat südlich der Stadt zu fahren. Sah auf der Karte nah aus, waren am Ende aber auch 100 km hin und 100 zurück ... Ich startete in der am nördlichsten gelegenen Siedlung Canon Ball, die nach dem gleichnamigen Fluss benannt ist. Von den 2016-er Protesten gegen die Pipeline keine Spur. Es gab ein paar Infotafeln vor dem Ort zur Geschichte, ansonsten ist in der Siedlung aber nichts zu sehen. Von dort fuhr ich dann durch bis Fort Yates, wo nicht nur die Verwaltung des Standing-Rock-Reservats ist, sondern auch die Begräbnisstätte des Sioux-Häuptlings Sitting Bull. Dort steht ein Gedenkstein, und der ist geschmückt mit diversen indianischen Gaben. Der Ort war aber nicht weiter ausgeschildert. In Fort Yates hat man vom Hügel mit dem Wasserturm des Stammes aus auch einen ganz schönen Ausblick hinunter zum Missouri. Vor dem Verwaltungsgebäude findet man, ebenfalls schlecht ausgeschildert, den heiligen Stein, der zum Namensgeber des Stammes wurde. Dann verließ ich Fort Yates wieder gen Norden, fuhr kurz vor dem Kasino – das muss wohl sein – rechts ab Richtung Lake Oahe/Marina, denn dort sollte es einen Trail geben. Dort ist ein Prairie Knights RV Park, ein Caravanpark, RV steht für „recreational vehicle“. An dessen Sanitärgebäude gab es einen kleinen Parkplatz, und dahinter diverse Wege durch Prärie- und Waldland. Die waren unmarkiert und unübersichtlich, aber weit weg führten sie nicht, man konnte also einfach seiner Nase folgen. Ich entdeckte wieder Rehe/Hirsche, die aber deutlich scheuer hier waren und mir keine Chance boten, sie abzulichten. Die Pflanzenwelt hier war sehr gegensätzlich durch die Mischung von Prärie und Wald. Diverse Infotafeln sorgten wieder für einen Lerneffekt, allerdings wird mir die Fülle an botanischen Informationen langsam zu viel – der Kopf macht dann irgendwann zu. Nachdem es anfangs ganz grau war, prasselte nun wieder die Sonne, es kam mir deutlich wärmer vor als die (von meinem Auto) angezeigten 24 Grad. Als ich nach meiner heute wirklich nur kurzen Wanderung wieder aus dem Reservat hinausfuhr, war ich trotzdem erschöpft. Nicht von der körperlichen Anstrengung, sondern vom geistigen Stress des Unterwegsseins und Keine-Ruhe-Findens. Deshalb ließ ich den Fort Lincoln State Park rechts liegen und fuhr direkt zu meiner Bleibe, wo ich halb fünf eintraf. Nach meinem „Einzug“ hatte ich trotzdem so viel zu sortieren und abzuarbeiten, dass ich doch erst jetzt, halb neun, mit allem fertig bin. Und müde. Morgen werde ich mir besser nicht so viel vornehmen. Ach ja, geplant werden muss der Tag auch noch ...

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Sonntag, 1. September 2019
Naturkunde und mehr
Sonnabend, 31.8.
Nach Duschen und Frühstück und Räumen und Planen war es dann auch bald dreiviertel zehn und ich spazierte los Richtung „Amphitheater“ (halbkreisförmige Sitzgruppe mit Holzbänken), wo um 10 eine Führung starten sollte, und zwar der „Interpretive Hike“ mit Bruce Ause. Eine Naturführung sozusagen. Im Office hatte ich erfahren, dass Bruce seit unzähligen Jahren sowas macht und dort quasi zu Hause ist. Grund genug, ihn zu seiner Geschichte zum Frontenac State Park zu befragen. Ich habe mir nämlich vorgenommen, nicht nur eigene Eindrücke zu sammeln und Orte zu sehen und zu erleben, sondern auch Geschichten von Leuten einzusammeln. Jim hatte mir schon seine Story zum Devil’s Lake erzählt. Jedenfalls war ich deshalb etwas eher da, um Bruce für mein Anliegen zu gewinnen, und er sagte auch zu. Er hat früher Naturerlebnistouren mit Kindern organisiert, ist jetzt Pensionär und bietet diese Führungen kostenlos an. Um zehn waren erst nur drei Interessierte da, aber es wurden dann doch noch mehr. Der Spaziergang ging zunächst durch den prärieartigen Teil des Parks und endete im bewaldeten Hang. Ich lernte, dass man aus den Früchten des hier beheimateten Essigbaums Limonade machen kann, oder auch einen Sirup gegen Halsweh, ich lernte die „white snake rod“ kennen, eine weiß blühende Pflanze, die Kühe besser nicht fressen sollten, weil sie sie und ihre Milch vergiftet. An solch vergifteter Milch soll Abraham Lincolns Frau gestorben sein. Die Goldruten, die so herrlich von den Monarchfaltern umflattert wurden – so viele habe es lange nicht mehr gegeben, meinte Bruce – sind hier heimisch und gern gesehen. Ganz anders als der „buckthorn“ (Sanddorn), der als invasive Pflanze hier bekämpft wird. Erdhäufchen hier sind nicht von Maulwürfen, sondern von „gophers“ (Taschenratten), das Tier ist auch Maskottchen der Universität von Minnesota. Außerdem wies uns Bruce auf Schreie eines Fasanenhahns hin, zeigte und erklärte uns Vogelnester, auf essbare Beeren usw. Nach der gut einstündigen Tour setzte sich Bruce zu mir auf die Bank und erzählte mir, wieso er gern und oft dorthin kommt. Dann machte ich mich, es war mittlerweile fast Mittag, auf die Socken Richtung Nordwesten. Kurz vor St. Paul fuhr ich vom freeway ab, um einzukaufen (Lebensmittel) und bei Starbucks zu parken,um das WiFi zu nutzen. So ein Stop dauert dann auch immer seine Zeit, und so wurde es ziemlich spät, als ich im nächsten State Park ankam. Ich hatte mir den Carlos Lake State Park bei Alexandria herausgesucht – weil er auf der Strecke Richtung Glacier National Park liegt. Es war schon viertel sechs, als ich dort parkte. Das Visitor Center war geschlossen, also lief ich einfach drauflos. Dass eine Umrundung des Sees nicht zu schaffen sein würde, sah ich dann. Es fand sich aber ein Hinweisschild mit ausgewiesenen Wegen, die die meisten mit Fahrrad zu befahren schienen, denn mir begegneten nur zwei Fahrradpärchen. Der Trail ist nicht sonderlich spektakulär, aber man kann dort wunderbar laufen und die Natur genießen. Ich staunte nicht schlecht, als zwanzig Meter vor mir plötzlich Wild im Wald stand und mich anschaute. Ich weiß leider nicht, was für eine Reh-/Hirschart das war. Später sah ich sogar ein noch größeres Exemplar, das dann wohl ein männliches Tier war, aber der Bock war so schnell ins Dickicht gesprungen, dass ich keine Chance hatte, ihn abzulichten. Ich lief die erweiterte Runde um den „verborgenen See“ – der machte seinem Namen alle Ehre, viel bekam man von ihm tatsächlich nicht zu sehen! Daran schloss ich den Maple-Basswood-Trail an, auf dem ich über die hiesige Baumwelt informiert wurde. Details lasse ich da mal aus ;) Ein Waschbär in seinem natürlichen Habitat rundete das Ganze ab. Nach anderthalb Stunden, zuletzt verfolgt von Mücken, kam ich wieder am Visitor Center an. Dort schnappte ich mir alles für mein Abendessen und ging damit zum Ufer des Sees Carlos, wo ich mich auf der scheinbar einzigen, aber freien Bank niederließ und zu Abend aß. Danach hatte ich erst überlegt, auf dem Parkplatz eine nahegelegenen Kirche die Nacht zu verbringen, aber da hätte ich keinen Zugang zu Sanitäranlagen gehabt, weshalb ich ein „rest area“ an der Interstate anpeilte. Der erste Rastplatz gefiel mir aber nicht und hatte im Netz auch nicht so gute Bewertungen, der nächste war aber noch 115 Meilen entfertnt. Er sollte aber gut sein, deswegen entschloss ich mich, obwohl es schon dunkel war, noch weiter zu fahren. So kam im Dunkeln durch das cineastisch berühmt gewordene Fargo. Der Rastplatz „Oriska Rest Area“ bot dann saubere Anlagen, genug Platz war auch und – das Schmankerl – es gab WLAN! Gegen halb elf legte ich mich schlafen und verbrachte eine ruhige Nacht.

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Samstag, 31. August 2019
Vielfalt am Lake Pepin
Freitag, 30.8.
Ich hatte mir vorsichtshalber auf um sieben einen Wecker gestellt, das war aber nicht nötig. Es wurde eher hell, und es kamen auch einige, die dort ihre Bootsanhänger abstellten. Froh war ich über meinen warmen Schlafsack, denn morgens waren es nur 9 Grad, und ein Auto isoliert so gar nicht. Zum Frühstücken schlappte ich hinüber zum See, und zwei vor acht, als das Visitor Center öffnete, stand ich dort vor der Bude, um zu bezahlen. Ich ließ mir sicherheitshalber auch eine Quittung geben. Dann brach ich auf zum nächsten Ziel. Über die Interstate 90 ging es bis La Crosse, wo ich kurz abfuhr, um zu tanken – so ein SUV schluckt ganz schön was, dafür kostet eine dreiviertel Tankfüllung nur 35 $. Außerdem gab es in der Nähe ein Starbucks-Café, ich parkte dort vor der Tür und nutzte das WiFi, um meine Story hochzuladen. Bei La Crosse überquerte ich den Mississippi, und von da an fuhr ich die US 61 hoch, immer am Fluss entlang. Ich kam dann am Eagle Center von Wabasha vorbei, in Lake City hielt ich Ausschau nach möglichen Parkplätzen für eine Übernachtung. Dann erreichte ich den Frontenac State Park, den ich mir mit dem Finger auf der Landkarte ausgesucht hatte. Beim Check-in sah ich, dass einerseits der Campingplatz hier „nur“ 23 $ kosten würde, dass er andererseits aber als voll angezeigt wurde. Das lag an dem langen Wochenende. Für die Amerikaner ist am Montag Labour Day, keine Ahnung, warum die das nicht am 1. Mai machen. Ich fragte trotzdem nach, weil ich ja nur ein winziges Plätzchen für mein Auto brauchte. Aber voll ist bei denen voll. Also erwarb ich nur eine State Park Tageskarte für 7 $. Die braucht man auch mit C-Platz, so dass man dann insgesamt auch auf 30 $ kommt ... Um das mal nebenbei zu erwähnen: Ich habe ein Tagesbudget von 55 $ errechnet, alles was darüber geht, frisst meine mageren Ersparnisse, die eigentlich nur für Extras wir Autoupgrade, besondere Anschaffungen und Nationalparkjahresticket gedacht waren. Im Moment stehe ich nur bei -3 $ in der Summe, aber das wird schwer durchzuhalten sein. Ungeachtet dessen fuhr ich relativ entspannt auf den Parkplatz im State Park, der direkt neben einer Picknickstelle lag. Ich nutze die Sanitärgebäude, füllte auch gleich Wasser nach, dann ging ich mit dem Plan des Parks in der Hand drauflos. Als Erstes genoss ich den Ausblick vom Old Frontemac Overlook, dann stieg ich den Lower Bluffside Trail hinab durch Laubwald und an Kalksteinhängen vorbei Richtung Mississippi. Am Ende des Trails kraxelte ich dann auch direkt bis ans Ufer hinunter, wo ich mir ein Päuschen gönnte. Es folge ein Aufstieg, logisch. Hinter mir kam eine Gruppe Amerikaner hoch, die mir näher kamen, obwohl sie unentwegt schwatzten und ich unentwegt schnaufte. Entweder waren die besonders fit oder ich bin ziemlich unfit ;) Der In Yan Teopa Rock, ein großes Kaksteintor, entschädigte für die Mühen. Dann lief ich über den Campingplatz und wunderte mich, denn es sah noch ziemlich leer aus. Allerdings würden die Leute ja wohl auch erst heute gegen Abend anreisen, die das lange Wochenende nutzen wollten. Karte und Weg waren so gestaltet, dass jede Wegkreuzung mit einem Buchstaben gekennzeichnet waren, keine schlechte Idee. Von C nach B ging es dann durch offenes Gelände mit fast mannshohen Gräsern und Stauden, und dort flatterten jede Menge Monarchfalter (denke ich) fröhlich im Sonnenschein herum, für mich ein Highlight. Es gab des Weiteren Teiche, schluchtige Laubwaldwege mit Schlangenwarnschildern und Brombeeren zum Naschen, Kiefernwald fand sich auch. Außerdem ließen sich ungewöhnlicherweise einige Vögel von mir ablichten und flogen nicht weg, ehe ich ausgelöst hatte. Ein Chipmunk und zwei sehr scheue Eichhörnchen gehörten auch zum Programm. Der letzte Höhepunkt auf meiner Strecke war ein kleiner Stichweg, eine Sackgasse, die bezeichnenderweise zum „Eagle Point“ führen sollte. Und dort war nicht nur die Aussicht toll, es war nicht nur ruhig und menschenleer, nein, während ich dort auf der Bank saß, setzte sich plötzlich ein Adler in den kahlen Baum nebenan. Allerdings merkte er sehr schnell, dass er Gesellschaft hatte und war im Nu wieder verschwunden – kein Foto. Aber ein schönes Erlebnis. Nach meinem 11-km-Rundweg kam ich wieder zum Parkplatz und sah, dass ein Zettel unter meinem Scheibenwischer klebte – ungutes Gefühl ... Darauf stand aber, wenn ich diejenige gewesen sei, die einen C-Platz gewollte habe, es hätte eine Stornierung gegeben und man würde mir den Platz noch eine Weile frei halten. Die Notiz war von 12:45, da war ich gerade 10 min unterwegs gewesen, und jetzt war es 10 vor fünf. Ich rief gleich im Office an, der Platz war noch frei, ich fuhr vor, um alles klar zu machen, dann bezog ich meinen Stellplatz – auf dem gut und gerne noch jemand hätte Platz finden können, wie ich fand. Und da sitze ich nun im Campingstuhl neben der hölzernen Sitzgruppe (denn der ist bequemer) und muss nun überlegen, wohin es morgen gehen soll. Denn einen konkreten Plan habe ich nicht, nur eine grobe Richtung ...

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Freitag, 30. August 2019
Hilfsbereite, freundliche und milde Amerikaner und eine Runde um den Teufelssee in Wisconsin
Donnerstag, 29.8.
Als ich frühstücken kam, waren meine Gastgeber John und Peggy auch gerade in der Küche. Sie boten mir gleich Kaffee an. Dann machte ich mit ihnen aus, dass ich vor meinem Rückflug auch wieder dort übernachten werde. Als ich dann aufbrechen wollte, trug mir John nicht nur wegen meines Knöchels den schweren Koffer runter, sondern ich wurde auch noch mit allerlei Equipment ausgestattet! Besteck, Müslischüssel, Kühlbehälter mit Eispacks, Kissen, Schirm, Campingstuhl ... Unglaublich! Gegen neun brach ich dann bestens ausgestattet auf. Ich fand den State Park mal wieder nicht auf dem Auto-Navi, weswegen ich mit Waze navigierte, das wollte ich ja sowieso laufen lassen. Mautstraßen mied ich, das kann man einstellen, und es ging größtenteils nicht über Interstates nach Wisconsins. Wisconsins ist Trumpland, man sieht dort Maisfelder, viel Industrie gibt es eher nicht. Nach dreieinhalb Stunden hatte ich den Devil’s Lake State Park (Südostseite) erreicht. Ich wollte dort auf den Parkplatz in Strandnähe fahren, aber dafür wollte man dort sage und schreibe 16 $ haben, das sah ich nicht ein, also wendete ich und fuhr so weit zurück, bis keine „Hier nicht Parken“-Schilder mehr standen und ich an der Straße eine Ausbuchtung fand. Der Platz war auch schön schattig. Sicher war ich mir allerdings nicht, dass ich dort ohne zu bezahlen parken durfte. Ich griff meinen bepackten Wanderrucksack und startete die komoot-App. Dann sockte ich los Richtung Pfad. Ich kannte das Höhenprofil und wusste, dass es zweimal so richtig hoch gehen würde und dann wieder ganz runter, aber als ich den sich vor mir auftürmenden Steinhaufen sah, kamen mir kurz Zweifel, ob mein Knöchel wirklich wieder fit dafür genug ist. Ich würde zumindest gut aufpassen müssen, ja nicht wieder umzuknicken. Der Aufstieg trieb mir Röte ins Gesicht und Schweiß in alle Poren. Ich schnaufte ganz schön. Letztendlich war es aber halb so wild. Der Pfad war gut befestigt, das erleichterte das Ganze. Dann zog sich der Himmel zu, der Wind frischte merklich auf und es fielen auch ein paar Tropfen. Aber noch bevor ich den Nordstrand erreicht hatte, knallte wieder die Sonne. Badesachen hatte ich vergessen einzupacken, sonst hätte sich dort eine Badepause angeboten. Am anderen Ende des Strands gab es einen Wanderpfad am Ufer entlang, aber meine Route führte mich wieder hoch hinauf. Ich wurde mit wunderbaren Ausblicken belohnt, durfte mich wieder wie ein Adler fühlen und sah auch große Greifvögel herumfliegen dort, aber ich konnte sie nicht identifizieren. Am südlichen Ende des Sees ging es wieder hinab, dort entdeckte ich dann auch einen Parkplatz mit Toilette, der keinerlei Einschränkungen zu unterliegen schien und auf dem man nichts bezahlen musste. Und gleich gegenüber war eine Bootseinsetzstelle mit Steg und Hundestrand. Ich beschloss, nach Beendigung meiner Wanderung mit dem Auto dahin umzuziehen. Auf der letzten Meile begegnete ich dem Pensionär Harry aus Baraboo, der jeden Tag hierher kommt, wir hatten einen ganz kurzen Schwatz und umarmten uns zum Abschied. Nach drei Stunden war ich wieder am Auto. Ich fuhr auf den entdeckten Parkplatz und packte erst einmal was zu essen aus. Unterwegs hatte ich nur Banane und Apfel gegessen. Und es sah so aus, als würde ich heute ganz ohne Geldausgeben durch den Tag kommen. Gut so, ich war budgetmäßig schon ins Minus gerutscht. Dann schnappte ich mir den Campingstuhl und setze mich ans Ufer, beobachtete, wie Hunde badeten und Bälle aus dem Wasser holten, wie einer vergeblich versuchte, dort eine Angel auszuwerfen. Dann wurde es ruhiger und ich schlappte zurück zum Auto, um mich in Badesachen zu werfen. Ich konnte mein Zeug gut auf dem Steg ablegen und dann ins Wasser gehen. War anfangs etwas kalt, aber dann angenehm erfrischend. Und jetzt sitze ich hier wieder im Campingstuhl, beim Schreiben ist die Sonne mittlerweile hinter den Bäumen verschwunden. Ich werde mich aber bald ins Auto zurückziehen, denn mich umschwirren schon die Mücken ...
Nachtrag: Ich lag ganz bequem in dem Auto und schlief auch ganz gut, jedenfalls bis nachts um zwei. Da leuchtete ein Officer mit der Taschenlampe in mein Auto und klopfte an. Es war nicht erlaubt, über Nacht dort im State Park zu bleiben, es sei denn auf dem Campingplatz. Er verpasste mir ein Ticket, das ich bei einem nahegelegenen Gericht bezahlen sollte, klang kompliziert. Als ich erfuhr, dass das Ganze 160 $ kosten sollte, war meine Bestürzung nicht gespielt. Er hatte Mitleid. Ich sollte am nächsten Morgen um acht Uhr dort weg sein und umgehend beim Visitor Centre am Nordufer die Campsite-Gebühr in Höhe von 30 $ bezahlen. Das versprach ich, und er hatte ja ohnehin alle meine Daten aufgenommen. Danach schlief ich nicht mehr ganz so gut ;)

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Donnerstag, 29. August 2019
Chicagos Umland überrascht!
Mittwoch, 28.8.
Für heute hatte ich mich mit meinem FB-Freund Jim verabredet, der uns vor zwei Jahren schon zum Segeln einladen wollte. Dieses Mal hatte ich Zeit für ein Treffen. Wir einigten uns auf einen frühen Start in den Tag (6:45 Uhr), das kam meinem noch sehr gestörten Zeitrhythmus entgegen. Jim war sogar pünktlich, von Nicht-Deutschen ja eher nicht zu erwarten! Allerdings stand er mit seiner BMW vor der Tür, nicht mit ‚seinem’. Für mich hatte er Jacke, Handschuhe und Helm dabei - also auf ging es! Zunächst einmal zu „Double Yolk“ zum Frühstücken: pochierte Eier (medium!) mit hashed browns und Toast, amerikanisches Frühstück eben. Da wir bei unserem Familienurlaub offenbar schon alles Interessante von Chicago gesehen hatten, wie sich herausstellte, schlug Jim dann eine Fahrt zum Wandern in einen nahegelegenen State Park vor – das war eine super Idee, zumal ich von selbst nie darauf gekommen wäre. State Parks sind kleinere Naturschutzgebiete als Nationalparks, sicher auch weniger spektakulär als viele Nationalparks, aber dennoch absolut eine Reise wert. Das galt jedenfalls für diesen. Wir waren – das dann allerdings mit dem Auto – im Starved Rock State Park. Anderthalb Stunden fährt man allerdings schon bis dahin, für hiesige Verhältnisse ist das aber „vor der Haustür“. Zuvor jedoch machten wir noch einen Abstecher auf das Fermilab-Gelände – dort ist ein Teilchenbeschleuniger verbuddelt, oben sind die Forschungsgebäude und Häuschen für die Wissenschaftler, aber ansonsten ist dort Feuchtgebiet und Farmland, und es gibt dort Seeadler zu sehen, Truthahngeier (turkey vulture), Graureiher (great blue heron) sowie eine Büffelherde, sogar mit Nachwuchs. Zum State Park ging es mit Unterstützung durch die App „Waze“, die ich mir sogleich auch aufs Handy lud, nur sicherheitshalber ... Im Visitor Centre gab ein gebürtiger Nordire freudig Auskunft über die Trails (Wanderwege) dort, eine kleine Karte gab es auch, und ich startete meine neueste App-Entdeckung komoot, um die Route aufzuzeichnen und auf der sehr guten Karte sehen zu können. Nötig war die jedoch dort nicht, denn verlaufen war dort aus verschiedenen Gründen ausgeschlossen: Die Wege führten in Schluchten hinein oder daran entlang, woanders ging es quasi nicht entlang – und man sollte dort auch tunlichst auf den Wegen bleiben, es gibt dort nämlich reichlich Giftefeu („Kletternder Gift-Sumach“/poison ivy)! Warntafeln wiesen darauf hin, und Jim zeigte mir auch diverse Pflanzen am Wegesrand. Außerdem war die Ausschilderung super, und genug Leute liefen dort auch herum, morgens erst nur wenige, aber am Nachmittag wurde es regelrecht voll. Als Erstes machten wir die Tour zum St. Louis Canyon. Und gleich auf den ersten Metern musste ich mit dem Fuß umknicken! Ging aber. Der Boden ist dort ganz feinsandig, weswegen es in der Umgebung auch etliche Sandgruben gibt, aber viele Wurzeln liegen deshalb auch frei. Das Gestein schien auch eine Art Sandstein zu sein, mit vielen Furchungen und kleinen Höhlen. Am Ende des St. Louis Canyon trifft man auf einen Wasserfall, sicher mit deutlich mehr Wasser im Frühjahr als im Spätsommer, aber gerade das wenige Wasser hatte seinen Reiz: Man konnte sich quasi darunter stellen. Als Nächstes erklommen wir dann den eigentlichen „Starved Rock“. Das ist ein Felsplateau oberhalb des Illinois River, auf dem laut Legende einst ein ganzer Indianerstamm von seinen Feinden (deren Häuptling dieser Stamm getötet hatte) eingekesselt und ausgehungert wurde (to starve = hungern). Von dort aus sah man hinab auf eine Staustufe mit Schleuse, auf Pelikane(!), die sich dort tummelten, und auch Truthahngeier kreisten hier. Im French Canyon lief das Wasser an dessen Ende noch spärlicher hinab, aber sehr idyllisch ist der Ort dennoch – oder gerade deshalb. Es folgten Pontiak Canyon, Wildcat Canyon und der Sandstone Point Overlook. Von dort ging es Treppen hinab zum Fluss und des Flusspfad entlang zurück, ein großer Schmetterling mit blauen Flügelenden flatterte dort fröhlich herum. Zum Abschluss genossen wir den Ausblick vom Eagle Cliff Overlook – dort hinabblickend kann man sich wirklich wie ein Adler fühlen ... Im nahegelegenen Städtchen Utica gab es leckeren Burger und leckeres Ale, das man dort sogar vorab verkosten darf ...
Zurück in Chicago holte ich mir in der Drogerie noch Kontaktlinsenflüssigkeit, von meinen Gastgebern bekam ich noch einen Kühlakku für meinen Knöchel, der nun doch ein wenig anschwoll. Hoffentlich kann ich damit morgen um den Devils Lake laufen.

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Mittwoch, 28. August 2019
Es ist weit bis nach Chicago!
Dienstag, 27.8.
Es hat alles geklappt: Wir waren halb fünf aufgestanden, um fünf losgefahren und überpünktlich in Berlin angekommen, mein Koffer wog tatsächlich „nur“ 22,9 kg, beim Sicherheitscheck wurde ich zwar äußerst gründlich untersucht, aber da war nichts. Beim Flug über Deutschland – ich saß am Fenster – erkannte ich zwei Landschaften aus der Luft: die Mündung der Saale in die Elbe und die Talsperre Schönbrunn, die ich erst vor drei Wochen umwandert hatte! Das erfreute mich, meine Reiselust stieg. In Zürich war der Weg zwar weiter, als ich vermutet hätte, aber angesichts ausreichender Umsteigezeit war das kein Problem. Die Flughafenbahn fuhr durch einen Tunnel, und dazu wurden „typische“ Schweizer Geräusche eingespielt: Muhen, Geläute ... Das brachte so manchen zum Schmunzeln. Im Flieger nach Chicago hingen wir erst eine Weile fest, bis es los ging, die 9 ½ Stunden überbrückte ich unter anderem mit drei Filmen: „Notes on a scandal“, „The professor and the madman“ und „The hours“ – alle keine schwere Kost, aber durchaus empfehlenswert. Dazwischen gab es was zu essen und zu trinken, da gab es nichts zu meckern. Dazwischen gab es offenbar aber auch zu viel Leerlauf, denn mit zunehmender Flugdauer wuchs in mir die Frage: Warum tust du das? Warum fliegst du weg von denen, die dir was bedeuten? Ich war mir auf einmal gar nicht mehr sicher, ob ich das wirklich wollte. Diese Gedanken verflogen wieder, als die Maschine gelandet war: Amerikanische SIM-Karte aktivieren, Einreiseautomaten bedienen, kurz die Quittung vorzeigen und drei Fragen beantworten, Gepäck abholen, Zoll – bis dahin war alles easy. Dann schaute ich aus nach Car-Rental-Schildern. Die wiesen aber ins Nichts. Ich fragte jemanden, der wies auch ins Nichts. Dieses Nichts war eine unscheinbare Bushaltestelle, die mit abholenden Autos zugesetzt und nicht weiter gekennzeichnet war. Dann kam zum Glück ein Bus, der entsprechend beschildert war. Dreiviertel vier war ich bei Alamo. Dort ging alles sehr flott, bis zu dem Punkt, an dem ich erwähnte, dass die Rückbank möglichst flach umklappbar sein sollte, weil ich in dem Auto auch schlafen wollte. Ich entschied mich für ein Upgrade, bei dem das 100%-ig gewährleistet war und es ein GPS (Navi) als Extra dazugab. Muss ich dann durch entsprechende Nutzung wieder einsparen ... Worauf ich verzichtete, war EasyToll, das kleine Gerät zum Mautbezahlen, denn das sollte hier pauschal 10 Dollar pro Tag kosten, das kam nicht in Frage. Die große Kiste, die man mir vorfuhr, ließ ich mir dann gleich meinen Zwecken entsprechend einrichten und in aller Ruhe erklären, ist nämlich ein ziemlich modernes Teil und nigelnagelneu. Die Adresse meiner Airbnb-Unterkunft gab ich bei der Gelegenheit auch gleich ein. Dummerweise kam ich dann über eine Toll-Straße, obwohl der Weg ohne sein sollte. Und als ich in der richtigen Straße war, gab es genau die Hausnummer dort nicht wirklich. Ich rief den Vermieter an. Es stellte sich heraus, dass ich in Elmhurst statt Oakpark war, also im falschen Stadtteil ... Zum Glück hatte ich den Wegpunkt zu Hause bei GoogleMaps gespeichert, so dass ich mich von meinem Handy navigieren lassen konnte, das klappte dann zielgenau, auch wenn ich an der Hintertür ankam. Ich richtete mich kurz ein, dann lief (!) ich vor zum Anfang des Häuserblocks, um ein paar Esswaren einzukaufen. Nach dem Blick auf die Rechnung fragte ich mich kurz, ob ich nicht auch hätte essen gehen können ...
Jetzt ist es in Deutschland morgens um 5 und hier abends um 10 ...

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